Scheitert mehr ÖPNV schon am Fahrer*Innenmangel?

Jürgen Locher (Linke) hatte es in einer Wortmeldung schon vor Wochen an gedeutet: mehr ÖPNV, vor allem innerstädtischer Busverkehr, ist derzeit weniger politisch, etwa durch die Autolobby gefährdet. Sondern durch eine erhebliche Unterdeckung mit Busfahrer*Innen. Darauf weist aktuell in einer Presseerklärung auch die Gewerkschaft ver.di hin. Und benennt die rheinland-pfälzische Grenzregion zu Luxemburg als Kernproblemgebiet: “Busfahrer*innenmangel herrscht in ganz Deutschland, in der Nähe zu Luxemburg allerdings verschärft sich das Ganze. Es entsteht ein Abwerbungswettbewerb zu Lasten der Fahrgäste, am Ende fehlt immer an einer Stelle Personal.

Auch durch massive Anwerbung im Ausland ist das Problem auf lange Sicht nicht zu lösen, da diese sowohl integriert, als auch dauerhaft hierbleiben müssen, was sich bisher als eher schwierig herausgestellt hat. Sprachliche Barrieren sowie gesetzliche Bestimmungen erschweren das Ganze und kosten viel Zeit und Geld, die eigentlich nicht vorhanden sind. Eine ordentliche Bezahlung und wesentliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen wären aus Sicht von ver.di der erste und wichtigste Schritt. Aktuell verdient eine Busfahrerin die neu im Unternehmen anfängt: 2.259,10 € brutto (Stundenlohn 13,23 €) und hat Dienstzeiten von teilweise 15 Stunden und bekommt davon oftmals nur einen Bruchteil bezahlt, nämlich nur die tatsächlichen Lenkzeiten.

ver.di versucht diese Situation zu ändern und fordert für den gekündigten Tarifvertrag VAV mit dem privaten Busgewerbe in Rheinland-Pfalz einen Stundenlohn von 17,00 € und die Bezahlung der kompletten Schichtzeit. Als Angebot stehen allerdings nur 13,89 € (2.372,06 €) Stundenlohn im Raum und eine fast Durchbezahlung der Schichtzeiten ab dem Jahre 2026. Einige der Kollegen sind dann schon in Rente. Christian Umlauf, Gewerkschaftssekretär ver.di Saar Trier: „Aktuell werden z.B. bei der Moselbahn Leiharbeiter eingesetzt und Kolleg*innen aus anderen Betrieben des Konzerns, das kostet Unsummen an Geld, welches wesentlich besser in vorhandenes und neues Personal gesteckt werden sollte, dann hat man auf dem Arbeitsmarkt auch wieder Chancen, so nicht!“ Tempus zahlt deswegen schon 15,10 € Stundenlohn und andere in der Region auch.

Das führt zu Unterschieden und Abwanderungen bei den Betrieben, die weniger zahlen. „So kann es nicht weitergehen, wir brauchen einen starken Flächentarifvertrag VAV bei dem die Kolleginnen und Kollegen aber nicht mehr als Aufstocker aufs Amt müssen, sondern von ihrer Arbeit leben können und auch mal ihre Familien sehen können, 12 Stunden arbeiten und nur 7 bezahlen, damit muss Schluss sein,” so der Verhandlungsführer und Landesfachbereichsleiter Jürgen Jung ver.di Mainz”. Soweit die Erklärung von ver.di. Sollte die Landesregierung ÖPNV zur kommunalen Pflichtaufgabe erklären, wird dies landesweit eine Ausweitung von Fahrplnen bedeuten, wie dies auch der Rat der Stadt Bad Kreuznach beschlossen hat. Und damit werden die derzeit im Nordwesten des Landes akuten Probleme auch an der Nahe auftreten: Fahrer*Innenmangel und Fahrtenausfälle in Größenordnungen.