Corona-Krise: Inkompetenz und Peinlichkeiten auch vor Ort

Auf Bundesebene machte das in der vergangenen Woche Schlagzeilen: die Bundeskanzlerin und die Runde der Ministerpräsident*Innen vereinbarten eine Oster-Ruhe. Und sagten diese am Tag danach wieder ab. Nach einem Konzept sah das nicht aus. Aber nicht nur in Berlin und Mainz wird auch im dreizehnten Monat der Pandemie eine erschütternde Inkompetenz im Umgang mit der Corona-Krise praktiziert. Auch in Bad Kreuznach sind verstörende Peinlichkeiten festzustellen.

Während die Bundesvereinigung der Intensivmediziner in einem dramatischen Aufruf zu einem bundesweiten harten Shutdown aufruft, lädt zeitgleich die städtische GuT GmbH mit Presseerklärung vom 26. März 2021 überregional zum Besuch der Gradierwerke ein. Im vergangenen Jahr erfolgte eine entsprechende Mitteilung am 13. März 2020. Und wurde zwei Wochen später widerrufen. Mit folgender Begründung: “Im Hinblick auf die massiven Einschränkungen des Aufenthalts im öffentlichen Raum zwecks Reduzierung der Gefahr mit dem Coronavirus gehen auch die neun Gradierwerke und der Solezerstäuber in den Kurparks von Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein sowie gesamten Salinental nicht in Betrieb.

Auch ohne Berieselung ein Hingucker: die Gradierwerke.

Das gleiche gilt für die Wassertretanlagen. Der Betrieb dieser Einrichtungen wäre nicht möglich, ohne die Einhaltung der Regelungen der Landesverordnung zu gefährden”. Vor einem Jahr gab es im Kreisgebiet nur 64 Coronafälle. Heute sind es 240. Auch die Schutzvorschriften sind heute viel strenger als damals. Und die Bedrohungen durch die britischen und südafrikanischen Varianten des Virus waren vor einem Jahr noch vollkommen unbekannt. Bundesweit werden diese vielfach infektiöseren Varianten für das Ansteigen der Infektionszahlen verantwortlich gemacht.

Von diesem europaweiten Effekt ausgenommen (^^): das Salinental und die beiden städtischen Kurgebiete. Entweder war die letztjährige Erklärung falsch. Oder die aktuelle ist es. Ohne jede Aufklärung wird vor Ort einfach weitergewurstelt. Was gut zur Lage in Berlin paßt. Und genau dort hin, das rundet die Provinz-Posse ab, will ja der Geschäftsführer der GuT GmbH auch. Dr. Michael Vesper möchte Bundestagsdirektkandidat der SPD werden. Das passt doch. Na dann. Weiterhin viel Erfolg.

GuT-Geschäftsführer Dr. Michael Vesper.

Aktualisierung (Sonntag 28.3.21 um 14:59 Uhr):

Die Kreisverwaltung teilte soeben mit, dass der Inzidenzwert im Kreis heute auf 94,7 gestiegen ist. Ab einem Inzidenzwert von 100 gelten laut Landesregierung “klare Regeln für die Notbremse”. In jedem Fall sind dann neue Schutzverordnungen fällig. Wieso angesichts einer derart ernsten Lage ausgerechnet eine städtische Gesellschaft mit dem Namensbestandteil “Gesundheit” zu Menschenansammlungen vor Salinen und Solezerstäubern (und auf den Fußwegen dorthin) aufruft, können vermutlich nur Kabarettisten verstehen. Wir haben die Presseerklärung der GuT daher an die Verantwortlichen von “Extra 3” und der “Heute Show” weitergeleitet. Deren Kommentierung wird sicherlich bundesweite Aufmerksamkeit auf Bad Kreuznach richten. Und darum ging es ja wohl. Also alles richtig gemacht, Herr Dr. Vesper!