Krankenhaus Ingelheim muss schließen

„Dies ist ein bitterer Bescheid für die Beschäftigten und auch für die Bevölkerung von Ingelheim, eine schlechte und traurige Nachricht. Alle Rettungsversuche für das Ingelheimer Krankenhaus sind gescheitert,“ stellte der ver.di Landesbezirksfachbereichsleiter für Rheinland-Pfalz-Saarland, Frank Hutmacher, nach dem Fehlschlagen der letzten Rettungsversuche fest. Nach Auffassung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di passt die Krankenhausschließung überhaupt nicht in die Zeit.

Gerade jetzt in der Corona-Pandemie wäre sehr deutlich, wie dringend Krankenhäuser in der Fläche benötigt würden. Das Krankenhaus Ingelheim hatte bei der ersten Welle der Pandemie noch eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Virus gespielt. Gerade Corona zeige, wie gefährlich es sei, die Gesundheit in die Hände des Marktes zu geben, anstatt sie als öffentliche Dienstleistung zu verstehen, betonte der Gesundheitsexperte. „Die Notwendigkeit der gesellschaftlichen Planung präsentiert sich in besonderer Deutlichkeit in der Krise, die Konkurrenz zwischen den Krankenhäusern erweist sich als kontraproduktiv,“ stellt Hutmacher fest.

Der Betriebsrat der Krankenhaus Ingelheim GmbH äußert sich sehr kritisch und zutiefst betroffen von diesem Ausgang: „Die Belegschaft hat bis zum bitteren Ende mit Leib und Seele gekämpft, sie haben bis zum Schluss an einer Fortführung des Hauses festgehalten und alles Erdenkliche dafür getan. Trotz dieses unermüdlichen Einsatzes und politischen Versagens verlieren ca. 190 Mitarbeiter*innen ihren Arbeitsplatz. Des Weiteren sieht der Betriebsrat die Politik in der Verantwortung, gerade kleine Häuser zu unterstützen und eine solche Situation, wie es jetzt die Mitarbeiter*innen und die Bevölkerung mit dem Krankenhaus Ingelheim erleben, zu verhindern.

Das Beispiel der Krankenhaus Ingelheim GmbH ist nur ein geschilderter Fall. Betroffen ist in Wirklichkeit jedes 10. Krankenhaus. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di erneuerte die Forderung nach einem Masterplan für Rheinland-Pfalz, den ver.di gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund im Sommer gefordert hatte. Dieser Plan soll den Bedarf ermitteln und die Ressourcen so verteilen, dass neben einer sinnvoll zentralisierten Spitzenmedizin auch eine Grund- und Regelversorgung flächendeckend gewährleistet wird – beispielsweise durch die Schaffung von öffentlichen Verbundkrankenhäusern.

Der Umbau des Gesundheitssystems in den vergangenen Jahren habe dazu geführt, dass insbesondere kleinere Krankenhäuser nicht betriebswirtschaftlich sinnvoll geführt werden könnten. Frank Hutmacher: „Personalnot und prekäre Arbeitsverhältnisse breiten sich aus. Die Herausforderungen werden täglich größer. Ein Herumdoktern an den Symptomen nützt in dieser Situation nichts mehr. Ohne eine Kehrtwende im Gesundheitssystem werden kleinere Krankenhäuser diesen Wettbewerb nicht überleben und weitere Schließungen werden folgen. Das ist die bittere Wahrheit.“

Text: ver.di Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland, Fachbereich für Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen