Aufbruchstimmung für Fahrradverkehr: Rad AG konstituiert sich mit 40 Mitgliedern

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Vor dem Else-Liebler-Haus deutete nichts darauf hin, dass so viele Bürger*Innen wie noch nie bereit sind, sich aktiv für mehr Fahrradverkehr in Bad Kreuznach zu engagieren. Da standen, wie vor vielen anderen Gremiensitzungen auch, nur eine handvoll Räder der üblichen Verdächtigen ans Geländer gelehnt. Tatsächlich waren aber rund 40 Zweiradfans gekommen, um die Arbeitsgemeinschaft Rad der Stadt zu konstituieren. Die meisten hatten ihre Drahtesel ganz korrekt auf dem Parkplatz Casinogarten hinter dem Else-Liebler-Haus abgestellt. Im bis auf den letzten Platz besetzten Sitzungssaal ging es dann zwei Stunden lang konkret zur Sache.

Erstes Thema: Komfortradroute

Zunächst wurden jeweils mit großen Mehrheiten Hermann Holste (Verkehrsclub Deutschland, VCD) zum Vorsitzenden und Andreas Geers (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club, ADFC) zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Und dann präsentierte Thomas W. Fischer vom Planungsamt seine Fleißarbeit für eine “Komfortradroute” aus und in Richtung Westen des Stadtgebietes in die Innenstadt. Von der Fahrradstrasse Hermannstrasse bis zum Kreuzungspunkt Gerbergasse / Mannheimer Strasse hatte Fischer elf Problemstellen analysiert und konkrete Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Diese stellte er unter reger Beteiligung der übrigen Mitglieder der Rad AG vor.

Unterschiedliche Vorstellungen

Schnell wurde deutlich: Detaillösungen sind keine Sache für sehr grosse Gesprächsrunden. Und schon wurde die erste Unterarbeitsgruppe eingesetzt. Danach ging Fischer auf die vor der AG-Sitzung durchgeführte Mit-dem-Rad-vor-Ort-sbesichtigung in Bosenheimer Strasse ein. In der Diskussion um die Anbindung des neuen Fahrradstreifens nördlich der Bosenheimer Strasse vom Fleischhhauer Kreisel bis zur Ochsenbrücke wurde schnell deutlich, dass Radfahrer*Innen sehr unterschiedliche Vorstellungen von optimalen Wegeführungen haben. Auch hier wurde eine Unterarbeitsgruppe eingesetzt.

“Wir freuen uns neue Ideen zu erhalten”

Die erst in der letzten Woche im Planungsausschuß vorgestellte und daher selbst in Fachkreisen noch weitgehend unbekannte geplante Radwegeführung auf der Wilhelmstrasse wurde von Bettino Gagliani präsentiert. Der Stadtplaner rief nicht nur zu diesem, sondern zu allen städtischen Verkehrssituationen Einwohner*Innen dazu auf, sich mit konkreten Vorschlägen an die Verwaltung zu wenden: “wir freuen uns neue Ideen zu erhalten”. Auf Vorschlag von Bärbel Germann wurde ein Punkt von der Rad AG schon mal einstimmig festgeklopft und als Antrag an die Verwaltung formuliert: die Nullabsenkung von Bordsteinen, Gehwegkanten und Strassen- und Radwegbegrenzungen bei Sanierung und Neubau von Verkehrsflächen.

Linke und Progressive nicht mit dabei

Wie von dieser Seite bereits am 1. September gemeldet, ist die Rad AG teils politisch und teils fachlich besetzt: Vertreter der Stadtratsfraktionen sowie der „rad-affinen“ Verbände ADFC, VCD und Greenpeace arbeiten mit interessierten Bürger*Innen zusammen. Mit einer Ausnahme: Die Linke und Progressives Bad Kreuznach konnten sich bisher nicht für eine Mitarbeit entscheiden und waren gestern nicht in der Rad AG vertreten. Ausgerechnet jene beiden kommunalpolitischen Gruppen, die für die Stadtratssitzung am Donnerstag dieser Woche einen Antrag gestellt haben, mit der der “Klimanotstand” für Bad Kreuznach ausgerufen werden soll. Es war halt schon immer leichter plakative Forderungen in eine Presseerklärung zu tippen, als sich mehrere Stunden mit konkreten Lösungen zu beschäftigen …

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01.09.19 – “Städtische Rad AG sucht Mitstreiter*Innen”