Stolpersteine für Baruch und Oppenheimer gegen das Vergessen

Gastbeitrag von
Hansjörg Rehbein

Die Gedenkkultur in der Stadt Bad Kreuznach hat weiter an Qualität gewonnen. Dies betonten Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer und der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bad Kreuznach, Valeryan Ryvlin, bei der Begrüßung der rund 100 Gäste der ersten Stolpersteinverlegung in Bad Kreuznach. In einer feierlichen Zeremonie setzte der Kölner Künstler Günter Demnig fünf mit Messingtafeln verkleidete Steine in den Bürgersteig vor dem Haus in der Hochstraße 38, in dem Haus, in dem einst die Familie Baruch wohnte. Die Steine tragen die Namen von Karoline Baruch und ihrer vier Kinder Hermann, Julius, Emma und Johanna, die allesamt Opfer der Nationalsozialisten wurden. Die Baruch-Nachfahrin Kerstin Bembenek-Zehmer erinnerte an das Schicksal ihrer Familie. Die erfolgreichen Ringer und Gewichtheber Julius und Hermann wurden in der Stadt nach dem Gewinn der Europameisterschaft 1924 erst gefeiert und keine 20 Jahre später verfolgt und ermordet.

Gina-Burgess-Winning las gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des Lina-Hilger-Gymnasiums aus Brief von Auguste Oppenheimer vor.
Neben dem Stolperstein vor dem Haus Römerstrasse 2 ein Foto von Auguste (rechts) und Bertha Oppenheimer
Genau das ist beabsichtigt: Passanten bleiben stehen und erfahren so etwas über die Judenverfolgung in Bad Kreuznach.

Der SWR wird im Fernsehen einen Bericht über die Baruchs senden. An der Stolpersteinverlegung nahm auch eine Abordnung des VfL BadKreuznach teil, dem Verein, in den der ASV Bad Kreuznach (in dem die Baruchs aktiv waren) überging. Schülerinnen und Schüler der IGS Sophie Sondhelm legten weiße Rosen nieder. Die IGS nahm die Stolpersteinverlegung für eine Projektarbeit zum Anlass. Im Anschluss daran wurde in der Römerstraße 2 ein Stolperstein für Auguste Oppenheimer verlegt. Ihre Großnichte Gina Burgess-Winning aus England las gemeinsam mit Schülerinnen des Lina-Hilger-Gymnasiums aus Briefen von Auguste Oppenheimer an deren Familie vor.

Die Stolpersteine in der Hochstraße 38.

„Tante Gustchen“ wurde im Alter von 79 Jahren am 27. Juli 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie knapp zwei Monate später ermordet wurde. Ihre Schwester Bertha,1926 verstorben, ist auf dem jüdischen Friedhof begraben. Bei beiden Zeremonien sprachen der Kantor der jüdischen Gemeinde Noam Ostrovsky und Mitglieder der Gemeinde Gebete zum Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus. Die Verlegung in der Römerstraße wurde zudem auch von einem Musikbeitrag des Lina-Hilger-Gymnasiums begleitet. Die Oberbürgermeisterin und der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde bedankten sich bei dem Künstler Günter Demnig, der am Nachmittag weitere Stolpersteine in Kaiserslautern und Landau verlegte, sowie bei der IGS Sophie Sondhelm und dem Lina-Hilger-Gymnasium für deren engagierte Projektarbeit.

Text und Foto (1): Stadtverwaltung Bad Kreuznach