Wolfgang Heinrich fordert Öffnung der Wertstoffhöfe

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Für den Bürgermeister war das eine Lektüre angenehmer Art. Seit Jahren fordert er vom Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Kreises u.a. die Anpassung der Tonnenvolumina an den tatsächlichen Bedarf. Denn alle vier Wochen, wenn die Biomüll- und schwarzen Tonnen abgefahren werden, wird durch überbordende Befüllung der Gefäße und Beistellungen im Stadtbild augenfällig: viele Grundstücke, vor allem in der Innenstadt, haben zu kleine Tonnen. Was gleich doppelt zum Problem wird. Zum einen führt das häufig zu illegalen Müllentsorgungsvarianten. Zum anderen werden so die ehrlichen Gebührenzahler*Innen, die korrekt große Abfallgefäße ordern und dafür höhere Beiträge zahlen, ausgenutzt.

Die typische Beistellung in der Innenstadt: gleich zwei Tüten extra werden einfach dazugestellt (und vom AWB kostenlos mitgenommen). Deren Entsorgung kostet natürlich zusätzlich Geld, das die ehrlichen Grundstückseigentümer drauflegen.

Denn die blechen für jene mit den zu kleinen Tonnen und Übermengen mit. Die Kritik Heinrichs prallte jahrelang am Desinteresse des zuständigen Abfallbeigeordneten Hans Dirk Nies (SPD) und der Kreistagsmehrheit ab. Ein Rundschreiben des Umweltministeriums vom 25. März 2020 leitet jetzt reichlich Wasser auf die Mühle des Bürgermeisters: die obersten Abfallverantwortlichen verlangen von den Landkreisen “gegebenenfalls das zur Verfügung gestellte Behältervolumen anzupassen”. Aber nicht nur das. Wie diese Seite berichtet hat, fordert das Umweltministerium auch das Offenhalten der Wertstoffhöfe (diese Seite berichtete gestern). Genüsslich zitiert Bürgermeister Heinrich in einem Schreiben an Landrätin Bettina Dickes aus der Landes-Direktive:

Gestern Nachmittag östlich des Planiger Tennisheimes: weil der Wertstoffhof am Kompostwerk von Hans Dirk Nies (SPD) geschlossen wurde, kippen Schwachmaten ihren Sperrmüll in die Landschaft.

“Angesichts des sich in der Stadt türmenden Mülls und die dadurch bedingten bedenklichen hygienischen Zustände erinnere ich Sie in Ihrer Funktion als Chefin der Kreisverwaltung und des geschäftsverteilungsplanmäßig zuständigen insoweit uneinsichtigen Ersten Kreisbeigeordneten Nies an Ihre Pflichten als alleiniger Abfallentsorgungsträger im Kreisgebiet einschließlich der Stadt Bad Kreuznach und fordere Sie nunmehr auf, ihren gesetzlichen Pflichten umgehend nachzukommen”. Der Kreis soll “den gesamten Sperrmüll sowie den Restmüll, den Biomüll, Papier/Pappe einschließlich aller Beistellungen umgehend” durch den AWB abfahren lassen. Und dann die klare Ansage: “überdies fordere ich Sie auf, die Wertstoffhöfe zu öffnen”.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

02.04.20 – “Wertstoffhöfe: Umweltministerium widerspricht Nies”
02.04.20 – “Aufgespiesst: Gerd Cremer ist ein 5%er”
01.04.20 – “Meinung: Hans Dirk Nies (SPD) versteht etwas von Prozentrechnung”
30.03.20 – “Sperrmüll türmt sich in der Stadt”