Die Kauzenburg: Burg, Schloss, Festung, Ruine und Restauration

Von GuT-Geschäftsführer
Dr. Michael Vesper

Die Kauzenburg, wie wir sie heute sehen, beruht auf einem Umbau des Architekten Gottfried Böhm, der 1976 abgeschlossen war. Die berühmte modulare Fassade hat er in genau dieser Form zeitgleich bei einem Bürgerhaus in Bergisch-Gladbach realisiert. Der Architekt versah das noch außen sichtbare Mauerwerk der Ruine Kauzenburg mit kubistischen Erkern und verwendete reichlich Glas, Metall und “weinrot”. 1969 hatte der Weinhändler Elmar Pieroth das Anwesen übernommen. Er wollte eine neue touristische Attraktion schaffen und räumte die im 20. Jahrhundert zugewachsene Bausubstanz ab. Er schuf die Kauzenberg-Stiftung, die verantwortlich ist für die Nutzung der historisch wertvollen Burgkeller und die Kauzenburg Betriebsgesellschaft GmbH für den Betrieb von Restaurant und Hotel als Einheit.

Hotel war Flak-Kaserne

Neuerdings operieren Hotel und Restaurant unabhängig voneinander. Das Hotel hat übrigens in einer umgebauten ehemaligen „Flak-Kaserne“ Raum gefunden, die auf dem Kauzenberg platziert war. Das Ziel, hier einen touristischen Magneten zu schaffen, hat man durchaus erreicht. Bis vor wenigen Jahren war das „Rittermahl“ im Kauzenburgkeller ein bundesweit – z.B. über Ameropa-Reisen – beworbenes Highlight und so war Bad Kreuznach mit diesem Angebot sichtbar auf vielen Fernbahnhöfen mit großen Plakaten vertreten – und natürlich auch auf anderen Werbemitteln. Burgen und Ruinen sind bis heute wichtige Landmarken. Aber es ist natürlich allein wegen des Aufwandes der Denkmalunterhaltung immer wieder eine Herausforderung diese touristisch zu erschließen.

Burg im Privateigentum

Burgen in privatem Eigentum – und das sind die meisten – sind daher öffentlich gar nicht zugänglich. Die touristische Inwertsetzung des Umbaus hat nun 40 Jahre gut funktioniert, allerdings hat sich Akzeptanz und Frequenz des Restaurantangebotes allmählich reduziert und dies führte nun sogar zur Schließung. Der Cateringservice Mikes Catering mit Mike Schneider wagt nun mit neuem Konzept einen Neuanfang, dem wir den besten Erfolg wünschen. Der Keller hier spielt da zunächst keine große Rolle, vielleicht finden sich aber Kooperationspartner, die ergänzende Ideen entwickeln. Es scheint somit wieder eine Phase der Neuorientierung anzustehen, ein guter Anlass um zurück zu schauen. Es begann mit einem Bauverbot.

Baubeginn 1205

Als Graf Gottfried III. sich 1205 entschloss, hier eine Burg zu bauen, um seinen Besitzkomplex um Bad Kreuznach aufzuwerten, verbot König Philpp von Schwaben – damals im Thronstreit mit dem Welfen Otto – im Interesse des Bischofs von Speyer den Bau. Der behauptete noch viele Jahre, die Besitzungen in cruciniacum oder crucenach gehörten eigentlich aufgrund einer königlichen Schenkung in grauer Vorzeit (wahrscheinlich um 1050) ihm. Der Graf hat das ebenso ignoriert wie seine Nachfolger und die Burg wurde gebaut. Sie ersetzte ein „festes Haus“ im Bereich Eiermarkt, das bis dato wohl Aufenthaltsort der Grafen war. Eine Burg war aber das standesgemäße Zeichen der Herrschaftssicherung und als Standort bot sich der Bergsporn an.

Burg als Faktor der Stadtentwicklung

Wir wissen nicht wie die Burganlage damals aussah. Sie war im Vergleich mit anderen nicht groß. Mit Sicherheit gab es einen Wohnturm und später das Haupthaus – den Pallas. Diese Anlage wurde aber dennoch zu einem wichtigen Faktor der Stadtentwicklung. Denn der Burgbereich, in dem Burgmannen wohnten, zog sich viel weiter und deckte den Raum zwischen dem Hauptarm der Nahe und dem Ellerbach ab. Um diese Gesamtlanlage entstand die große Burgmauer – die Pfeffermühle (heute mit barocker Haube) war einer von vielen Türmen dieser Wehranlage. In diesem Bereich – und auch außerhalb gab es viele Burgmannenhäuser als Sitze des Niederadels.

Burg war eigener Rechtsbezirk

Es dürften über 20 solcher stattlicher Gutshöfe gewesen sein. Aus der Kernburg entwickelte sich eine große Anlage, so wie wir sie auf den alten Merianstichen sehen, mit großem Pallas, zwei Türmen, drei Toren, Gräben, Brücken, Brunnenanlagen, Wirtschaftsgebäuden (Schmiede und Schweinestall und andere Ställe, Kelterhaus). Die Burg bildete einen eigenen Rechtsbezirk – eine Stadt in der Stadt – verwaltet vom Burggrafen, der auch Gerichtsherr war. Wer mit Bewohnern der Burgbezirks – etwa wegen Geldforderungen – im Streit lag, musste sein Recht vor dem Burggericht, nicht vor dem Stadtgericht suchen. So war die Burg Zeichen der Herrschaft über die Stadt. Und sie wuchs sich zur richtigen Feste aus.

Nutzungsvereinbarung ist ein Glücksfall

Sie wurde nach dem Aussterben der Sponheimer unter deren Erben geteilt, was bedeutete, dass detailliert geregelt werden musste, wer wie was nutzen durfte. Wir wüssten nur aus alten Merianstichen so ungefähr wie die Burg ausgestattet war. Doch ein Glücksfall vermittelt uns aus dem Jahr 1417 ein etwas genauers Bild. Die Linie der Sponheimer Grafen in Kreuznach war ausgestorben, es kam zur Teilung. Erstmals erhielt der Pfalzgraf bei Rhein einen Anteil an der Burg (1/5). Solche Teilungen waren üblich, es gab richtige Wohngemeinschaften (Ganerbenburgen). Man musste sich dann mit einer Burgordnung über die Nutzungsabgrenzungen einigen und so erfahren wir einiges.

Kapelle in der Burganlage

Es gibt eine „innerste Burg“, die mit einer Brücke gesichert ist. Sie hat einen eigenen Brunnen und einen Turm mit Wendeltreppe. Es gibt ein „neues Haus“ zur Rechten der Brücke. Bei der Unterhaltung der Mauer wird festgelegt, dass keiner höher baut als der andere und natürlich die Gänge auf der Ringmauer passierbar bleiben. Es umgibt also eine große Ringmauer die Burg. Die Bastionen, auf die ich gleich zu sprechen komme folgen später. Auf der Mauer darf jeder Für seine Leute einen Abtritt bauen (Heymelichkeit). Die Gänge waren aus Holz gebaut. Es gab eine Kapelle, die beide nutzten. Die Burg hatte übrigens auch einen Kaplan. Es gibt eine alte Küche und eine neu Küche und im hinteren Teil noch mal zwei Türme – also insgesamt drei.

Ringmauer mit Graben

Es gibt drei Pforten, die durch Pforthäuser gesichert sind. Es gibt zudem eine Vorburg, in der sich wiederum Flecken, Gehäuse und Schmiede befinden. Hier befinden sich bis zur Klappergasse Schweineställe und Unterkünfte für anderes Getier. Diese Ställe sind mit gebundenem Stroh gedeckt. Es gibt zudem Scheunen und ein Kelterhaus. Vor der Ringmauer verläuft ein großer Graben. Hinter der Burg liegen Weingärten, Viehhaus und Schlachthaus. Zudem gehören mehrere Wohnhäuser zur Burg. Das 17. Jahrhundert muss man als das Schicksalsjahr des Schlosses sehen. Es war mittlerweile mit einem Kranz von Bastionen versehen, wie wir auf alten Abbildungen sehen.

1688 von General de Boufflers gesprengt

Auch diese bewahrten es vor der dreimaligen Eroberung durch den Spanier Spinola (1620) – die die Festung weiter eroberten, durch den Schwedenkönig Gustav Adolf, der hier fast erschossen wurde (die Kugel traf den Adjutanten) und durch die Franzosen (1639). Sie waren es auch, die das Ende der alten Festungsanlage in den Orleanschen Kriegen brachten, als Ludwig XIV. erfolglos versuchte, das Rheinland zu erobern. 1688 ließ der General Louis-François de Boufflers die Burg sprengen. Den Keller hier füllte man mit Reisig und ließ ihn mehrere Tage ausbrennen, um das Gestein mürbe zu machen. Es war also eine Ruine, die der französische Beamte Andreas von Recum (1798-1814 gehörte die Stadt zu Frankreich), erwarb.

Löwe stammt von der Burg Dhaun

Sie gehörte zu seinem großen Landschaftspark, der Schloßpark, Kauzenberg und große Teile des Stadtwaldes umfasste. Diese fiel damit an das Rittergut Bangert. Der Löwe, der so beeindruckend im Eingangsbereich zu sehen ist, gehört nicht zur ursprünglichen Ausstattung der Burg. In ließ der Burgherr von Recum von der Burg Dhaun, die er auch erworben hatte, hier hier bringen. In den Fundamenten der zerstörten Burg sind später große Gewölbe und Keller aufgefunden und wieder ausgeräumt worden. Diese waren wahrscheinlich zu Waffenniederlagen bestimmt, dienten dann aber zur Aufbewahrung des wohlbekannten Schloss Kanzenburger Weines.

Schon um 1900 “Rittermahle”

Dieser gehörte zu den besten der Rheinprovinz. Die Burg blieb bis 1881 im Besitz der Familie und gehörte zuletzt Otto von Recum, ging dann an die Kreuznacher Familien Puricelli und Gräff über. Heinrich Puricelli war es, der den Burgkeller renovierte und neu ausbaute und schon um 1900 hier wieder „Rittermahle“ als touristische Events durchführte. Die Burg war im Besitz der Witwe Werren, als 1969 der Weinhändler Elmar Pieroth Burg Layen, das Grundstück und die Kauzenburg erwarb.

Anmerkung der Redaktion:

Der Vortrag wurde am 3. Oktober 2019 von Herrn Dr. Michael Vesper (Geschäftsführer der Gesundheit und Touristik für Bad Kreuznach GmbH (GuT) anläßlich des Tages des offenen Rittersaales dortselbst in der Kauzenburg gehalten.