Erzeuger demonstrieren vor ALDI-Lager für gerechte Preise

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Viele Dutzend Traktoren. Weit über 100 Demonstrierende. Und klare inhaltliche Ansagen. Damit traten gestern am Sonntagabend ab 21.30 Uhr Erzeuger, darunter viele Milchbauern, aus Rheinhessen und von der Nahe vor dem ALDI-Lager in Bingen-Sponsheim auf. Ihre Kritik an ALDI und Co: “Milch und andere landwirtschaftliche Produkte als Preiseinstieg, das ist der falsche Weg”. Im Visier der Demonstranten von Land schafft Verbindung (LsV): der zentrale Einkauf von ALDI. Dieser trage “Marktmacht und Einkaufsmacht missbräuchlich auf dem Rücken hunderter Milchbauern aus”.

Ein kleiner Teil der Demonstrierenden hatte sich für unser Foto vor einem ALDI-Lkw versammelt.

Es zeige sich, dass nicht einmal die Minimalforderung von LsV auf Einhaltung der Produktionspreise “auch nur im Ansatz auf Kooperationsbereitschaft” stosse. Aus Angst vor “Auslistung” seien die Molkereien nicht in der Lage auskömmliche Preise zu verhandeln. Die Landwirte fordern ALDI als einen der mächtigsten am Markt auf, “sich endlich seiner Verantwortung bewußt zu werden und sich zur deutschen landwirtschaftlichen Urproduktion zu bekennen”. Die klare Ansage der Erzeuger: “das Preisdumping muß ein Ende haben”.

Die hunderte Meter lange Traktor-Schlange stand vom ALDI -Lager bis zum westlichen Ortsausgang längs der B 50.

ALDI treibe die negative Preisspirale immer wieder an und verhindere dadurch marktgerechte Preise. Wieso diese auch bei gleichbleibenden Produktionsmengen steigen müssen, hat gestern Abend Milchbauer Hans-Christoph Gill anschaulich erklärt. Aufgrund von veränderten Umweltschutzvorgaben darf die Gülle seiner Kühe nur noch in bestimmten Zeiträumen auf die Äcker aufgetragen werden. Dadurch sind größere Güllespeicher erforderlich.

Mit Beginn der Demonstration hatte der Nieselregen aufgehört.

Sein neuer kostete rund 250.000 Euro. Die muß Gill finanzieren, ohne einen Tropfen mehr Milch zu produzieren oder zu verkaufen. Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Verärgerung stellen die Landwirte fest, dass Ihnen für die Produktion von Basisernährungsmitteln immer höhere und kostenintensivere Auflagen gemacht werden, die Produktionsbedingungen aber in den Ländern, aus denen Importe erlaubt sind, weder gelten noch eingehalten werden. “So werden immer mehr deutsche Betriebe in den Ruin getrieben”, warnen die Erzeuger.

Ohne Senf aber auch ohne Verpackungsmüll gabs Bratwurst im Brötchen für alle Anwesenden. Und natürlich Erfrischungsgetränke aus Gläsern.
Mit einer Riesenzahl von Traktoren und Demonstrierenden füllte “Land schafft Verbindung” (LsV) am späten Sonntagabend Strassen, Wege und Platz vor dem ALDI-Lager in Bingen-Sponsheim.