Von unserem Redakteur
Claus Jotzo
Musik allein macht eine Situation nicht besser. Aber besser erträglich. Aus der Konserve kann sich damit jeder zum gewünschten Zeitpunkt berieseln. Wenn sich zu coronafreien Zeiten trotzdem Woche für Woche tausende in Bad Kreuznach in Kneipen und Pubs zum gemeinschaftlichen Musikgenuß versammeln und Live-Acts auch in Zeiten elektronischer Vollversorgung “ziehen” macht das deutlich: Musik hat das, was Menschen neben Wort und Brot zum Leben brauchen. Für Andreas Schnorrenberger, der seit Freitag eisbahnfrei hat – und damit tatendurstig nach neuen Projekten Ausschau hält, war das die Motivation zu einer spontanen musikalischen “Stay@home”-Initiative.
Mit der Unterstützung der Sängerin Eva Ender, die auf ein Honorar verzichtete, und technischem Equipment, das sehr kurzfristig Expert Klein zur Verfügung stellte, stampfte Schnorrenberger innerhalb von 24 Stunden ein Live-Event aus dem Boden. Yosam Romanci-Gül stellte dafür ihr “Körnchen” als Location kostenfrei zur Verfügung. Am Freitagabend und am Samstag tagsüber konnten sich die Mitglieder von Meine Stadt Bad Kreuznach und die der Facebook-Gruppe Mein Bad Kreuznach ihre Lieblingshits aussuchen. Gestern Abend Punkt 18 Uhr (am Glockenschlag der Pauluskirche unverwechselbar zu bestimmen) die kurze Einführung von Andreas Schnorrenberger.
Und dann eine Stunde lang die von einer zusammen dreistelligen Zahl von Zuhörer- und Seher*Innen von “Meine Stadt” und “Mein Bad Kreuznach” begeistert verfolgte Performance von Eva Ender. Die im Hauptberuf als Friseurin tätige Sängerin, die auf dem Streetfood-Festival 2019 und anderen Gelegenheiten schon vor mehr als 1.000 Zuhörer*Innen live aufgetreten war und eigentlich die Interaktion mit ihrem Publikum schätzt, ließ sich die ungewöhnliche Situation ohne Fans nicht anmerken. Und sang die von den Usern áusgewählten Hits aus den nationalen und weltweiten Charts mit bemerkenswerter Ausdrucksstärke und einer Stimme, die während des Konzertes mit dutzenden sehr positiver Kommentare gelobt wurde.
Auf der Playlist standen Shallow (Lady Gaga), What‘s Up (4 Non Blondes), Auf uns (Andreas Burani), Wie schön du bist (Sarah Connor), I will always Love you (Whitney Houston), Vincent (Sarah Connor), Valerie (Amy Winehouse), Regenbogenfarben (Kerstin Ott) und Hallelujah (Alexandra Burke). Musik ist schon seit dem vierten Lebensjahr Ihr Ding. Und das brachte Eva Ender, die Klavier und Gitarre spielt, gestern Abend auch rein elektronisch rüber. Die Sängerin aus Argenschwang (auf Facebook @eva.ender.official) ist selbst wie zehntausende andere im Kreisgebiet ein Opfer von Corona. Denn die Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und Feste, auf denen sie sonst auftritt, sind alle verboten. “Aber das kommt irgendwann wieder – und solange müssen wir uns gegenseitig bei Laune halten” ist ihr und Andreas Schnorrenbergers Motto. Danke dafür.