Meinung: Leistungsträger 2019

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Zugegeben. Es ist natürlich eine subjektive Wahl. Und mit Sicherheit ungerecht. Denn viele tragen zum Erfolg unserer Stadt bei. Einige im Stillen. Sie wollen nicht im Rampenlicht stehen. Andere leisten Aussergewöhnliches. Und halten es selbst für voll normal. Dabei reden wir nicht von jenen, die ehrenamtlich Gutes tun. Davon gibt es erfreulich viele. Und doch können auch diese Menschen nur helfen, weil das Feuerwehrauto, die Tagungsräume usw bezahlt werden. Von Geld – das wird leider allzuoft vergessen – das nicht einfach von einer staatlichen All-you-can-buy-Karte abgebucht wird. Sondern erarbeitet werden muß. Zwei solche “Erarbeiter” hat Bad Kreuznach im abgelaufenen Jahr gewonnen:

Am 3. Oktober 2019 zählte der Herausgeber dieser Seite, Antonio Valentino (links), zu den ersten Gratulanten der neuen Burgherren Mike und Massimo Schneider (von rechts) und deren leitenden Mitarbeiter Abdul Pala.

Mike und Massimo Schneider. Vor nicht einmal 12 Monaten kamen sie von Bretzenheim auf die Kauzenburg. Und haben dort praktisch alles verändert. Zwei der neuen Angebote sind besonders markant. Und touristisch von überragender Bedeutung, die heute noch kaum erkannt wird und nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Da ist zum einen die Einrichtung der Burggartens. Durch aufwändige Umgestaltungsarbeiten ist es seit dem Frühjahr möglich, bei Wein, Wasser, Bier oder Kaffee hoch über der Stadt zu sitzen. Und den Blick schweifen zu lassen vom Nahetal Richtung Bingen über das nördliche Rheinhessen bis zum Rheingrafenstein. Ein einmaliger Panoramablick.

Neu hergerichtet: die Burgterrassen. Auf drei Ebene bieten sie erstmals Sitzplätze und “gastronomische Grundversorgung” zum seit jeher beeindruckenden Panoramblick durch das Nahetal, über das Stadtgebiet und bis hinein nach Rheinhessen.

Dank den Schneiders möglich in einem angemessenen Ambiente und, wie die beiden Gastro-Profis es bescheiden nennen: bei “gastronomischer Grundversorgung”. Die gab es dort nachmittags und an den Wochenenden schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Wer in Bad Kreuznach oder Umgebung lebt, kennt das aus der Vergangenheit: man hatte Gäste. Die sahen die Burg. Und wollten da hoch. Weil man wußte: da oben gibt es nichts – ausser dem tollen Blick über die Stadt – zeigte man wenig Begeisterung. Am Ende landete man doch oben. Es gab – bis zu den Schneiders – die meiste Zeit zwar nichts. Also kein Essen und Trinken. Dafür zum Ausgleich aber auch keine Toilette. Das war bis zum Mai 2019 die traurige Realität an einem Tourismus-Hotspot:

Bürgermeister Wolfgang Heinrich besuchte nach rund acht Jahren Amtszeit in Bad Kreuznach erstmals im Frühjahr 2019 den Rittersaal, um sich dort über das touristische Programm der neuen Burgherren zu informieren.

Wer ein dringendes Bedürfnis hatte mußte sich – ganz wie im Mittelalter – ins Gebüsch schlagen. Der Höhepunkt der Metamorphose der Kauzenburg vom elitären Rittermahl-Gedöns zur Eventfestung für alle fand dann am 3. Oktober 2019 statt: erstmals in der Stadtgeschichte war der Rittersaal unter der Burg anläßlich eines Tages der offenen Tür für alle Einwohner*Innen (ohne Verzehrzwang) geöffnet. Hunderte Menschen machten von dem Angebot, das die Schneiders mit Bürgermeister Wolfgang Heinrich vereinbart hatten, Gebrauch. Und sahen erstmals in ihrem Leben die Gewölbe aus teilweise vor Jahrhunderten behauenen Steinen mit eigenen Augen. Rund 50 Jahre lang war das den zahlenden Gästen von angeblich “ritterlichen” Gelagen vorbehalten.

Dr. Michael Vesper (stehend links) in seinem Element: vor Dutzenden interessierter Einwohner*Innen schildert er die Geschichte vom Bau der Burg und dem Leben dort und unten in der Stadt.

Wie man rund 800 Jahre lang auf dem Kauzenberg tatsächlich lebte, erfuhren über 80 staunende Gäste vor Ort im Rittersaal von Dr. Michael Vesper. In einem vor Leben und Fakten geradezu sprühenden Vortrag informierte der GuT-Geschäftsführer über die Stadtgeschichte. Wer das live erlebte, wie unser Leser Rolf Bühring, der kann dessen Frage gut nachvollziehen: “warum befreit man den Dr. Vesper nicht von dem Mist mit dem Tourismusbeitrag und läßt ihn mit seinem Fachwissen Werbung für Bad Kreuznach machen?”. Diese Frage können Mike und Massimo Schneider natürlich nicht beantworten. Aber sie sind in der Lage schon im neuen Jahr die Kauzenburg zu einem Aushängeschild für Bad Kreuznach und das ganze Naheland zu machen. Dann wird jede(r) verstehen, warum sie meine Leistungsträger 2019 sind.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

31.12.18 – “Meinung: Leistungsträger 2018”
05.10.19 – “Die Kauzenburg: Burg, Schloss, Festung, Ruine und Restauration”
04.10.19 – “Gestern Sturm auf die Burg”
03.10.19 – “Heute von 11 bis 18 Uhr Tag des offenen Rittersaales auf dem Kauzenberg”
01.10.19 – “Einladung zur Besichtigung des Rittersaales der Kauzenburg am 3. Oktober”
24.09.19 – “Am 3. Oktober den Rittersaal der Kauzenburg entdecken”
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19.07.19 – “Tipp fürs Wochenende: der Burggarten auf dem Kauzenberg”
01.07.19 – “Frischer Wind auf der Kauzenburg”
13.05.19 – “Burggarten ermöglicht beim Kaffeetrinken Panoramablick von der Kauzenburg”
20.04.19 – “Dr.” Mike Schneider reanimiert das Herz der Kauzenburg”