Gutachter identifiziert Quelle für Lärm auf dem Kaufland-Parkplatz

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Die Forderung der Stadtverwaltung für ein Lärmgutachten zur Eisbahn auf dem Kauflandgelände hat eine Lawine losgetreten. Die rauscht gleich in mehrere ganz unterschiedliche Täler. Wie diese Seite bereits berichtete, sehen die allermeisten Nutzer*Innen in den sozialen Medien die städtische Forderung als “überzogen” und “ungerechtfertigt” an. In einem Gewerbegebiet tagsüber weniger zu erlauben, als auf einem Spielplatz im Wohngebiet, erscheint großflächig als “unverhältnismäßig”. Wesentlich leiser, aber dafür um so nachhaltiger melden sich allerdings jetzt schon Menschen zu Wort die das Verhalten der Stadt aus ganz anderer Sicht kritisieren. Sie haben kein Verständnis dafür, dass die Verwaltung dafür sorgen möchte, dass es auf einem Kaufland-Parkplatz tagsüber leiser ist, als etwa in der historischen Neustadt nach Mitternacht.

Eine massive Doppelstrohballenwand, die Klaus Raeder vom Eulenhof zur Verfügung gestellt hat, dämpft den Schall des Kühlaggregates zur Wohnbebauung hin seit gestern deutlich da.

Auch im Umfeld mehrerer einschlägiger Gastronomiebetriebe in der Innenstadt sind Anwohner wachgerüttelt geworden. Wie diese Seite schon am Montag dieser Woche exklusiv erfahren hat, bildet sich in der Viktoriastrasse derzeit eine Initiative, die die selbe städtische Aufmerksamkeit für Lärmschutz in ihrem Wohngebiet einfordert, wie sie die Verwaltung im Gewerbegebiet an den Tag legt. Nachts. Und auch gewerberechtlich wird das Vorgehen der Stadt Konsequenzen haben. Denn in den vergangenen Tagen wurde auf dem Kaufland-Parkplatz tags- und nachtsüber ein umfangreiches Messprogramm absolviert. Dabei wurden an unterschiedlichen Stellen Lärmprofile erhoben. Und zwar bei laufendem wie bei abgestelltem Eisbahn-Kühlgerät.

Industriebetrieb lauter als Kühlaggregat

Auf diese Weise hat der Gutachter eine bisher nicht beachtete Lärmquelle identifiziert: bis zu 51 DBA nach Mitternacht konnten einem Verpackungsmaterialhersteller zugeordnet werden. Und es kommt noch krasser: von einem der Messpunkte aus (185 Meter westlich der Lärmquelle und 41 Meter nördlich des Kühlaggregates der Eisbahn) war im jeweils lautesten Produktionszyklus des Industriebetriebes dutzendfach je Stunde das Kühlgerät der Eisbahn (44 DBA) nicht mehr zu hören. Weil übertönt von einer mehr als vierfach soweit entfernten Lärmquelle. Mit 51 DBA überschreitet der Gewerbetrieb die in der TA Lärm definierte nächtliche Grenze von 50 DBA für Gewerbegebiete leicht.

Gewerbeaufsicht gefordert

Würde man den Kaufland-Parkplatz allerdings, wie das die Stadtverwaltung zur Verhinderung der Eisbahn tut, als urbanes oder Mischgebiet einstufen, in dem nur 45 DBA erlaubt sind, wird die nunmehr dokumentierte Messung erhebliche rechtliche Konsequenzen haben. Denn die Sache wird nun zu einem Fall für die Gewerbeaufsicht. Fachleute wissen: eine genehmigungsrechtlich erforderliche nachträgliche Lärmsanierung durch bauliche Veränderungen wird sehr kostenintensiv. Wirtschaftsdezernent Markus Schlosser hatte wohl geahnt, dass mit dem Lärmschutz Geister gerufen werden, die die Stadtverwaltung nicht mehr so schnell loswerden wird. Und daher von Anfang an vor überzogenen Anforderungen gewarnt.

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