Karl-Heinz Delaveaux: “Jahrmarkt-Security hat guten Job gemacht”

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Gestern Vormittag gegen 11.30 Uhr. Ein roter Minivan mit Werbeaufschrift eines Reinigungsdienstes und Bad Kreuznacher Kennzeichen fährt bis zur Bahnschranke am Brückes vor. Schon das ist unzulässig. Die Einfahrt ist mit dem Verkehrszeichen 250 „Durchfahrt Verboten“ gesperrt. Nur wer einen der gelben Zufahrsscheine gut sichtbar unter der Frontscheibe hängen hat, darf hier durch. Der Fahrer will trotzdem weiterfahren. Hupt. Macht Gesten, von denen er hofft, dass diese ihm den Weg freimachen. Schon diese Situation birgt Gefahr. Denn das Auto blockiert die Hälfte der einzigen Zu- und Abfahrt auf das Festgelände.

Ein Bild, das der Sicherheitsdienst hunderte von Malen zu beklagen hatte: das Verkehrszeichen 250 „Durchfahrt Verboten“ wird einfach mißachtet. Fahrzeugführer halten aus Bequemlichkeit mitten in einer komplexen Verkehrssituation an, laden aus und drehen dann. Hier ist die Polizei gefragt, um die Einhaltung des Schildes auch durchzusetzen.

Höflich von dem Seco-Security-Mitarbeiter auf sein Fehlverhalten angesprochen, explodiert der Fahrer verbal. Er müsse zu einem Kunden. Man solle gefällist den Weg freimachen. Der Mann vom Sicherheitsdienst wird deutlicher und fordert den Störer zur Weiterfahrt auf. Der rastet vollkommen aus. Stellt den Motor ab, steigt aus und will den privaten Ordnungshüter körperlich angehen. Sofort sind zwei weitere Seco-Leute da und versuchen den Falschfahrer zu beruhigen. Ohne Erfolg. “Die sollen Erwachsene hier her stellen und keine Kinder, die so’n Scheiß machen” ruft er.

Wegen der unzähligen Verkehrsbeziehungen ist der Jahrmarktseingang am Brückes unter Sicherheitsgesichtspunkten hochsensibel. Jede Entlastung würde konkret helfen. Denn jeder einzelne Vorgang bringt, wie das Einfahren dieses Lkw in die Güterbahnhofstrasse, zusätzliche Gefahren mit sich. Allein dieser Vorgang dauerte unnötige Minuten länger, weil der Fahrer nicht durch den Kreisel einfuhr, sondern den “kürzeren” Weg nahm. Und dann die Kurve nicht bekam. Auf einem beschrankten Bahnübergang …

Erneut wird er an die Jahrmarktsverwaltung verwiesen, wo es die Einfahrtsgenehmigungen gibt. Einmal mehr weist der Fahrer diesen Hiwneis zurück. “Ich will dahin, damit das klar ist”. Wer ihm widerspricht wird konkret bedroht. So muß sich ein Seco-Mitarbeiter anhören: “Du hast in Kreuznach geloost”. Der Fahrer lädt verbal nach: “Ich hol mir diesen Scheiß und dann kümmere ich mich um Dich”. Weil es anschließend zu einer Rangelei kommt, ruft der Sicherheitsdienst den städtischen Vollzug zur Hilfe. Der kommt mit drei schon vom Auftreten her stattlichen Herren.

Der städtische Vollzug war, verstärkt um Einheiten aus der Region, ein gewichtiger Sicherheitsfaktor auf dem jahrmarkt 2019.

Und mit vereinten Kräften wird der Fahrer aus dem Gefahrenbereich wegbewegt. Leider war das kein Einzelfall. Dutzendfach am Tag wiederholten sich diese und ähnliche Szenen an den sechs Jahrmarktstagen. Leider nicht immer mit einem so gimpflichen Ausgang. Also für die Security-Mitarbeiter. In acht Fällen wurden sie von Fahrzeugführern, die die Einfahrt erzwingen wollten, angefahren. Ein Mitarbeiter wurde dabei so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus verbracht werden mußte. Drei Strafanzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung wurden gefertigt.

Der mobile Poller an der Ein- und Ausfahrt zum Jahrmarkt ermöglichte es, Krankentransporte liegend alternativ zur Rampe ohne grössere Wartezeiten abzuwickeln.

In anderen Fällen zeigten die Fahrzeugführer nach der Tat Einsicht – und kamen mit einem Verhaltensbesserungsversprechen davon. Dies zeigt: die Aufgabe den Jahrmarkt vor Schwachmaten und Egoisten zu schützen, ist nicht leicht. Immerhin: bei den Taschenkontrollen hat sich die Lage entspannt. Teils weil die ein und andere Dame erkannt hat, dass für drei Stunden auf dem Jahrmarkt doch nicht das volle Überlebenspaket mit der ganz großen Handtasche benötigt wird.

An den Einlaßkontrollen ging es schneller durch, als in den Vorjahren. Auch weil immer mehr Gäste einsehen, dass es dabei ja um Sicherheit für sie selbst geht.

Teils weil die praktische Durchführung der Kontrollen so fix läuft und die taschenlosen Besucher*Innen aktiv an den Kontrollpunkten vorbeigerufen werden, dass die Schlangen erkennbar kürzer standen, als in den Vorjahren. Auch die Einsicht, dass derartige Maßnahmen auf den Großteil der Menschen mit unlauteren Motiven abschreckend wirken, setzt sich mehr und mehr durch. Wie eine Umfrage unter uns nicht persönlich bekannten Jahrmarksgästen ergeben hat, sehen die die Eingangskontrollen und die starke Präsenz von städtischem Vollzug und Polizei sehr positiv.

In diesem jahr schon ab Fleischwurst-Donnerstag mit vielen Streifen Tag und Nacht im Einsatz: die Polizei. Die Besucher*Innen fanden es gut und fühlten sich sicher.

Von 57 Befragten hielt das am Montagnachmittag nur ein einziger für übertrieben. Etwa ein Drittel gaben an, sich durch die Maßnahmen (Einkommenskontrollen und Streifen) “sehr gut geschützt zu fühlen”. Und zwei Drittel bewerteten die Maßnahmen mit “leider notwendig” und “gut, dass es sie gibt”. Zu einer ganz ähnlichen Einschätzung kommt auch Karl-Heinz Delaveaux. Das langjährige Jahrmarktsausschußmitglied kann zwar verstehen, dass Bad Kreuznacherinnen, die jeden Tag auf den Jahrmarkt gehen und ihren Security-Mitarbeiter schon beim Namen kennen leicht genervt sind, wenn sie immer wieder in ihre Handtasche blicken lassen müssen.

Stadtratsmitglied Karl-Heinz Delaveaux (FWG) freut sich mit seiner Heike über ein mit seinem Namen versehenes Lebkuchenherz – und die Qualität der Jahrmarkts-Security.

Aber Delaveaux weiß, dass Vorsicht besser ist als Nachsicht. Ein einziger Vorfall könne dem Jahrmarkt viel mehr schaden, als die Kontrollen über Jahre gerechnet zusammen kosten. Zumal die Seco-Leute wie schon bei der Fastnacht alles gut im Griff hatten: “Die Jahrmarkt-Security hat einen guten Job gemacht”, bringt der FWG-Stadtrat seine Erfahrungen auf den Punkt. Für Gesprächsstoff auf dem Jahrmarkt sorgte nicht nur in Fachkreisen eine “Zeitungs-Ente”, die beim Treffen des Schaustellerverbandes am Fleischwurst-Donnerstag ihren Ausgang nahm.

Falschmeldung: Krankenwagen-Stopp

Ein “Krankenwagen” sei von der Security an der Einfahrt auf das Festgelände gestoppt worden. Die Empörung war groß. Und wie in vielen dieser Fälle vollkommen unbegründet. Denn der Sachverhalt spielte sich ganz anders ab, als er später geschildert wurde. So war ein Sanka gar nicht beteiligt. Sondern ein auf einen Rettungsdienst zugelassenes Geschäftsfahzeug. Dessen Fahrer wollte sich erkennbar wichtig machen. Das konnten auch Aussenstehende schon daran erkennen, dass der Fahrer ein mobiles Blaulicht (im Internet für ein paar Euro zu haben) aufs Dach setzte, mit dem das Fahrzeug im Alltag ebensowenig ausgestattet ist, wie mit einem Martinshorn.

Übertriebene Schausteller-Kritik

Und auch dieser Fahrer versuchte ohne den gelben Zufahrtsschein auf das Gelände aufzufahren. Genau das ist aus vielen guten Gründen verboten. Denn ein Auto, dass äusserlich irgendeine Bedeutung vortäuscht, kann sich jeder beschaffen. Und gerade die Rettungsdienste wissen dies ganz genau. Und kennen den Weg, wie es zu einer korrekten Einfahrtsberechtigung kommt, aus dem Eff-Eff. Auch die Kritik einiger weniger Schausteller, die die Eingangskontrollen in der Aufbauphase als zu scharf bewerteten, erinnerte an das Gejammer von Falschparkern, die nach zwei Stunden zum mit Knöllchen ausgestatteten Auto zurückkehren und dann frech behaupten, doch nur “5 Minuten” weg gewesen zu sein.