Es könnte natürlich ein Schreibfehler auf dem Platzschild gewesen sein. Ortsvorsteher steht drauf. Wäre der Stuhl dahinter für einen “Ortsversteher” reserviert gewesen – keiner hätte sich gewundert, dass Bettino Hans Gagliani in der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag darauf Platz nahm. So erregte seine “Niederlassung” weitab vom Verwaltungstisch Aufsehen. Denn eigentlich ist Gagliani der Stadtplaner. Natürlich insofern auch zuständig für die Stadtbezirke. Aber eben ein “Ver”- und kein “Vor”-Steher. Pfiffig wie der Mann ist, erklärte er sich zur Absicherung des letzten Sitzplatzes mit guter Sicht in den Saal kurzerhand zum Vertreter der Innenstadt. Beim Arbeitsplatz in der Viktoriastrasse auch naheliegend.
Als dann aber die Vorortgrößen nach und nach eintrafen, suchte er sich ein neues Refugium. Und fand dies bei der Presse. Ein Platz mit Sichtbehinderung. Dabei hatte Gagliani bei vielen Punkten den totalen Durchblick. Und half dann im Verlauf der Sitzung doch noch als Sprecher der Verwaltung von vorne aus. Und das in seiner Freizeit. Ob der Seitenwechsel von Verwaltung zur Presse Konsequenzen hat, wird man noch sehen. Ganz unproblematisch war dieser jedenfalls nicht. Denn in den vergangenen Monaten drangen immer wieder Detail- und Hintergrundinformationen aus dem Stadtbauamt. Nicht vom Stadtplaner natürlich. Aber die verwaltungsinternen Lecksucher sind leider weniger an Tatsachen als an Verdächtigungen interessiert.