Mike Mattern wünscht “Mediation für den Bad Kreuznacher Mantelsonntag”

Im Sommer vergangenen Jahres hat Mike Mattern sein gleichnamiges Herrenmodengeschäft in der Mannheimer Strasse 100 (Alte Nahebrücke Nähe Kornmarkt) eröffnet. Jahrzehntelang hatte er für Karstadt-Kaufhof, Media Markt und andere Einzelhandelsriesen bundesweit große Märkte und sogar Einkaufszentren geführt. Und sich als Krönung der persönlichen Berufskarriere den eigenen Laden gegönnt. Weil er in Bad Kreuznach Kindheit und Jugend bis zum Berufsabschluß verbracht hat, “natürlich” hier an der Nahe. Nach seiner Rückkehr ins Elternhaus erkannte Mattern schnell, dass der Einzelhandel vor Ort nicht so kooperiert, wie er das aus anderen Städten kennt. Und dann für ihn der “Schock” mit der Absage des für den 27. Oktober 2019 angesetzten Mantelsonntags.

Den verkaufsoffenen Sonntag Ende Oktober kannte Mike Mattern noch von früher. Als eine Art “gesellschaftliches Ereignis” mit geradezu “identitätsstiftender Bedeutung”. Dessen Rettung hat sich der Mode-Profi zum Herzensanliegen gemacht. Mattern führte viele Gespräche. Auch mit den Gegnern der Sonntagsöffnung. Das Ergebnis seiner Bemühungen hat er in einem “Bürgerantrag” für die Beratung des Stadthaushaltes für 2020 zusammengefaßt. In Rheinland-Pfalz haben die Einwohner*Innen einer Kommune nämlich das Recht (§ 97 Gemeindeordnung), den Kommunalpolitikern eigene Vorschläge vorzulegen. Matterns Idee zur Rettung des Mantelsonntages: ein Mediator soll sich mit Befürwortern und Gegnern der Sonntagsöffnung zusammensetzen und ausloten, ob doch eine gemeinsame Position möglich ist.

Und damit das die Stadt kein Geld kostet, werden die dafür nötigen Aufwendungen von Mike Mattern und seinen Einzelhändlerkollegen gespendet. Mattern sieht trotz der verhärteten Fronten durchaus die Perspektive für eine Verständigung. “Kommunalpolitik und Einzelhandel haben im Umgang mit den Kritikern schwere Fehler gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine ehrliche selbstkritische Abrechnung auf der Befürworterseite die Ablehner unberührt läßt”, stellt Mike Mattern fest. In jedem Fall sei die Mediation ein Weg, beide Seiten näher zu bringen: “die persönlichen Gespräche auch mit den Gegnern waren alle sehr interessant für mich. Wir haben uns etwas zu sagen. Und das sollten wir auch tun”.

Definition Mediation laut Wikipedia:

“Mediation (lateinisch Vermittlung) ist ein strukturiertes, freiwilliges Verfahren zur konstruktiven Beilegung eines Konfliktes, bei dem unabhängige “allparteiliche” Dritte die Konfliktparteien in ihrem Lösungsprozess begleiten. Die Konfliktparteien, auch Medianten oder Medianden genannt, versuchen dabei, zu einer gemeinsamen Vereinbarung zu gelangen, die ihren Bedürfnissen und Interessen entspricht. Der allparteiliche Dritte (ein Mediator oder ein Mediatoren-Team in Co-Mediation) trifft keine eigenen Entscheidungen bezüglich des Konflikts, sondern ist lediglich für das Verfahren verantwortlich. Ob und in welcher Form ein Mediator selbst überhaupt inhaltliche Lösungsvorschläge macht, ist je nach Ausrichtung der Mediation unterschiedlich.

Mike Matterns Antrag im Wortlaut:

“Bürgerantrag für die Etatberatungen für den Stadthaushalt 2020 “Mediation für den Bad Kreuznacher Mantelsonntag”

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Heinrich, sehr geehrte Mitglieder des Finanzausschusses, sehr geehrte Mitglieder des Stadtrates, für eine aktuell dynamisch wachsende, derzeit 161 Mitglieder umfassende Gemeinschaft von Einzelhändlern und Geschäftsleuten aus und um Bad Kreuznach bitte ich Sie im Haushalt der Stadt Bad Kreuznach für das Jahr 2020 folgende Position aufzunehmen:

“Mediation für den Bad Kreuznacher Mantelsonntag”

Aufwand: 1.000 Euro; Finanzierung: zweckgebundene Spenden an die Stadtkasse in selber Höhe (ich persönlich bürge für den Eingang entsprechender Spenden in der Gesamtsumme von 1.000 Euro bis zum 15. Juli 2020 bei der Stadtkasse; um Missverständnisse auszuschließen: sollte außer mir niemand zahlen, zahle ich 1.000 Euro);

Begründung:

Der Mantelsonntag hat als Kundenbindungs- und Marketingveranstaltung (weniger als Verkaufsveranstaltung) eine sehr hohe Bedeutung für den Handelsstandort Bad Kreuznach. Leider haben Bundes- und Landespolitik die Einzelhändler und Geschäftsleute in und um Bad Kreuznach im Stich gelassen. Denn die derzeitige Rechtslage schützt einen verkaufsoffenen Sonntag nur dann, wenn dieser offiziell und nach außen lediglich als Nebenaktion anlässlich bedeutenderer Veranstaltungen angeboten wird. Der hier bei uns hart erarbeitete, bundesweit einmalige Sachverhalt, dass der verkaufsoffene Sonntag an sich das Event ist, dass Kundenmassen in der Stadt zusammenholt, ist derzeit gesetzlich nicht berücksichtigt. Und obwohl das Urteil des OVG Koblenz jetzt schon über ein halbes Jahr aktiv ist, sind uns Einzelhändler und Geschäftsleuten gesetzgeberische Maßnahmen, die darauf abzielen, dieses Unrecht zu beseitigen, nicht bekannt.

Weiterhin ist zu beklagen, dass die Befürworter des verkaufsfreien Sonntages leider nur in Bad Kreuznach tätig werden. Und so geschieht im Namen des Gesetzes gleich doppeltes Unrecht: denn rund um Bad Kreuznach finden verkaufsoffene Sonntage statt. Nur hier nicht. Da ich persönlich bundesweit für große Einzelhandelskonzerne tätig war und lange nicht in Bad Kreuznach lebte, hatte ich die Gelegenheit mich, obwohl ich in unserer schönen Stadt groß geworden bin und hier meine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolvieren konnte, ganz neu und unbefangen in die örtliche Situation “hineinsprechen” zu können. Dabei musste ich feststellen, dass die Verhaltensweise der Personen, die heute die sogenannte Initiative für den verkaufsfreien Sonntag bilden, aufgrund von persönlichen negativen Erfahrungen im Umgang mit der Politik und dem Einzelhandel geprägt sind.

Nachdem ich mir einige Schilderungen angehören konnte, muss ich leider sagen: die Bewertungen sind teilweise nachvollziehbar. So war es nicht richtig und gesellschaftlich destruktiv, seinerzeit die rechtlich möglichen vier verkaufsoffene Sonntage durchzuführen. Denn die Argumente der Sonntagsöffnunsgegner waren und sind werthaltig. Die Sonntage sollen geschützt werden. Jene Einzelhändler und Geschäftsleute, für die ich spreche, erkennen die Notwendigkeit des Sonntagschutzes an. Daher ist für uns auch nur eine einzige Ausnahme sinnhaltig: die fünf Stunden Öffnung am letzten Sonntag im Oktober. Und keine einzige Sonntagsöffnungsstunde mehr.

Leider sind die Fronten zwischen den Beteiligten sehr festgefahren. Daher bitte ich darum, einen neuen Weg zu gehen. Den Weg der Mediation. Ich habe bereits Kontakt aufgenommen mit – für die Sonntagsöffnungsgegner- respektablen Persönlichkeiten, den auch wir zutrauen, einen Ausgleich zu finden. Wichtig ist für uns, dass eine solche Initiative von der Vertretung der Bürgerschaft, also dem Stadtrat, auf den Weg gebracht wird. Dies ist schon daher wichtig damit alle Beteiligten sehen können, wie ernst das Anliegen ist.

Andererseits soll dieser Versuch, zu einem Konsens zu kommen, nicht am Geld scheitern. Mein Eindruck aus den bisherigen Gesprächen war, dass es die in Frage kommenden Persönlichkeiten als Ehre betrachten, diesen Versuch unternehmen zu dürfen, also kein Honorar verlangen. Aber es werden Kosten entstehen, um den Mediator in die Lage zu versetzen, eine entspannte und unter den Corona-Bedingungen auch räumlich angepassten Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Da sicherlich mehrere Gesprächstermine nötig sein werden, halten wir für Raummieten, Getränke und kleine Speisen einen Betrag von 1.000 Euro für ausreichend. Und den bringe ich gerne auf.

Den Namen einer Person, die sich verbindlich bereit erklärt, die Aufgabe des Mediators zu übernehmen, werde ich nach Ihrem Beschluss der Verwaltung ebenso unverzüglich mitteilen, wie die Gesprächspartner auf unserer Seite. Das übrige Verfahren liegt dann allein in den Händen des Mediators, der ggf. anfallende Kosten bis zur Gesamthöhe von maximal 1.000 Euro per Beleg pp bei der Stadtverwaltung geltend zu machen hat. Mit freundlichen Grüßen Mike Mattern”

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