Kursziel: Integration durch Sprache – Plätze frei

„Wie gefällt Ihnen der Kurs?“, fragte Landrätin Bettina Dickes die 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die kürzlich einen Sprachkurs in den Räumen des IB Bad Kreuznachs mit einer Prüfung erfolgreich abschlossen. Was sich zunächst nach einer gewöhnlichen Geschichte anhört, offenbart beim Blick hinter die Kulissen aber Besonderheiten.

Denn der nun abgeschlossene Kurs richtete sich an Menschen, die in Deutschland nur geduldet werden, aber keine Aufenthaltsgenehmigung erhalten, die die Tür zu Integrationskursen öffnen würde. „Jugendliche und junge Erwachsene, die aufgrund ihres Status – Duldung, Gestattung – nicht in der Zuständigkeit des Jobcenters liegen, können in aller Regel nicht an Integrationskursen und qualifizierenden Berufsmaßnahmen teilnehmen“, weiß Isabel Jung, die Bildungskoordinatorin des Landkreises.

Aktiv gegen Perspektivlosigkeit

Genau hier setze das Kursangebot „FlüBiQ“ (Flüchtlinge in Bildung und Qualifizierung) an, um die Perspektivlosigkeit junger geflüchteter Menschen zwischen 16 bis 27 Jahren abzubauen und zugleich wichtige Bausteine zur Integration zu bieten. „Gerade jene, die hier über Jahre hinweg keine geförderten Integrationskurse besuchen dürfen, wollen wir hiermit erreichen“, bemerkt Denise Demaré, Flüchtlingskoordinatorin der Kreisverwaltung.

Dankbarkeit und Zufriedenheit

„Wir konnten mit dem Kursangebot eine Lücke sehr sinnvoll schließen“, ergänzt Axel Ghane-Basiri, der Leiter Migration und Jugendhilfe des Internationalen Bundes. Der IB richtet die Kurse aus. Dass es keine Selbstverständlichkeit ist, den Kurs besuchen zu dürfen, wissen auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Entsprechend positiv fällt das Fazit auf die Frage der Landrätin aus. Dankbarkeit und Zufriedenheit mit den gewonnenen Deutschkenntnissen prägen die Rückmeldungen.

Sprache lernen wichtig

Eine junge Frau aus Afghanistan, die nach viereinhalb Jahren in Deutschland durch „FlüBiQ“ ihren ersten Sprachkurs besuchen konnte, stellte sehr tiefgreifende Deutschkenntnisse unter Beweis. Sehr sicher unterhielt sie sich mit der Landrätin – zur großen Freude aller. Sie selbst habe es für sehr wichtig empfunden, die Sprache des Landes zu lernen, in dem sie lebt. Auch für die anderen Kursteilnehmer stand dies im Fokus – auch wenn sie nicht wissen, ob sie tatsächlich bleiben dürfen.

Auch Praktia vermittelt

Dass sie bleiben wollen, daraus wurde aber kein Hehl gemacht. In Deutschland leben und arbeiten, genau hierfür wollen sie die Sprache lernen. „Die Sprache ist die Eintrittskarte in eine Ausbildung. Die Grundvoraussetzung kann mit dem Kurs geschaffen werden“, erläutert Ron Budschat, Jugendscout der Kreisverwaltung, der gemeinsam mit Isabel Jung die Organisation durchführte. Neben dem Erlernen der Sprache einschließlich der individuellen Beratung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden im Zuge des Kurses auch Praktia vermittelt.

In Deutschland Fuß fassen

Wir wollen die Menschen während und auch nach dem Kurs begleiten, um ihnen die Möglichkeit zu geben, eigenständig in Deutschland Fuß fassen zu können und eine gute Integration zu ermöglichen“, machen Jung und Budschat deutlich. „Der Kurs bietet den jungen Menschen auch die Chance, den Jugendmigrationdienst zu nutzen und damit auch über den Kurs hinaus sozialpädagogisch unterstützt zu werden“, erklärt auch Brigitte Hampel, die begleitende Sozialpädagogin des Jugendmigrationsdienstes des IB.

Verschiedenste Bildungshintergründe

Über den Kurs hinweg würden Perspektiven für die Kursteilnehmer geschaffen – Perspektiven, die die Kursteilnehmer nach eigenen Angaben auch nutzen möchten. Dabei ist die Herausforderung für die Lehrkraft Sonja Müller keine leichte. Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer haben alle verschiedenste Bildungshintergründe in ihren Heimatländern erfahren – „teilweise sind sie nur wenige Jahre im eigenen Land zur Schule gegangen“, erfuhr die Landrätin im Gespräch.

Zweiter Kurs in Bad Sobernheim

„Diese Niveauunterschiede auszugleichen, ist eine echte Herkulesaufgabe. Ich bin sehr dankbar, dass diese Angebote geschaffen werden konnten und weiter geschaffen werden“, machte die Landrätin deutlich. Für die Kreisbeigeordnete Gerlinde Huppert-Pilarski zeigte sich: „Die Integrationspauschale ist mit Projekten wie diesem genau an der richtigen Stelle eingesetzt. Ziel ist, dass die Betroffenen ihren Lebensunterhalt eigenständig erreichen sollen.“ Der zweite Kurs dieser Art, welcher am 17.06.2019 in Bad Sobernheim startete, wurde wieder mit Mitteln aus der Pauschale finanziert, um die Realisierung zu ermöglichen.

Noch freie Plätze

Auch dieser setzt wieder auf das Ziel, innerhalb der einjährigen Kurslaufzeit Integration durch Sprache zu ermöglichen und so Zukunftsperspektiven zu schaffen. Obwohl der Kurs in Bad Sobernheim bereits begonnen hat, ist die Teilnahme noch möglich. Informationen hierzu geben Bildungskoordinatorin Isabel Jung (Isabel.Jung@kreis-badkreuznach.de, Tel. 0671/803-1451) und Jugendscout Ron Budschat (Ron.Budschat@kreis-badkreuznach.de, Tel. 0671/803-1545).

Text und Foto: Kreisverwaltung Bad Kreuznach