Anna Roeren-Bergs (CDU) macht die Hecke wieder salonfähig

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Hecken haben ihre Wurzeln im archaischen Teil der Menschheitsgeschichte. Deren Ursprünge haben Forscher bis zurück in die Zeit des Übergangs von der Jäger- und Sammler zur Landwirtschaftskultur zurückverfolgt. Vielleicht ist das Bedürfnis nach Abgrenzung zu dieser anthropologischen Entwicklungsphase der Grund, warum das Wort “Hecke” heutzutage nicht mehr einen so guten Klang hat. Dabei wußten unsere Vorfahren noch zur Römerzeit den schützenden Wert von Hecken zu schätzen. Aus dieser Bedeutung heraus entstand auch das Wort selbst. In modernen Jahren abgeleitet aus dem althochdeutschen “hegga”, das soviel bedeutete wie hegen und/oder umzäunen. Das Nichtwissen um alle diese Fakten hat vor sechs Jahren in und um Bad Münster zu Vorurteilen gegen die Neuanlage einer Hecke geführt.

Saline Ost war baufällig

Die Geschichte ist schnell erzählt: nicht nur die Bad Münsterer Stadtfinanzen waren marode. Auch die allermeisten öffentlichen Gebäude. So auch die Saline Ost am dortigen Kurpark. Das kam allerdings erst heraus, als der Fusionsvertrag unterschrieben und die Eingemeindung nach Bad Kreuznach vollzogen war. Im Herbst 2014 drohte daher, so erinnerte sich Oberbürgermeisterin Dr. Kaster-Meurer gestern Abend im Planungsausschuß, das Umwerfen der Holzkonstruktion durch die Herbststürme. Da für eine Sanierung kein Geld da war, blieb nur die Alternative Abriß. Wegen dem Denkmalschutz des Kurpark-Ensembles mußte der von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier genehmigt werden.

Abrißauflage: eine Hecke als Raumkante

Deren Auflage: die Errichtung einer Raumkante in Form einer zehn Meter hohen Hecke. Die mochten sich viele gar nicht erst vorstellen. Weshalb zwar 2014 die Holzbauteile der baufälligen Saline entfernt wurden. Nicht aber der Betonsockel. Der Stand als Platzhalter – zunächst gegen die Hecke – weiter im wahrsten Sinne des Wortes im Raum. Häßlich. Abstoßend. Aber eben keine Hecke. In der Folge wurden allerlei schlaue Ideen entwickelt, was alternativ zur Hecke gemacht werden könne, um die Auflage einer optischen Raumkante zu erfüllen. Neben einigen abwegigen Vorschlägen wurde jeweils von unterschiedlichen Akteuren ein Hotel, ein Hotel und dann ein Hotel gewünscht. Leider fand sich kein Investor, der das für eine gute Idee hielt.

Ideenwettbewerb

Und die ADD schätzte den Vorschlag sogar als schlecht ein. So tat sich jahrelang nichts. Bis im Zusammenhang mit dem Abriß des Hallenbewegungsbades die Beseitigung des Betonsockels beauftragt wurde. Mit dem Sockel war nun der Hinderungsgrund für die Neugestaltung entfallen. Und aus diesem Grund lobte die Stadt einen Mini-Ideenwettbewerb (“Pitch”) aus. Dessen Ergebnisse wurden zwischen den Jahren dem Bad Münsterer Ortsbeirat vorgestellt, der sich für keinen der zwei Vorschläge begeistern konnte. Und aus dessen Mitte statt dessen erneut ein Hotel gewünscht wurde. Diesmal nichtöffentlich. All das wurde gestern Abend ganz öffentlich kommuniziert. Und die beiden Gestaltungsvorschläge diskutiert.

Das Hohelied der Hecke

Bis Anna Roeren-Bergs (CDU) das Wort ergriff. Die frühere Stadtbürgermeisterin Bad Münsters brachte zunächst leicht verschämt (“ich bin noch ketzerischer”), dann unverhohlen ihre Zuneigung zu einer Hecke (“halte ich für das Wünschenswerteste”) zum Ausdruck. Gern auch in der Variante Baumhecke. Und gab damit der Diskussion eine ganz neue Richtung. Denn zum Erstaunen langjähriger Beobachter stimmten plötzlich auch andere Ausschußmitglieder das Hohelied der Hecke an. So Günter Meurer. Der SPD-Ortsparteichef erkannte einen großen Vorteil im langsamen Wuchs der Pflanzen, die die Wunschhöhe erst nach Jahren erreichen würden. Hermann Bläsius (Grüne) zeigte sich angetan über den Vorstoß von Anna Roeren-Bergs.

Folgekostenanalyse gefordert

“Ich freue ich, dass Hecken wieder salonfähig werden”. Bläsius führte die ebenfalls zehn Meter oder sogar höheren Windschutzhecken im Norden Deutschlands “als hervorragende Beispiele” an. Schließlich beschloß der Planungsausschuß als Auftrag an die Verwaltung eine Untersuchung der Bau- und Folgekosten der Varianten, wobei die Hecke nunmehr erstmals ausdrücklich als eine mögliche Lösung auch aus städtischer Sicht benannt wurde. Vielleicht hat die aktuelle Generation der Stadträte – anders als die vor sechs Jahren – mit Kindern oder Enkelkindern ja auch den Animationsfilm “Ab durch die Hecke” gesehen. Und wünscht sich eine derartige Belebung für den in diesem Punkt sicher noch entwicklungsfähigen Stadtteil.