Oberbürgermeisterin verzögert Marketing für Glasfaserausbau in Planig und Bosenheim

Dr. Heike Kaster-Meurer ist Aufsichtsratsvorsitzende der Gewobau. Was das dort bedeutet, wird der staunenden Öffentlichkeit Bericht um Bericht, den diese Seite veröffentlicht, klarer. Die Oberbürgermeisterin ist auch Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke. Und wie sich das auswirkt, erleben derzeit die Einwohner*Innen von Planig und Bosenheim. Der von einigen dringend benötigte und von vielen gewünschte Ausbau mit schnellem Internet kommt nicht voran.

In 2018 trat ein Spezialunternehmen, die Deutsche Glasfaser, an die Ortsvorsteher von Planig und Bosenheim heran. Kernpunkt ihres Angebotes: wenn 40% aller Grundstücksinhaber (nicht Haushalte oder gar Einwohner*Innen) sich für zwei Jahre einen rund 50 Euro günstigen Kombianschluß für Telefon und superschnelles Internet bestellen, werden hundert Prozent aller Grundstücke verkabelt. Auch die der Nicht-Vertragspartner (bei denen bleibt die Leitung halt tot).

Ohne Anschlußgebühr

Ohne jede Anschlußgebühr. Das Marketing für diese Ausbaumaßnahme sollte im Herbst 2019 beginnen. Die Tiefbauarbeiten dann, je nach dem Zeitpunkt, an dem die 40%-Marke erreicht wird, sogar noch in 2020. Das entsprechende Konzept stellte die Deutsche Glasfaser Anfang Januar 2019 in öffentlicher Sitzung des Bosenheimer Ortsbeirates vor (diese Seite berichtete am 10.1.19 unter der Überschrift “Bosenheim vor dem Eintritt in die Glasfaserzeit”.

OBin verweigerte Unterschrift

Gemäß Bericht im Ortsbeirat fand Ende Januar 2019 ein Termin der beiden Ortsvorsteher Dr. Volker Hertel (Bosenheim) und Dirk Gaul-Roßkopf (Planig) bei der Oberbürgermeisterin statt. Hoffnung der Freunde des schnellen Internets: die Verwaltungschefin unterschreibt an diesem Tag die Genehmigung, damit die Deutsche Glasfaser ihre Kabel in öffentlichen Gehwegen und Strassen verlegen darf. Aber das tat Dr. Kaster-Meurer nicht.

Heimlichtuerei

Diese Seite fragte immer wieder bei den Ortsvorstehern nach dem Verfahrenstand an. Die Antwort unisono: “Wir dürfen dazu nichts sagen. Das macht die OBin”. Nur wer sich noch daran erinnert, dass Dr. Heike Kaster-Meurer vor rund acht Jahren antrat, um die Kommunalpolitik aus den Hinterzimmern zu holen, wundert sich nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre über diese Heimlichtuerei. “Die hat schon pathologische Züge”, ärgert sich etwa Ratsmitglied Wilhelm Zimmerlin.

Presseerklärung der Stadtwerke

Gestern, fast vier Monate nach der öffentlichen Vorstellung im Bosenheimer Ortsbeirat, erreichte die Redaktion dieser Seite eine Presseerklärung der Stadtwerke, die wir nachstehend im Wortlaut abdrucken. In der Erklärung ist kein einziges für die Einwohner*Innen relevantes Detail angegeben: weder die Höhe der monatlichen Kosten, die Länge der Vertragslaufzeit, die Quote erforderlicher Anschlußteilnehmer*Innen, die Höhe von Anschlußgebühren usw.

Glasfaser nur bis Verteilerkästen

Selbstverständlich fehlt auch jeder Hinweis auf den Zustand der derzeitigen Nutzung. Es wird einfach behauptet „das Licht in der Glasfaser ist an“. Genausogut kann man behaupten, “die Welt ist gerecht”. Den irgendwo gibt es natürlich Gerechtigkeit. So wie auch Glasfaser in Planiger und Bosenheimer Boden liegt. Aber eben nur bis zu den Verteilerkästen. Ab da bis zu den Grundstücken ruht seit Jahrzehnten Telekom-Kupferkabel im Boden. Und genau das ist das entscheidende technische Problem.

Kupferkabel bremsen

Die Kupferkabel bremsen das Internet runter auf eine Geschwindigkeit, über die selbst in dem ein oder anderen Entwicklungsland nur noch müde gelächelt wird (siehe Sudan, wo eine internetbasierte Revolution kürzlich einen Diktator stürzte). Von den “Bemühungen” der Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren, die in der Presseerklärung behauptet werden, weiß man in Planig und Bosenheim nichts. Seit dem 2012 Inexio initiativ wurde, tat sich nichts mehr.

Angebot der Deutschen Glasfaser

Fakt ist: von der Deutschen Glasfaser liegt ein konkretes rechtsverbindliches Angebot auf dem Tisch. Vor fast vier Monaten mit der Zusage verbunden, spätestens im Herbst mit der Werbephase für die Hausanschlüsse zu beginnen. Sehr glaubwürdig hatte der Firmensprecher im Bosenheimer Ortsbeirat dargelegt, dass es bei einer Unterschrift der Oberbürgermeisterin Ende Januar 2019 sogar im Spätsommer losgehen könne.

Anfragen unbeantwortet

Die Stadtwerke teilten gestern mit, “es ist GEPLANT (Versalien von dieser Seite verwendet), dass noch in diesem Jahr die Vorvermarktung” stattfindet. Wie realistisch ist das denn? Wenn noch heute nicht einmal die konkreten Angebotsbedingungen auf dem Tisch liegen. Natürlich hat die Redaktion dieser Seite entspechende Anfragen bei der Stadtverwaltung und den Stadtwerken schriftlich vorgelegt. Antworten gab es bis Redaktionsschluß um 23 Uhr keine.

Dorf arbeitet mit Profis

Dr. Heike Kaster-Meurer ist die Oberbürgermeisterin und die Aufsichtsvorsitzende diverser stadtnaher Gesellschaften. Das ist mittlerweile eine gängige Erklärung für viele Punkte, an denen nichts passiert. Mit Ihrer Weigerung zur Zusammenarbeit mit der Deutschen Glasfaser hat sich die Oberbürgermeisterin – aus welchen Gründen auch immer – erheblich unter Druck gesetzt. Das Dorf Pfaffen-Schwabenheim arbeitet mit den Profis zusammen.

Im Dorf schneller schnell?

Beim östlichen Nachbarn ist vom ersten Informationsgespräch über die Leistungsangebote bis durch Durchführung der Tiefbaumaßnahmen, die derzeit beobachtet werden können (siehe gesonderter Bericht) alles transparent nachvollziehbar. Damit ist eine Meßlatte gelegt. Reißt Dr. Kaster-Meurer auch die, weil Internet im Dorf schneller schnell ist, als in der Stadt, wird sich nicht nur in den Stadtteilen der Widerstand gegen ihre Amtsführung artikulieren.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:
10.01.19 – “Bosenheim vor dem Eintritt in die Glasfaserzeit”

Im Wortlaut: die Presseerklärung der Stadtwerke

“Presseinformation vom 29. April 2019
Planig und Bosenheim surfen zukünftig noch schneller

Bad Kreuznach. Vor über sechs Jahren verkündeten die Kreuznacher Stadtwerke „Das Licht in der Glasfaser ist an.“ Seitdem verfügen Planig, Bosenheim und Pfaffen-Schwabenheim über eine schnelle Internetanbindung für die Bürgerinnen und Bürger. „Die Stadt Bad Kreuznach, die Kreuznacher Stadtwerke und das saarländische Telekommunikationsunternehmen inexio haben damals gemeinsam die Lücken in der Breitbandversorgung geschlossen.“ beschreibt der Geschäftsführer der Stadtwerke, Christoph Nath, das frühe Engagement. Frau Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer führt weiter aus: „Bereits seit Jahren bemühen wir uns als Stadt Bad Kreuznach um den lückenlosen Ausbau und damit die Versorgung aller Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, inklusive der Stadtteile, mit schnellem Internet. Das ist bisher auch in den meisten Bereichen in Bad Kreuznach mit unterschiedlichen Partnern gelungen. Jedoch gibt es auch heute immer noch Haushalte, die nur über eine langsame Verbindung verfügen. Ich freue mich, dass die Stadtwerke dabei helfen, die Lücken im flächendeckenden Netz endgültig zu füllen.” Neben den Bürgerinnen und Bürger freuen sich seitdem die Gewerbetreibenden in den Orten über die moderne Internetverbindung. Auch aus dem privaten Leben ist eine schnelle Internetverbindung nicht mehr wegzudenken – egal ob für Schüler, Studenten und für familienfreundliche Home-Arbeitsplätze. Es ist geplant, dass noch in diesem Jahr die Vorvermarktung für ein schnelles Internet bis ins Haus erfolgen soll. Dr. Volker Hertel, Ortsvorsteher von Bosenheim, freut sich, dass mit den Kreuznacher Stadtwerken ein zuverlässiger und langfristiger Partner an Bord ist. Dirk Gaul-Rosskopf, Ortsvorsteher von Planig, sagt: „Mit dem noch schnelleren Internet sichern wir auch den Standort hier für Gewerbetreibende.“