Bettina Dickes: “Kassenärztliche Vereinigung verweigert das Thema Verantwortung”

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Alle Hausärzte mußten ihre Praxen wegen Corona umgestalten. Die Trennung von Virus-Verdachts- und Infektionsfällen von den Patienten mit anderen Leiden schränkt die Arbeitsmöglichkeiten extrem ein und erschwert die hausärztliche Tätigkeit. Abhilfe könnten hier Corona-Ambulanzen schaffen. Tagelang hatten die Landrätin und ihr Team zwei solche Einrichtungen für Bad Sobernheim und Bad Kreuznach vorbereitet. Bei der Planung aller Details war die kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz einbezogen. Am morgigen Montag sollte es losgehen. Dann am Donnerstagabend die für den Kreis überraschende Absage. Noch am Freitagnachmittag beim Pressegespräch konnte man Bettina Dickes die Verärgerung über diese Vorgehensweise der KV abspüren.

“Da gibt es einen harten Disput”

Die Landrätin, sonst fast immer als Moderatorin unterwegs, wurde vorgestern ungewohnt deutlich: “die Kassenärztliche Vereinigung verweigert das Thema Verantwortung”, stellte Dickes fest. Und ergänzte: “ohne dass einer die Hauptverantwortung als Träger hat, ist es natürlich schwierig eine Ambulanz aufzubauen”. Die ganze Zeit seien der Kreis und andere Beteiligte davon ausgegangen, dass die Corona-Ambulanzen unter der Trägerschaft der Kassenärztliche Vereinigung laufen. “Die hat gestern gesagt sie macht nichts, sie hat damit nichts zu tun, das geht sie nichts an. Da gibt es einen harten Disput”, formulierte die Landrätin skalpellscharf. Auch das Land Rheinland-Pfalz sei alles andere als erfreut. Diese Einschätzung von Kreis und Land ist, wie Recherchen der Redaktion dieser Seite ergeben haben, berechtigt.

Widersprüchliches Verhalten der KV

Denn das aktuelle Verhalten der KV RLP steht im krassen Gegensatz zu deren eigenem Schreiben vom 19. März 2020. Noch vor zehn Tagen richteten Dr. Peter Heinz (Vorsitzender), Dr. Andraes Bartels (stellvertretender Vorsitzender) und Peter Andreas Staub (Vorstandsmitglied) einen “dringenden Aufruf an alle Vertragsärztinnen und Vertragsärzte”. Wesentlicher Inhalt: “gesucht werden Vertragsärztinnen und Vertragsärzte aller Fachrichtungen für Diagnostik und Therapie in Corona-Ambulanzen sowie solche, die ihre Praxen zu Corona-Praxen erklären oder spezielle Corona-Sprechstunden anbieten”. Und dann heißt es wörtlich: “Die KV RLP plant in Kooperation mit regionalen Behörden kurzfristig den Aufbau von mindestens einer Corona-Ambulanz pro Landkreis” (weiterer Bericht folgt).