ver.di kritisiert amazon für Anwesenheitsprämie

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert den erneuten Versuch des Onlinehändlers amazon, über eine sogenannte Anwesenheitsprämie von 2 Euro pro Stunde, den Beschäftigten die Achtsamkeit zur eigenen Gesundheit abzukaufen. Am amazon Standort in Koblenz gab es vermehrt Corona-Infektionen unter den Beschäftigten. 69 positiv Getestete waren oder sind noch in Quarantäne. 17 weitere Beschäftigte wurden in der Kalenderwoche 45 positiv getestet. Die Nachtschicht wird bis zum 19.11.2020 komplett ausfallen.

Weitere Testungen in den Tagesschichten sollen ab dieser Woche stattfinden. Und in dieser prekären Situation will amazon mit den Arbeitnehmervertreter*innen eine Prämie von 2 Euro pro anwesender Arbeitsstunde vereinbaren. Das ist ein Skandal! „Wir befürchten“, so die Landesbezirksfachbereichsleiterin Monika Di Silvestre, „dass Beschäftigte mit der Einführung dieser Prämie nicht mehr auf Ihre Gesundheit achten, sondern auch krank zur Arbeit erscheinen, um dieses zusätzliche Einkommen nicht zu verlieren.

Schließlich soll diese ‚Anwesenheitsprämie‘ nur befristet für die Zeit des Weihnachtsgeschäftes bezahlt werden.“ Bereits jetzt, so beschreiben es interne Kreise, erscheinen Beschäftige vor dem Standort in Koblenz und wollen arbeiten, obwohl sie einige Tage vorher positiv auf Corona getestet wurden. Das zeigt, wie verunsichert ein großer Teil der Kolleginnen und Kollegen bei amazon ist. „In der Vergangenheit wurden kranke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufig schnell gekündigt. Diese Angst steckt tief in der Belegschaft“, so Di Silvestre weiter.

„Genau hier wäre es nun richtig und wichtig, dass amazon endlich die Tarifverträge anwendet. Dann ist eine Anwesenheitsprämie nicht notwendig. Der Tarifvertrag gibt allen Sicherheit“, sagt die Gewerkschafterin abschließend. ver.di fordert deshalb ohne Unterlass: amazon muss nun endlich die Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels Rheinland-Pfalz anerkennen. Ebenso muss amazon die Verantwortung für die Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen übernehmen und mit ver.di einen Tarifvertrag zu guter und gesunder Arbeit abschließen.

„Und erst recht, da amazon nicht nur Mitglied im Arbeitgeberverband des Deutschen Einzelhandels ist, sondern auch mit enormen Umsatzsteigerungen als Gewinner aus der Pandemie weltweit hervorgeht“, sagt Petra Kusenberg, Betreuungssekretärin der ver.di für den Standort Koblenz.

Text: ver.di Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland, Fachbereich Handel