Am Sonntagabend strahlte Dirk Geiger mit der Sonne um die Wette. Der 16jährige Mannheimer rundete sein generell starkes Wochenende mit zweimal Rang drei in den beiden Rennen des Tages ab. Im ersten Lauf führte Geiger, der auf einer Honda des Kiefer-Racing unterwegs war, nach einem Raketenstart die Konkurrenz sogar längere Zeit an, während er im zweiten Rennen bis zur Ziellinie um den zweiten Platz kämpfte.
Die Hoffnungen auf ein ähnlich erfolgreiches Abschneiden im dritten Saisonlauf zur Moto2™ European Championship waren ebenso berechtigt. Marcel Brenner beeindruckte bereits an den Trainingstagen mit einer stark ansteigender Formkurve und bestätigte diesen klaren Aufwärtstrend mit einem soliden Warm-Up am frühen Vormittag. Aber im Rennen hatte Brenner schier unbeschreibliches Pech.
Nach einem sehr guten Start wurde der 21jährige Schweizer aber nach wenigen Kurven von einem wohl übereifrigen Konkurrenten fast über Haufen gefahren. Bei diesem seitlichen Zusammenprall wurde Brenners KTM erheblich beschädigt und verlor sofort Öl. Auf diesem rutschten einige nachfolgende Fahrer aus, weshalb abgebrochen wurde.
Bis zum Neustart wurde die Rennmaschine eiligst repariert, sodass Brenner zumindest aus der Boxenstrasse das Rennen aufnehmen konnte. Nach zwei Runden musste er aber sein Motorrad endgültig in der Box abstellen. Bis zum nächsten Event erfolgt eine längere Pause. Die Meisterschaft wird in sechs Wochen in Barcelona fortgesetzt.
Marcel BRENNER: “Eigentlich könnte ich vor Wut platzen. Ich bin sehr zuversichtlich in das Rennen gegangen. Das Warm-Up war die Bestätigung, dass wir heute um das Podium hätten kämpfen können. Die ersten Zwei, Edgar Pons und Héctor Garzo, muss man aber aussen vorlassen. Die Beiden waren dieses Wochenende ein bisschen stärker. Platz drei, der Erste der Verfolgergruppe wäre trotzdem ein schöner Erfolg gewesen. Bis zum nächsten Mal in Barcelona müssen wir aber diese Zehntelsekunden zu den Beiden finden. Abgesehen davon hatte ich einen super Start. Ich bog als Vierter in die erste Kurve ein, bevor ich in der zweiten einen Tick zu spät auf der Bremse war. Das hat mich eine Position gekostet. Das sollte aber absolut kein Problem gewesen sein. Ich bin ruhig geblieben und habe mich einfach an den Vorderleuten angehängt. Doch dann kamen zwei Konkurrenten von hinten angeflogen, wobei der erste offenbar der Meinung war, er müsse sich gleich bei der erstbesten Gelegenheit vorbeidrücken, was das Zeug hält.”
“Wegen dieser dummen Aktion bin ich weit nach aussen getragen worden und im Kurvenausgang ist mir der zweite voll in die Seite gekracht. Bei diesem Zusammenstoss ist am Motorgehäuse etwas kaputt gegangen, weshalb der Motor gleich Öl verloren hat. In der nächsten Kurve hatte ich grosses Glück, dass ich nicht auf meinem eigenen Öl ausgerutscht bin. Obwohl ich gleich an den Pistenrand gefahren bin, hat die Ölspur gereicht, dass nachfolgende Fahrer gestürzt sind. Hoffentlich hat sich keiner von ihnen ernsthaft verletzt. Inzwischen weiss ich, dass Niki Tuuli bis auf eine Gehirnerschütterung soweit ok ist. Ich wünsche ihm natürlich eine schnelle Besserung. Nach dem Re-Start wollten wir das Rennen zu Trainingszwecken fortsetzen. Doch nach zwei Runden bin ich in die Box gefahren, weil nachtropfendes Öl und Reinigungsmittel zu Grip-Problemen führten. Schade, wer weiss was am Ende heute herausgekommen wäre. Doch wir wissen nun, zu was wir im Stande sind und beim nächsten Mal in Barcelona werden wir es auch umsetzen.”
Dirk Geiger: “Valencia war in jeder Hinsicht ein mega-geiles Wochenende. Zum ersten Mal auf dem Podium zu stehen, war ein unbeschreiblich starkes Gefühl. Wir haben stark begonnen und sind dann immer stärker geworden. In den Qualifyings lief nahezu alles perfekt. Die fokussierte Arbeit brachte uns schliesslich eine hervorragende Ausgangsposition für die Rennen. Es war überhaupt mein bester Startplatz in diesem Cup. Die heutigen Rennen waren einfach super cool. Es gab jede Menge Positionskämpfe, die unglaublich viel Spass gemacht haben. Ich habe mich sehr wohl mit meinem Paket gefühlt und konnte jederzeit locker attackieren. Im ersten Lauf war es sogar möglich, vorne etwas wegzufahren. Letztendlich konnte ich aber immer mit meinen direkten Gegnern gut mithalten. Es gab nie einem Moment, wo ich über das Limit hätte gehen müssen. Das gibt Zuversicht für die weiteren Rennen. Das Wochenende mit zwei dritten Plätzen abzuschliessen, darüber freue ich mich natürlich gewaltig. Ich bin wirklich überglücklich. Vielen Dank an das gesamte Team und an alle Sponsoren, die mich so grossartig unterstützen. Ich freue mich schon auf das nächste Rennen in Barcelona, wo wir auf diesen Erfolg aufbauen wollen und wieder voll angreifen werden.
Jochen KIEFER (Teammanager, Technischer Direktor): “Das zweite CEV-Wochenende dieser Saison verlief aus unserer Sicht zu 50 Prozent sehr erfolgreich. Gratulation also an Dirk und seine Crew. Dirk ist das gesamte Wochenende mit dem Motorrad super zurechtgekommen und hat sich auch mit der Piste sehr wohl gefühlt. Er ist ständig konstant schnelle Rundenzeiten gefahren und gehörte in jeder Session zur Spitzengruppe. Als Draufgabe hat er das in beiden Rennen super umgesetzt. Die Rennen waren sehr spannend, mit vielen packenden Zweikämpfen. Doch Dirk hat sich nie einen Fehler geleistet. Er ist wirklich zweimal verdient Dritter geworden, wenngleich im zweiten Lauf sogar P2 herauskommen hätte können. Auf dieser Seite in unserer Box haben wir also ein sehr erfreuliches Wochenende erlebt. Dirk hat einen super Job abgeliefert, sowie auch seine Mechaniker das Motorrad jederzeit top vorbereitet haben. Diese Gesamtleistung steigert die Hoffnungen für Barcelona, die Lieblingsstrecke von Dirk in dieser Serie.”
“In der Moto2 lief es eigentlich genauso erfreulich. Marcel hat sich unglaublich gesteigert und ist inzwischen ungleich fitter als vor drei Wochen in Estoril. Zudem kommt er mit der für ihn neuen Rennmaschine immer besser zurecht. Der gesundheitliche Fortschritt ist aber natürlich am wichtigsten. Marcel war an diesem Wochenende in jeder Session immer gut dabei und seine Rundenzeiten waren nicht nur konstant, sondern jederzeit auch sehr schnell. So schnell war Marcel hier in Valencia überhaupt noch nie. Von dem her sind wir sehr zufrieden. Am Start hatte er eine super Reaktion und legte einen Top-Start hin. Daher konnte er gleich einige Plätze gutmachen. Ein kleiner Rutscher kostete allerdings eine Position, ehe ihm ein anderer Fahrer seitlich ins Motorrad krachte. Vermutlich ist bei diesem Zusammenstoss der Deckel der Lichtmaschine kaputt gegangen, weshalb das Rennen nach dem Re-Start vorzeitig zu Ende war für ihn. Das ist natürlich sehr ärgerlich, aber so ist eben der Rennsport. Dieses Wochenende gibt aber Auftrieb im Allgemeinen. Daher ist der Fokus bereits auf Barcelona gerichtet, wo wir versuchen werden, beide Jungs auf das Podium zu bringen.”
Quelle und Fotos: © [2019] Kiefer Racing