LBM macht Sensation im Planungsausschuß möglich: Wilhelmstrasse bekommt eine Busspur

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Wenn schon die Busfahrgäste nicht kommen: die Busfahrer*Innen waren am Donnerstag bei der Sondersitzung des Planungsausschusses (PLUV) fast vollzählig anwesend und zeigten Flagge. Thema war die innerstädtische Mobilität. Und damit natürlich auch der ÖPNV. Die erste Info, für die allein sich das Kommen für die strassengebundenen Personenbeförderungskapitäne schon gelohnt hat, betraf ganz praktisch ihr Arbeitsgebiet. Mit zwei geradezu sensationellen Informationen aus dem Mund des Stadtplaners. Die erste betrifft zwar eine nicht ganz nahe liegende Zukunft. Aber wer wie der Verfasser dieser Zeilen persönlich schon vor 30 Jahren genau das gefordert hat, dem wurde es warm ums kommunalpolitische Herz:

Wir bitten die Busfahrer*Innen um Entschuligung für die schleche Bildqualität. Aber aus versicherungsrechtlichen Gründen müssen wir eine Fotokamera einsetzen, die gemäß …
… DSGVO so unscharfe Bilder liefert, dass schon allein aus diesem Grund sämtliche Ansprüche Dritter ausgeschlossen sind.

Eine Busspur auf der Wilhelmstrasse vom Europaplatz bis zur Wilhelmbrücke. Und zwar “in Richtung Bahnhof, da haben wir die meisten Probleme”, erklärte Stadtplaner Bettino Gagliani. Und dann sprach der Stadtplaner ein Thema an, dass jahrzehntelang als Tabu galt: die Verlegung der Bushaltestelle vom Bourger Platz an die Wilhelmstrasse. Diese Maßnahme wurde immer wieder gefordert, weil sie allein die Fahrzeit zum Bahnhof um mehrere Minuten verkürzt – und mit der selben Regelmäßigkeit abgebügelt. Jetzt macht die Verwaltung Nägel mit Köpfen. Laut Gagliani wird derzeit geprüft, ob die Tiefgaragendecke ausreichend tragfähig ist.

Der Bad Kreznacher Stadtplaner Bettino Gagliani hat nicht nur ein Näschen für Geschäfte (siehe Winzenheimer Strasse), er ist auch ein begabter Zeichner. Diese schönen Perspektiven für die Wilhelmstrasse stammen aus seiner Feder.

Wenn nein, muß noch mal mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) gesprochen werden. Denn die Wilhelm- ist eine Bundestrasse (B48). Und da haben die Männer in Blau das Sagen. Aber was die sagen hört sich laut Gagliani heute ganz anders an, als in den vergangenen Jahren. Auch der LBM sieht jetzt die Notwendigkeit sich auf die Verkehrswende vorzubereiten. Und stellt daher Kompromisse auch auf innerstädtischen Bundestrassen in Aussicht, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. Und, was angesichts der klammen Stadtkasse ebenso wichtig ist: der LBM ist bereit zu zahlen.

Eine umfassende Information erfolgte auch über das neue Liniennetz des RNN im Stadtgebiet. Wir werden dies wegen seiner Bedeutung gesondert berichten. An dieser Stelle Dank an die Pressestelle der Stadt, die die Grafike und die Gagliani-Zeichnung noch am Freitagnachmittag nach Dienstschluß geliefert hat.

Für die Planungen, die allein sechsstellige Beträge verschlingen. Und später auch für den Umbau. Kein Wunder, dass Stadtplaner Gagliani seine Ausführungen immer wieder mit positiven Bewertungen in Richtung des LBM aufpeppte. Hinter dieser Busspur- und -haltestellen-Sensation ging die zweite gute Nachricht fast unter: die Wilhelmstrasse wird zwei normgerechte Radwege bekommen. Von der Kreuzkirche bis zur Wilhelmbrücke. Natürlich sind noch unzählige Details zu klären (Fahrrad-Angebotsstreifen auf der Wilhelmbrücke, wenn diese mit Tempo 30 verkehrsberuhigt wurde, Anbindung der beiden Kreuzungen Planiger- und Viktoriastrasse und der Mobilitätsstation über den Europaplatz und viele mehr).

Gagliani wie einst Merkel

Aber Stadtplaner Gagliani gelang es, trotz einiger kritischer Nachfragen aus dem Ausschuß (wie von Rainer Wirz, Wilhelm Zimmerlin, Robert Kämpf, Laura Ludwig, Manfred Rapp u.a.), eine konstruktive “Wir schaffen das”-Mentalität auszustrahlen. Natürlich gab es auch Lob für das Konzept (so von Hermann Bläsius, Manfred Rapp, Günter Meurer und Hermann Holste). Wer nach nunmehr einigen Dutzend Textzeilen noch immer glaubt, es handele sich nur um einen schönen Traum: bis zum Jahresende 2019 wird der Stadtplaner entsprechende konkrete Pläne mit den ersten Detaillösungen vorlegen.