Wie die Hand eines Riesen …

Von Gabriele Stroh
und Claus Jotzo

Wem daheim die Decke auf den Kopf fällt, wer seine DVD-Sammlung durch ist und auch beim Nachbarn nichts mehr ausleihen mag, der darf ins Freie. Allein, gern freiwillig mit Mundschutz. Und immer schön Abstand halten. So gestaltet ist draussen sein eine gute Sache. Und es gibt auch einiges zu sehen, wenn man entschleunigt durch die die Natur spaziert. Wie die Hand eines Riesen.

Ja, es ist nur ein toter Baum. Aber im grellen Sonnenlicht läßt ihn der Eigenschatten fast schwarz und wie die bedrohlich geöffnete Hand eine Riesen erscheinen.

Die ist im Bereich zwischen dem nördlichen Ende der Stromberger Strasse und der Überführung B 41 zu bewundern. Oder der Baum der Götter. Der steht im Schloßpark unmittelbar vor dem Museum. Gut, für uns ist es nur eine Weide. Unsere Vorfahren im Nahetal, die Kelten, fertigten aus deren Holz Püppchen. Diese wurde so etwa um die jetzige Jahreszeit verbrannt, um den Winter-Gott zu vertreiben und die Göttin des Todes in die Brigid, die Göttin des Lichts, zu verwandeln.

Die Weide straht dagegen im Sonnenlicht. Und wirkt ganz und gar nicht wie ein Hexenbaum, als der sie in keltischer Zeit wahrgenommen wurde.

Die Lichtjungfrau Brigid wurde von den Kelten mit der als kühl und licht geltenden Weide in Verbindung gebracht. Brigid war auch die Muse von Heilern, Schamanen, Dichtern und Zauberern. Durch diese Verbindung mutierte die Weide auch zum Hexenbaum, mit dessen Hilfe Zauberei möglich wurde.

P.S.: das Bild vom abgestorbenen Baum wurde nicht und in keiner Weise bearbeitet. Die verwendete Kamera bietet dazu zwar vielfältige Möglichkeiten. Von denen der Autodidakt, der sie zu bedienen versucht, allerdings keinen blassen Schimmer hat.