Kreis setzt Abschiebung armenischer Familie durch

In der vergangenen Nacht wurde eine armenische Familie, die in der Hofgartenstraße in Bad Kreuznach untergebracht war, nach Armenien abgeschoben. Gegen zehn Uhr erfolgte der Rückflug ab Düsseldorf. Der erste Versuch, die Familie nach Armenien abzuschieben, musste seinerzeit wegen immenser Widerstandshandlungen des Familienvaters abgebrochen werden. Er hatte sich mit einem Messer bewaffnet und sowohl Suizidabsichten geäußert als auch damit gedroht, die in der Wohnung anwesenden Familienmitglieder zu verletzen.

Die vierköpfige Familie war vor einigen Jahren unter Angabe falscher Identitäten nach Deutschland eingereist. Die Eltern waren während des Aufenthalts in Deutschland mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten. Nach dem ersten Abschiebeversuch im Mai erfolgten Beratungsgespräche mit der Familie und deren Beiständen, um eine freiwillige und finanziell unterstützte Ausreise zu vereinbaren. Trotz einer zwischenzeitlichen Einigung erfolgte die freiwillige Ausreise bis dato nicht. Die Familie weigerte sich bis zuletzt, Deutschland nach dem erfolglosen Durchlaufen sämtlicher gerichtlicher und zahlreicher außergerichtlicher Instanzen zu verlassen.

Zuletzt hat auch der Petitionsausschuss des Landes Rheinland-Pfalz eine Eingabe bei der Bürgerbeauftragten des Landes Rheinland-Pfalz für die Familie abgelehnt. Dass die Eltern mit der Abschiebung rechneten, zeigte sich beim Zutritt in die Wohnung. Die Tür war von Innen mit Kanthölzern verbarrikadiert, so dass diese gewaltsam geöffnet werden musste. Es kam zu keiner erneuten Eskalation. „Leider hat die Familie die mehrfach offerierte Chance der freiwilligen Ausreise nicht genutzt, was mir besonders für die Kinder leid tut“, bemerkt Landrätin Bettina Dickes. Sie selbst begleitete wegen der Eskalation des ersten Abschiebeversuchs die nächtliche Aktion in der Hofgartenstraße.

„Die Abschiebung verlief sehr professionell, ich kann versichern, dass auch bei den Kindern keine Tränen geflossen sind. Sie waren trotz der nächtlichen Zeit und der unschönen Begleitumstände sehr aufgeweckt, freundlich und hilfsbereit“. Dennoch verstehe sie nicht, dass Eltern ihre Kinder in derartige Situationen bringen. „Es wäre für alle Seiten einfacher gewesen, wenn spätestens nach dem ersten Abschiebeversuch und dem Wissen, dass die Familie aus aufenthaltsrechtlichen Gründen keine Zukunft in Deutschland haben wird, die freiwillige Ausreise erfolgt wäre“.

Text: Kreisverwaltung Bad Kreuznach