Stadt verwirrt mit Hausnummern-Lotterie

In der Neustadt stehen einsturzgefährdete Häuser. Um welche es sich handelt, dazu veranstaltet die Pressestelle der Stadt eine – nicht lustige – Hausnummern-Lotterie. Im September 2018 ging es um das Haus Mannheimer Strasse 52. Aufgrund einer Anordnung der städtischen Bauaufsicht wurde es entmietet und Stützen eingebaut (diese Seite berichtete am 25.9.18 unter der Überschrift “Bauaufsicht verhindert Schlimmeres”).

Mit Pressemitteilung vom 7. Mai 2019 meldet die Stadt nun auch die Häuser Mannheimer Strasse 48 und 50 als “standunsicher”. In der Pressemitteilung heisst es wörtlich: “Das Brückenhaus in der Mannheimer Straße 48 war akut einsturzgefährdet (Pressemitteilung vom 21. September 2018). Die Bauaufsicht veranlasste daraufhin, dass das Gebäude umgehend mit Stützbalken abgesichert wurde, damit die Fassade nicht in die Fußgängerzone stürzt.”

Aber: das Haus Mannheimer Strasse 48 wird weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite (unser nachstehendes Bild) von Stützbalken gehalten. Es sind äusserlich auch keine Absetzungen oder Risse zu erkennen. Auch wird in der zitierten Presseerklärung vom 21.9.18 gar nicht vom Haus 48 gesprochen. Sondern vom Haus 52. Diese Behauptungen in der Presseerklärung vom 7.5.19 sind schlicht falsch.

Als drittes (oder doch zweites?) gefährdetes und damit gefährliches Haus hat die Stadt nunmehr das “zweite Brückenhaus über den Ellerbach in der Mannheimer Straße 50” identifiziert. Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes statisches Gutachten eines Ingenieurbüros vom 6. Mai sei zu dem Ergebnis gekommen: “auch das Gebäude ist standunsicher”.

Noch in dieser Woche sollen dort Sofortmaßnahmen zur Abstützung vorgenommen werden, informiert Benedikt Blanz, Abteilungsleiter Bauverwaltung und Bauaufsicht. Ausgelöst wurde die städtische Hausnummern-Lotterie durch eine Kritik von Beate Bruns. Die Vorsitzende des Altstadtvereines hatte der Allgemeinen Zeitung ihren Frust über Stadtverwaltung und Oberbürgermeisterin Dr. Kaster-Meurer dargelegt (AZ vom 7.5.19: Altstadtverein fühlt sich kaltgestellt).

Ellerbachverlauf sichtbar machen

Laut AZ sprach Bruns von “Versprechungen und Versprechungen”. Konkret kritisierte sie die Untätigkeit der Verwaltung bei einer Idee des Altstadtvereines. Der unter den Häusern 50/52 und dem entsprechenden Strassenabschnitt der Mannheimer Strasse verlaufende Ellerbach sollte durch das Verlegen blauer Platten auf dem Boden für die Fußgänger erkennbar werden. Die Nichtrealisierung dieses Vorschlages begründete die Oberbürgermeisterin vorgestern schriftlich wie folgt:

Erschütterungen vermeiden

„Ferner wurde bauaufsichtlich untersagt Arbeiten, die Erschütterungen hervorrufen können, umzusetzen, da ansonsten das Gebäude einstürzen könnte“. Dieser Handlungsweise wird von Beate Bruns nicht widersprochen. Aber nicht nur im Neustadtverein fragt man sich, warum diese Begründung dem Verein erst jetzt via Presseerklärung präsentiert wird – statt in einem Brief vor Monaten.

Warum keine Alternativlösung?

Es drängt sich eine weitere Frage auf: wenn das Verlegen von Platten aus Erschütterungsgründen nicht möglich war: warum wurde die blaue Markierung dann alternativ nicht per Folie vorgenommen. Analog der gelben Variante, die provisorische Abgrenzungen bei Strassenbaumaßnahmen markiert. Gefreut hätten sich viele in der historischen Neustadt, wenn die städtischen Kreativzentren einen gebäudefreundlichen Weg gefunden hätten, ihre Idee umzusetzen. Statt Hausnummern-Lotterie zu spielen.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:
25.09.18 – “Bauaufsicht verhindert Schlimmeres”