Schlosser: “der Vollzug wurde telefonisch auf die Wohnwagen hingewiesen”

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Eigentlich könnte Markus Schlosser mit ein paar Sätzen Klarheit schaffen. Warum er das nicht schon am Pfingstwochenende von sich aus tat und (zumindest auf die Anfrage der Redaktion dieser Seite) noch immer nicht tut, bleibt sein Geheimnis. Immerhin nähert sich der Ordnungsdezernent der ein oder anderen Tatsachenaussage an. So stellte Schlosser auf mehrere dezidierte Fragen fest: “Der Vollzug wurde telefonisch auf die Wohnwagen auf der Pfingstwiese / Sauwiese hingewiesen”. Was der städtische Vollzugsdienst daraufhin machte, insbesondere ob er die Wohnwagennutzer*Innen von der Sauwiese wegschickte, stellt Schlosser nicht konkret dar.

Er hat dies aber gestern gegenüber Dritten so kommuniziert. Und räumte auf unseren Vorhalt ein: “Ihre Aussagen sind aber nicht falsch, aber tw (Anmerkung der Redaktion: wie verstehen tw als “teilweise”) auch irreführend”. Leider blieb trotz Nachfrage unklar, welche Details Markus Schlosser als “nicht falsch” und welche als “auch irreführend” einschätzt. Schon die Bezeichnung “Roma” für die Wohnwagennutzer*Innen verwendet Schlosser nicht. Er verwendet gar keine Bezeichnung. Wir bezeichnen die Gruppe als “Roma”, weil die auf dem Planiger Kerweplatz campierenden Personen sich im persönlichen Gespräch am Sonntagnachmittag wörtlich selbst so bezeichnet haben.

“Die absolut richtige und entscheidende Frage”

Unbeantwortet bleibt vorerst unsere Frage, “warum die Roma die Sauwiese verlassen sollten, wo sie doch vollkommen autark gewesen wären und durch die Gastauftritte in den Vorjahren ihre Konfliktarmut belegt haben”? Auch die Zusatzfrage, “warum das Verweisen von der Sauwiese von der Stadt / Ihnen / wem auch immer weder am Samstag noch am Sonntag noch am Montag kommuniziert wurde”, wartet auf eine Antwort. Immerhin konnten wir dem Beigeordneten in einem Punkt die Bewertung “da stellen Sie die absolut richtige und entscheidende Frage” abringen. Und zwar bezüglich des Umzuges der Roma von der Sauwiese auf den Planiger Kerweplatz.

Wieso ein anderer Standort in der gleichen Stadt?

Der Beigeordnete Schlosser fragt dazu “wieso ein anderer Standort in der gleichen Stadt”? Auch diese wenigen dürren Aussagen werfen neue Fragen auf. So gab die Polizei beim Planiger Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf am Samstagabend an, sie habe bei der Stadt niemanden erreichen können und wende sich daher an ihn. Das erzwingt geradezu die Frage, wie es sein kann, dass der Vollzug zuvor von der Anwesenheit der Wohnwagen auf der Sauwiese “telefonisch” erfahren haben will – und nach dem Umzug der Roma selbst für die Polizei nicht mehr erreichbar war. Da paßt es eigentlich gut, dass morgen der Rat der Stadt tagt. Dort dürfen Stadtratsmitglieder Fragen an die Verwaltung stellen.

Trifft der Vorwurf der Platzbesetzung zu?

Und möglicherweise dämmert dem ein oder der anderen im Rat, dass die Aufklärung all dieser Fragen dringend not tut, um Gerüchte und Fehlinterpretationen auszuräumen. Denn es sollte eine Frage des örtlichen Selbstverständnisses sein zu klären, ob der gegen die Roma erhobene Vorwurf, den Planiger Kerweplatz willkürlich besetzt zu haben, überhaupt stimmt. Wenn nicht, würde es schon der Anstand erfordern (früher nannte man das: typisch deutsch) sich bei diesen Menschen für die Verdächtigungen zu entschuldigen. Aber gerade jene, für die das “Deutschsein” ein höchst relevanter Wert für sich ist, kümmern sich leider um das, was tatsächlich typisch deutsch ist, nämlich zB Ehrlichkeit und Selbstkritik, nicht.

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02.06.20 – “Roma hinterlassen den Kerweplatz besenrein”
01.06.20 – “Wer schickte die Roma von der Sauwiese zum Planiger Kerweplatz?”
31.05.20 – “Unruhe in Planig: Kerwe- zum Campingplatz umgenutzt”