Leserbrief des Rainer Otto zum Brückes / “Villa Stöck”

Leserbrief von
Rainer Otto

Auf den Leserbrief von Dr. Popp am Sonntag möchte ich antworten. In den Grundprinzipien, Erhalt von altem, erhaltenswertem Gebäudebestand und Entwicklung mit einer funktionalen, ins Bild passenden Außenwirkung, stimme ich mit Dr. Popp überein. Nicht aber was die genannten Beispiele betrifft und auch nicht bzgl. der Gesamtentwicklung der „ehemaligen Prachtstraße“ Brückes. Ich wohne seit 59 Jahren im Brückes, bekomme die Entwicklung von Kindesbeinen an mit. Viel, sehr viel, hat sich in dieser Zeit geändert. Mehr als in vielen anderen Straßen, was einerseits der Bedeutung als Bundesstraße und andererseits der schon seit jeher gemischten Nutzung als Wohn- und Gewerbestraße geschuldet ist.

Einiges ist mit der Zeit verschwunden, musste dem sich entwickelnden Verkehr weichen. Schon vor Jahrzenten am Übergang zur Hochstraße zur Verbreiterung des Stadthausknotens, später durch den Bau der Charles-de-Gaulle-Straße und des Kreisels das kleine Viertel mit der Stichstraße (deren Namen ich schon vergessen habe) zur ehemaligen Fußgängerbrücke. Das waren Häuser mit Flair, aber wohl kaum jemand wird den Sinn der Veränderung bezweifeln. Viele andere Gebäude aber blieben erhalten, auch wenn es Veränderungen in deren Nutzung gab. Die Anheuser-Weingüter, Kammfabrik, Molkerei, Brotgenossenschaft, Gärtnerei, Raiffeisen-Zentrallager, …, viele Gewerbebetriebe sind verschwunden.

Deren Gebäude und Flächen werden heute zum größten Teil ansprechend und sinnvoll anderweitig genutzt. Beispielhaft erwähnt seien hier die Degenia Versicherung oder das Brothaus. Selbst die Umwidmung des ehemaligen Bahnhofgebäudes, sehr heruntergekommen, zu einem Wohnhaus ist letztendlich gelungen. Die Villa Stöck war über viele Jahre eine Bauruine, an die sich offenbar kein Investor heranwagte. Dann aber muss man irgendwann eingestehen, dass ein Erhalt nicht möglich ist. Man kann schlecht von der Stadt erwarten, dass sie alle erhaltenswerten Häuser der Stadt selbst erhält oder den Erhalt mit nicht unwesentlichen Mitteln unterstützt.

Bzgl. der im Bau befindlichen Seniorenresidenz und der Kritik an der optischen Erscheinung im „Lego-Baustil“: Nicht erst die Seniorenresidenz baut hier quadratisch-praktisch-gut. Schon die zuvor gebauten Häuser der neuen Stichstraße „Am Jahrmarktstreppchen“ sind alle mit Flachdach. Daher liegt die Vermutung nahe, dass nicht der Bauherr der Seniorenresidenz, sondern unser Bauamt die Vorgabe gab. Wobei gerade die Seniorenresidenz-Häuser optisch noch aufgelockerter sind als einige der anderen Gebäude.

Man fragt sich mehr, ob es notwendig war, sie so dicht an die Straße zu setzen. Aber da das Bestandshaus Brückes 47 auch direkt an der Straße steht konnte man das dem Bauherrn wohl nicht verwehren. Zusammengefasst möchte ich sagen: Der Brückes war vor 20 Jahren ziemlich heruntergekommen. Er hat sich inzwischen schon ganz gut herausgeputzt. Insbesondere der Teil vom Kreisel stadtauswärts hat seinen besonderen Flair weitestgehend erhalten und ist heute in großen Teilen in einem ansprechenden Zustand.

Und wächst, das Ortsschild ist über die Jahrzehnte in Etappen stadtauswärts gewandert. Gut so! Noch besser wäre es aber, wenn auch der Bürgersteig mitwachsen würde. Von der Malzfabrik an kann man die übrigen Gebäude und das Viertel Rotlaymühle nach Regen nur noch durch Match erreichen, es sei denn man ist lebensmüde und läuft auf der Straße.

Anmerkung aus der Redaktion: herzliche Grüsse an den alten (ups) besser: früheren Schulkameraden. Wir werden ja nicht älter. Nur besser^^.