Falschparker, Wildpinkler, Vermüllung: ist die Innenstadt ein rechtsfreier Raum?

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Heute ist der fünfte Tag der Woche. An den ersten vieren mußten wir jeweils in die Innenstadt. An jedem einzelnen Tag dort das gleiche Bild: Rad- und Gehwege sind zugeparkt, Abfälle werden auf der Strasse und in Grünanlage entsorgt. Auch große Hunde laufen unangeleint über die Nahebrücke und die Kirschsteinanlage. Zudem riecht man an einigen Stellen die Erleichterung, die dort einige Zeit zuvor stattgefunden hat. Alles Ordnungswidrigkeiten. Aber keiner zu sehen vom Ordnungsamt. “Nicht Corona bedroht unsere soziale Ordnung. Sondern die unterlassene Kontrolle”, ärgert sich ein Einzelhändler, der aus Sorge vor einer Racheaktion nicht genannt werden möchte.

Alle diese Bilder entstanden gestern Nachmittag: tagtäglich wird der Gehweg gegenüber vom Imbiß Gümüs in der Viktoriastrasse zugeparkt. Und …
… auch direkt vor dem Imbiß stehen tagtäglich Autos und verhindern, dass Fußgänger*Innen, Personen mit Kinderwagen, ältere Menschen mit Rollator und Rollstuhlfahrer*Innen auf dem Gehweg passieren können.
Auf der Alten Nahebrücke findet trotz verringerter Traglast munterer Pkw-Verkehr statt, wobei die Reaktion auf eine gezückte Kamera das schlechte Gewissen des ein oder der anderen Autofahrer*In verrät.
In der Beinde wird ohne jede Hemmung tagtäglich auf dem Radweg geparkt, trotzdem 50 Meter weiter auf dem Bourger Platz freie Plätze zur Verfügung stehen. Aber warum nicht einen Euro sparen, wenn man “nur” Radfahrer*Innen behindert. Und keine Kontrolle erfolgt.
Wie auch in der Planiger Strasse, wo aus dem Geh- längst ein Parkweg geworden ist. Und dann gibt es noch Schwachmaten, die sich fragen, wieso die Innenstadt für die Menschen nicht mehr so attraktiv ist. Freilaufende Hunde werden sicher nicht als Publikumsmagnet wahrgenommen. Aber bis(s) sich da einer drum kümmert, muß erst ein Kind angefallen und entstellt worden sein. Dagegen fällt der Taubenscheiss kaum noch ins Gewicht.

Mike Mattern drückt sich da ganz sachlich aus. Er sieht “Defizite”. Diese müßten beschrieben, dokumentiert und thematisiert werden. Dabei erwartet er auf einer neuen Basis Engagement von in der Innenstadt ansässigen Händlern und Dienstleistern. “Wir müssen uns erst einmal um das kümmern, was wir selbst regeln und verbessern können”. Das sei einiges. Erst danach mache es Sinn von der Stadt das einzufordern, was in gut verwalteten Städten längst Standart ist. Auch wenn er seine Aussagen in ganz andere Worte kleidet. Und eine vollkommen abweichende Klangfarbe nutzt. Wenn man Mike Mattern zuhört, erkennt man immer wieder Argumentationslinien, wie sie der Bad Kreuznacher Ehrenbürger Alex Jacob (t) formuliert hat. Der sprach immer davon, es müsse “das Eingemachte in Ordnung gebracht werden”. Und hat mit dieser Vorgabe für die Stadt mehr erreicht, als fast alle anderen.