Ärztliche Fehlleistung

Auch wenn diese mitunter nicht nur aus dem Arzthelferinnenkittel als “Götter in weiß” betrachtet werden. Und in dieser Personengruppe das “Gott-Syndrom” besonders weit verbreitet ist. Ärzte sind Menschen. Menschen machen Fehler. Und darüber muß dann auch gesprochen werden. Erst recht in einer so ernsten Krise wie derzeit. Denn Fehler müssen abgestellt werden. Wie der eines Hausarztes, den die Redaktion dieser Seite vorgestern und gestern recherchierte. Ein zur Risikogruppe zählender Patient schilderte seine Symptome. Der Arzt schlußfolgert daraus: ein Corona-Test ist erforderlich. Obwohl Arzt und Patient im Kreis Bad Kreuznach ansässig sind, vermittelt der Arzt seinen Patienten zum Testen nach Ingelheim. Dort wird der Testtermin für in acht Tagen vereinbart.

Hier liegt ärztliches Fehlverhalten gleich auf zwei Problemebenen vor. Wie jede und jeder, der der deutschen Sprache auch nur einigermaßen mächtig ist, in unzähligen Quellen nachlesen kann, soll ein Coronatest so schnell wie möglich nach Auftritt der ersten Symptome durchgeführt werden. In seinem mittlerweile bundesweit beachteten NDR-Podcast erklärt Christian Drosten, der Leiter des Virologie-Instituts an der Charité in Berlin und als “Erklärbär” eines der Gesichter der Wissenschaft zu dieser Frage, warum: “wird der Test erst in der zweiten Symptomwoche gemacht, kann es sein, dass das Virus im Hals nicht mehr nachzuweisen ist. Selbst, wenn der Patient dort immer noch Symptome hat”. Wenn das jeder Laie nachlesen kann, sollte auch ein Arzt in diesen Tagen so etwas wissen.

Und auch, dass genau zu diesem Zweck, nämlich eines schnellen Test vor Ort, der Landkreis Bad Kreuznach am Dienstag vergangener Woche in Bad Sobernheim eine Abstrich-Station eingerichtet hat. Wie der Pressesprecher der Kreisverwaltung, Benjamin Hilger, dieser Seite auf Anfrage versichert hat, können dort Abstriche nach Vorlage der ärztlichen Verordnung trotz der großen Nachfrage innerhalb von 48 Stunden genommen werden. Der Verfahrensweg ist: der Arzt verordnet den Test und informiert mit den Kontaktdaten des Patienten das Gesundheitsamt. Die Behörde wendet sich an den Patienten und vereinbart den Termin. Wie alles abläuft wird vom Gesundheitsamt erklärt. Den Patienten, egal ob Kasse oder privat, kostet das keinen Cent. Denn schon vor zwei Wochen hat Landrätin Bettina Dickes vorausschauend entschieden, dass schnelle Tests wichtiger sind, als die Klärung der Kostenträgerfrage – und einen Blankoscheck des Landkreises ausgestellt.