Knut Sentz und Marco Enders (LBM) sind Helden des Alltags

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Der typische Portemonnaie-Inhalt eines voll im Leben stehenden Mitmenschen: Bargeld, Papiere, Karten. Nach dem Einkaufen der Gruss eines Bekannten. Visitenkarten werden getauscht. Der Geldbeutel aufs Autodach gelegt. Und dort, weil ins Gespräch vertieft, vergessen. Dann ab zum nächsten Termin. Irgendwann zeitigen die Regeln der Physik Wirkung. Wie vorgestern Vormittag auf der L 412 zwischen Bad Kreuznach und Hackenheim. Weil der Dienstplan es so wollte sind genau zu dieser Zeit dort gerade zwei Menschen damit beschäftigt die Verkehrssicherheit zu erhalten: Knut Sentz und Marco Enders von der Strassenmeisterei Rüdesheim des Landesbetriebes Mobilität (LBM).

Knut Sentz und Marco Enders vor ihrem Einsatzfahrzeug mit einem der Leitpfosten, die sie auch an der L 412 zwischen Bad Kreuznach und Hackenheim instandsetzten.

Die Männer in der orangefarbenen Arbeitskleidung bringen die Leitpfosten auf Vordermann. Als ihnen unvermittelt ein Geldschein vor die Füsse weht. Und dann noch einer. Mehrere folgen. Nachdem die Autoschlange vorüber gefahren ist, sehen sie einen Geldbeutel auf der Strasse liegen. Darin: weiteres Bargeld, Papiere, Karten, Ausweise. Kurz überlegen die Männer, ob sie sich anhand der Daten persönlich an den Inhaber wenden. Entscheiden sich dann aber für den neutralen Weg durch Abgabe bei der Polizei. Schon dort löst ihr Auftreten Freude aus. An der Wache in der Ringstrasse wird einiges abgegeben. Von alten Schuhen bis hin zum besoffenen Ehemann. Ein mit Bargeld prall gefülltes Portemonnaie eher selten.

“Weil es einfach richtig ist”

Abends dann der Anruf des glücklichen Besitzers. Der zeigt sich von der Ehrlichkeit der Männer vom LBM tief berührt. Und so fällt auch sein Dank aus. Selbst ohne diese sehr positive Reaktion würden Knut Sentz und Marco Enders jederzeit wieder gleich handeln. “Weil es einfach richtig ist”. Wir kannten nur die Fakten aus dem gestern von dieser Seite zitierten Polizeibericht (“Mitarbeiter der Straßenmeisterei Rüdesheim (LBM) finden Geldbörse mit 500 Euro”). Und wollten unbedingt die beiden Menschen dahinter kennenlernen. Der Chef der Rüdesheimer Strassenmeisterei, Holger Conrad, hat das freundlicherweise kurzfristig möglich gemacht.

Lebenszeichen der Hoffnung

Es sind zwei ganz normale Männer, wie sie in ihrer Arbeitskleidung dastehen. Und aus diesem Grund eigentlich ein Lebenszeichen der Hoffnung. Denn wenn die, die jeden Tag hart für ihre Euros arbeiten müssen, 500 davon finden und dem Besitzer zurückgeben können, dann sollten andere noch ganz andere Dinge schaffen. Die anderen, das sind für Sentz und Enders auch die Autofahrer*Innen, für die sie Tag für Tag draußen unterwegs sind, um deren Wege sicher zu machen. Tierkadaver beseitigen, Leitpfosten richten, Schlaglöcher füllen, Schilder sichtbar stellen, Bäume nach Totholz absuchen, Müllbeseitigen und die Strassen-Entwässerung sichern sind nur einige der Arbeiten.

Sind wir wirklich solche Penner?

Der Lohn für die Plackerei leider allzuoft: Hupkonzerte, böse Worte, Unverständnis. Weil viele leider nur die fünf Minuten Wartezeit sehen. Und sich in diesem Augenblick an die Monate freier Fahrt dank Straßenmeisterei nicht erinnern. Geradezu bescheiden sind die Wünsche der beiden LBMler an die Verkehrsteilnehmer: “bitte bei Baustellen die Geschwindigkeitslimits beachten. Und mehr Rücksicht, wenn auf der Fahrbahn gearbeitet werden muß”. Können wir das? Oder sind wir wirklich solche Penner, dass wir uns zwar unser Geld, Kennzeichen und was auch immer aufsammeln lassen. Aber die ehrlichen Finder bei nächster Gelegenheit umfahren, weils mal nicht schnell genug geht …

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04.09.19 – “Mitarbeiter der Straßenmeisterei Rüdesheim (LBM) finden Geldbörse mit 500 Euro”