Der kommende Mittwoch wird ein historischer Tag. Für die rund 53.000 Einwohner*Innen der Stadt Bad Kreuznach. 24 Stunden lang werden wir nicht verwaltet. Also weder von der Stadt- noch von der Kreisverwaltung. Das Aussetzen der Betreuung aus dem Stadthaus ist schon länger bekannt. Mitte Mai teilte die Pressestelle es mit. Am Montag dieser Woche, gut getarnt durch unzählige Wahlerergebnismitteilungen und -kommentare, zog der Kreis nach.
Verwaltungen von Stadt und Kreis am 5.6. dicht
“Am Mittwoch, dem 05.06.2019, bleiben sämtliche Büros der Kreisverwaltung, einschließlich der Zulassungsstelle, geschlossen. Grund für die Schließung ist der diesjährige Personalausflug”, teilte er kurz und knapp mit. Zwei Verwaltungen – der selbe Tag für den Betriebsausflug. Wenn das kein Stoff für eine gute Verschwörungstheorie ist. Demnach haben sich die beiden Verwaltungen abgesprochen.
Sozialwissenschaftlicher Feldversuch
Für einen sozialwissenschaftlichen Feldversuch: wie verhalten sich Bürger*Innen ganz ohne Bürokraten in ihrer Nähe? Allerdings: wer das wissen möchte, muß uns am 5. Juni beobachten. Also hier sein. Denn wer weit weg auf einem Ausflug sich befindet, kann uns vor Ort nicht auf die Finger sehen. Erinnern wir uns. Da war doch was. Ganz allein sind wir gar nicht. Die Stadtverwaltung hat das – auffällig und ungewohnt transparent – mitgeteilt.
Dementi vom Amt
Auch wenn die Begründung uns von Anfang an bemüht vorkam. Sie lautete: “Das Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften verlegt seinen Betriebsausflug auf Mittwoch den 22. Mai vor und ist an diesem Tag nicht erreichbar”. Die Redaktion dieser Seite schlußfolgerte daraus leichtfertig, dass da eine Extrawurst gebraten wird. Und hat das veröffentlicht. Tags drauf erreichte uns erstmals überhaupt ein Dementi.
Urlaubsbedingte Terminverschiebung
“Die Terminverschiebung ergab sich auf Grund des schon länger eingereichten Urlaubs von 3 Mitarbeiterinnen. Natürlich ist das Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften an dem offiziellen Betriebsausflugstag für die Bürgerinnen und Bürger erreichbar”. Obwohl dann doch 3 Mitarbeiter*Innen im Urlaub sind. Naiv wie wir sind, haben wir das einfach geglaubt. Dabei hätte uns das doch von Anfang an mißtrauisch machen müssen.
Wirtschaftsförderung hat uns im Auge
Ein Amt. Drei Mitarbeiter*Innen. Die möchten “zufällig” am selben Tag Urlaub machen. Das wird auch noch genehmigt. Und danach kommt dann die Festsetzung des Betriebsausfluges “zufällig” für genau diesen Tag. Sei’s drum. Wir kennen jetzt die Wahrheit. Die Wirtschaftsförderung hat uns also am kommenden Mittwoch im Auge. Wie wir uns, ganz ohne Verwaltungsleute in über einem Dutzend Dienstgebäuden, mit uns selbst beschäftigen. Das kann ja heiter werden.
Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:
21.05.19 – “Stadtverwaltung: keine Extrawurst, sondern Urlaubsüberschneidung”
20.05.19 – “Extrawurst beim Betriebsausflug der Stadtverwaltung”