Aufgespiesst: öffentlicher Dienst – wer dient wem?

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Die Landrätin hat es entschieden: die Kreisverwaltung bleibt – so lange übergeordnete Behörden es erlauben – geöffnet. Bettina Dickes hat gestern auf der Pressekonferenz in Bad Sobernheim auch Klarheit über Ihre Sichtweise geschaffen: öffentlich Bedienstete sind praktisch unkündbar. Und haben – egal was passiert – am Monatsende ihr Geld auf dem Konto. Daher muß diese Personengruppe in der Krise ihre Stellung halten, ist die Position der Landrätin.

Bettina Dickes fand gestern deutliche Worte zur Bedeutung des “öffentlichen Dienstes”.

Mit der sie Anerkennung und Respekt im privatfinanzierten Mehrheitsbereich von Gesellschaft und Wirtschaft bewirken wird. In der Stadtverwaltung gibt es eine größere Zahl von Mitarbeitenden, die auch so denken und handeln. Aber schon vor einer Woche hat die Oberbürgermeisterin verfügt, ab heute Termine nur noch nach fernmündlicher Terminvereinbarung zuzulassen. Wie das wen konkret vor einer Infektion schützen soll, erklärte die Stadtverwaltung nicht.

Der Gehweg vor dem Imbiß Gümüs ist seit Tagen dauerbeparkt. Aber gestern war es natürlich kein Schul- und Kitaweg. Und ab heute ja nur für “Notversorgung”. Wenns dabei Schwund gibt verunsichert das im Ordnungsamt keine(n).

Und so drängt sich die Einschätzung auf, dass an der Stadtspitze eine andere Vorstellung von “öffentlichem Dienst” besteht, als an der Kreisspitze. Das würde erklären, wieso in der Innenstadt eine Kontrolle von Falschparkern und Verkehrssündern nicht mehr stattfindet. Wenn nämlich öffentlicher Dienst in dem Sinne verstanden wird, dass die Öffentlichkeit die Verwaltung alimentiert und umsorgt, versteht sich von selbst, dass in Zeiten von Corona Mitarbeitende nicht auf die Strasse geschickt werden, um Einwohner*Innen vor Schwachmaten und Rücksichtslosen zu schützen.

Am Kornmarkt ist die Roßstrasse zum Parkplatz mit breiten An- und Abfahrten umfunktioniert. Zur Not können Passanten ja über Turm- und Kreuzstrasse ausweichen.

Denn da draussen im Kontakt mit Menschen besteht eine höhere Infektionsgefahr, als im abgeschlossenen Büro unter dem Schreibtisch. Und das Ordnungsamt hat ein TOP-Argument gegen den Vorwurf, auf diese Weise gerade die Alten und Schwachen im Stich zu lassen. Denn die sollen ja, so die Verhaltensratschläge aus Berlin und Mainz, in der Wohnung bleiben. Würden sich die Leute daran halten, würden sie auch durch Geh- und Radwegparker nicht gefährdet. Wir sind also, so gesehen, selbst schuld. Auch daran, dass wir viel Geld für “Kontrollkräfte” zum Fenster rauswerfen, die nicht kontrollieren.

In der Planiger Strasse standen gestern mehr Autos vor dem Metropol, als auf dem Parkplatz am Kreisel Capri-Bar.