Wer schickte die Roma von der Sauwiese zum Planiger Kerweplatz?

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

In Planig ist es seit Samstagabend DAS Thema. Die Ankunft von rund 40 Roma auf dem Kerweplatz. Der war, wie Recherchen dieser Seite belegen, gar nicht der erste Standort der Gruppe für ihr Pfingstlager. Vielmehr standen die gut motorisierten Zugmaschinen mit den sehr komfortablen Wohnanhängern am Samstagvormittag bereits auf der Sauwiese. So nennen die alten Bad Kreuznacher die Naheaue östlich des Naheweinzeltes, also südlich des Hochwasserschutzdammes. “Schön ordentlich in einer Reihe aufgestellt”, hat sie Stadtratsmitglied Karl-Heinz Delaveaux dort am späten Samstagvormittag von seinem Haus auf dem Martinsberg aus gesehen. Und auch ein Anwohner der Pfingstwiese bestätigt:

“Die waren gegen 10 Uhr erst bei uns unten. Und sind dann spät nachmittags von einem Moment auf den anderen wieder weggefahren”. Als wir das Camp in der Nacht von Samstag auf Sonntag aufsuchten, trafen wir vor der Sparkassenfiliale einen der Reisenden. Auf die Frage, wer den Tipp mit dem Kerweplatz gegeben hat, antwortete dieser: “Mann von Uniform”. Das Gespräch wurde in diesem Moment abrupt durch weitere eintreffende Roma unterbrochen. Der Versuch von den Roma am Sonntagnachmittag mehr zu erfahren, scheiterte an fehlender Kommunikationsbereitschaft auf Seite der Reisenden. Konkrete Fragen nach dem Hinweisgeber wurden abgeblockt. In einem sich über 35 Minuten hinziehenden Gespräch wurden wechselweise “Gott” und “Jesus Christus” als Informanten benannt.

Diese Roma sind “ordentliche Leute”

Die in dem Gespräch deutlich gewordene Verspannung der Gruppe wird allerdings durch die Information eines Insiders nachvollziehbar. Der weiß zu berichten, dass diese Romagruppe schon seit vielen Jahren nach Bad Kreuznach kommt und hier für verschiedenene Dienstleistungen im Bereich des Metallhandwerks Auftraggeber hat. Der Informant kennt nach eigenen Angaben mehrere Mitglieder und den Gruppenchef persönlich und schätzt diese als “ordentliche Leute” ein. Diese würden arbeitsbedingt für zwei oder drei Tage hierher kommen und dann weiterreisen. Bereits “über zehn Jahre” würden sie ihr Lager auf der Sauwiese aufschlagen. Noch nie habe es Probleme gegeben. Diese Angaben hat ein weiterer Zeuge bestätigt. Und der ist sich sicher, dass der Umzug von der Sauwiese auf den Planiger Kerweplatz von einer Amtsperson veranlaßt wurde.

Verwaltungsinterne Intrige?

Was zur Aussage des von uns befragten Roma passen würde. Dafür komme sowohl ein Uniformträger als auch eine Person mit einem Dienstausweis in Frage. Diese Person muß zudem über aktuelle Ortskenntnisse vom Kerweplatz verfügen. Denn der war ausgerechnet am Samstag fast vollständig frei. Noch vor wenigen Wochen standen dort mehrere größere Anhänger, das INEXIO-Mobil und andere Fahrzeuge. Ein Polizeibeamter scheidet in den Augen unseres Informanten als “Umleiter” aus. Denn die Polizei hat mit dem Thema, ohne von einem Grundstückseigentümer eingeschaltet worden zu sein, gar nichts zu tun. Hinreichende Motive finden sich dementgegen für eine verwaltungsinterne Intrige. Denn es ist bekannt, dass gerade im Stadtteil Planig eine besondere Empfindlichkeit für die Nutzung ausgerechnet des Kerweplatzes durch Fremde besteht.

“Deeskalierend”

“Die Roma wurden ohne selbst zu wissen, was das bedeutet, gezielt da hingeschickt, damit es Ärger gibt,” ist sich unser Informant sicher. Gern hätten wir dazu die Einschätzung von Ordnungsdezernent Markus Schlosser eingeholt und weitergegeben. Aber der Beigeordnete beantwortete weder unsere fernmündliche noch unsere schriftlich an ihn herangetragene Bitte um Information. Die großherzige Genehmigung durch Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf stellt sich durch die von uns gestern ermittelten Fakten immer mehr als eine richtige Notfallentscheidung heraus. Zudem laut schriftlich verbreitetem “Planiger Buschfunk” vom Sonntag um 15.45 Uhr auch Thomas Forsch für die TSG dem Gästeaufenthalt zugestimmt hat. Und Markus Schlosser soll sich voll hinter diese Lösung gestellt haben, “da deeskalierend”.

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31.05.20 – “Unruhe in Planig: Kerwe- zum Campingplatz umgenutzt”