Ausnahmezustand im Gesundheitsamt

Vor allem im Gesundheitsamt der Kreisverwaltung steht der Arbeitsalltag seit Beginn der Corona-Pandemie auf dem Kopf. Der Alltag dreht sich spätestens seit dem 10.03.2020, dem Tag der ersten nachgewiesenen Fälle im Landkreis Bad Kreuznach, fast ausschließlich um das Virus, die Verhinderung der Ausbreitung und die Aufklärung der Bevölkerung. „Doch auch vor diesem Tag Null war Corona im Gesundheitsamt lange präsent. Denn wir wussten, dass es irgendwann auch in unserem Landkreis nachgewiesen sein wird“, erklärt Gesundheitsdezernent Hans-Dirk Nies. Das Gesundheitsamt und dessen Leiter, Dr. Ernst-Dieter Lichtenberg, hatte die Problematik schon seit einigen Monaten im Fokus.

Dr. Ernst-Dieter Lichtenberg (Leiter des Gesundheitsamtes)

„Wir haben den Vorlauf vom Auftreten der Pandemie bis zum nachgewiesenen Eintreffen im Landkreis sehr gut genutzt“, reflektieren Nies und Dr. Lichtenberg. Ende 2019 begannen Treffen des Arbeitskreises med. Kat-Schutz, bei dem Vertreter der Krankenhäuser, Rettungsdienste, Ärzte und weitere wichtige Akteure des Kreises teilnahmen. Es wurden dort bereits Planungen zur Bewältigung der Pandemie angestoßen. Die Aktualisierung und Vorbereitung der Pandemie- und Notfallpläne wurde vorangetrieben und die Aufnahme hochinfektiöser Patienten vorbereitet. Im Januar seien darüber hinaus im Gesundheitsamt selbst die Vorbereitungen zum Schutz der Bevölkerung angelaufen, um beim ersten Auftreten der Problematik direkt Herr der Lage zu bleiben.

„Das ist uns auch gelungen. Schon als das Coronavirus Ende Januar erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde, standen die Grundzüge unserer Strategie zum Umgang damit fest“, erklärt Dr. Lichtenberg. Obwohl nach dem ersten Auftreten in Bayern zunächst keine größere Ausbreitung stattfand, ging im Gesundheitsamt die Planung weiter. So sei etwa bereits Anfang März eine Kooperation mit Bioscentia vereinbart worden, um deren Abstrichstation mitnutzen zu können. „Zu diesem Zeitpunkt war Corona noch nicht im Landkreis angekommen“,erinnert Dr. Lichtenberg. „Aber ein paar Tage später“. Mit dem ersten Fall im Landkreis Bad Kreuznach, der am 10.03.2020 um die Mittagszeit bekannt wurde, profitierte das Gesundheitsamt eben von dieser Vorarbeit.

Dennoch wurde mehr oder weniger schlagartig alles anders: „Die Arbeitstage für das Personal des Gesundheitsamtes wurden länger – täglich und auch an Wochenenden“, weiß der Gesundheitsdezernent. „Die Leistung, die das Personal in den vergangenen Wochen gebracht hat, ist wirklich beeindruckend“, lobt er. Bis zu 1200 Anrufe seien zeitweise täglich auf der bereits zuvor eingerichteten Hotline von einem auf den anderen Tag eingegangen, unzählige Emails kamen hinzu. „Hier glühten regelrecht Ohren, die Mitarbeiter waren angesichts der unzähligen Gespräche zu Dienstschluss heiser“, verdeutlicht Dr. Lichtenberg. Es sei schnell feststellbar gewesen, dass mit dem Auftreten der ersten Erkrankung im Landkreis die Sorge in der Bevölkerung davor schlagartig angestiegen ist.

„Dem galt es, mit vielen Informationen und Hilfestellungen zu begegnen, um Sorgen zu nehmen und Spekulationen zu vermeiden. Rückblickend betrachtet ist es uns auch gelungen“, freuen sich Nies und Dr. Lichtenberg. Doch natürlich war es mit der reinen Beantwortung von Fragen nicht getan. So unterstützte das Gesundheitsamt die Abstrichstelle in Bad Sobernheim bei der Verarbeitung der Laborbefunde, Kontaktketten wurden akribisch nachvollzogen und Maßnahmen – wie etwa die Schließung der beiden Bad Kreuznach Schulen am Tag Null – wurden angestoßen und umgesetzt. „Auf diesem Wege ist es uns gemeinsam gelungen, die Infektionsausbreitung deutlich zu verlangsamen. Anfangs lag der Landkreis landesweit an der Spitze der Neuinfektionen, inzwischen im unteren Drittel“.

Dass sich diese Entwicklung bereits schnell einstellte, sei ein deutlicher Verdienst dieser schnellen ersten Maßnahmen.Auch wenn heute die Zahl der Neuinfektionen sehr gering ist, läuft die Arbeit im Gesundheitsamt weiter auf Hochtouren. Denn auch die Kontaktketten der nun neuinfizierten Personen müssen weiterhin nachvollzogen werden. Die ermittelten Kontaktpersonen erhalten dann vom Gesundheitsamt Informationen über die nächsten Schritte. „Ich bin sehr dankbar, dass wir gerade in diesem Bereich von Tag 1an große Unterstützung aus den anderen Bereichen der Kreisverwaltung erhalten haben“, bemerkt der Amtsarzt. Es war erforderlich die Arbeit im Gesundheitsamt im Coronamodus auf dieses Thema zu fokussieren. „Nahezu alle weiteren, nicht lebensnotwendigen Bereiche des Gesundheitsamtes wurden ruhend gestellt, da das Personal für die Bekämpfung der Pandemie gebraucht wurde“.

Wie lange der Ausnahmezustand im Gesundheitsamt noch anhält, wissen Nies und Dr. Lichtenberg nicht. „Dies hängt natürlich auch von der Entwicklung der Zahlen ab. Bleiben sie niedrig und bleiben uns Neuninfektionen erspart, dürfte Stück für Stück bald der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden können“. Allerdings geben beide keine Prognose ab, wann damit zu rechnen ist. „Bleibt unsere Bevölkerung weiterhin gesundheitsbewusst, stehen die Chancen gut, dass sich der Alltag auch im Gesundheitsamt wieder normalisiert“, hoffen sie. Doch bis zur Entspannung läuft die Arbeit rund um Corona im Gesundheitsamt weiter – „zum Wohle der Gesundheit unserer Bevölkerung“.

Quelle: Kreisverwaltung Bad Kreuznach