Stefan Butz ruft zur überparteilichen Trauer um die Corona-Toten auf

Gastbeitrag von
Stefan Butz

Seit Wochen sterben in Deutschland wieder jeden Tag Hunderte von Menschen an Covid19. In der vergangenen Woche waren es sogar teils mehr als 400 Tote pro Tag. Ein Ende ist nicht abzusehen. Die deutsche Bevölkerung und mit ihr die deutschen Medien scheinen merkwürdig wenig betroffen, verglichen mit dem Frühjahr, als ähnliche Zahlen aus Italien, Spanien oder dem Vereinigten Königreich gemeldet wurden. Damals waren unsere Medien voll mit Berichten. Seitdem auch bei uns in diesem Ausmaß an Covid19 gestorben wird, begnügen sich die deutschen Medien mit einem kurzen Absatz. Aus der Bevölkerung kommt kaum Kritik an diesem Verfahren.

Anders als bei den Opfern von Amokläufen oder -fahrten – wie gerade in Trier –, bei Flugzeugkatastrophen oder selbst Verkehrsunfällen trauert niemand öffentlich um die Corona-Toten. Kaum jemand kennt ihre Namen, kaum jemand weiß, wer sie waren und wie sie gelebt haben. Sie bleiben abstrakt und unsichtbar. Diese Unsichtbarkeit erleichtert denen, die das Virus leugnen oder verharmlosen, ihre Agitation, und erschwert es den Behörden, drastischere Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zu ergreifen.

Deshalb haben wir beschlossen, den Leugnern und Verharmlosern etwas entgegenzusetzen und der Trauer um die Covid19-Toten in Deutschland Raum zu geben. Nachdem es auf Initiative des Schriftstellers Christian Y. Schmidt (Berlin) bereits ähnliche Veranstaltungen in Berlin, Frankfurt und anderenorts gegeben hat, werden wir am Sonntag, 3. Advent, 13. Dezember, zum Sonnenuntergang um 16 Uhr an der Sonnenskulptur am Beginn des Planetenwegs auf der Roseninsel, Ecke Weinkauffstraße und Priegerpromenade, Bad Kreuznach, Grablichter und ein Schild mit dem Hinweis „Wir trauern um die Corona-Toten“ aufstellen.

Jeder, der wie wir der Trauer um die Corona-Toten Raum geben will, ist eingeladen, ein Grablicht dazu zu stellen. Es ist zu betonen, dass es sich bei dem Abstellen der Grablichter um keine politische Kundgebung handelt. Es ist auch keine Versammlung oder Demonstration, auch weil aus Gründen des Infektionsschutzes momentan größere Menschenansammlungen vermieden werden sollten. Ansprachen werden nicht gehalten. Aus Gründen des Infektionsschutzes wird gebeten, bis in die Abendstunden alleine oder in Kleingruppen die Grablichter nach und nach und nicht gemeinsam abzustellen und zu gedenken.

Die Aktion soll am folgenden Sonntag um die gleiche Zeit wiederholt werden, um so die Corona-Toten auch bei uns in der Region wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Nicht als abstrakte Zahl, sondern als Gesamtheit der Menschen, die wir verloren haben. Für das Abstellen der Grablichter wurde bewusst ein Ort wie die Sonnenskulptur am Beginn des Planetenwegs ausgesucht, um den dezentralen Charakter der Aktion zu betonen. Gerne dürfen weitere Menschen in anderen Städten und Gemeinden der Region und darüber hinaus ganz im Sinne der Berliner Initiator*innen eigene Gedenkveranstaltungen organisieren.

Verleiht Eurer Trauer über die Corona-Toten Ausdruck und gebt ihr Raum. Der Originalaufruf ist hier zu finden:

https://www.facebook.com/christian.y.schmidt/posts/10222230142639222

Stefan Butz ist Stadtratsmitglied für die Wählergemeinschaft Progressives Bad Kreuznach e.V.