Leserbrief des Hans Oehler zum Mantelsonntag

Die Akteure für den sogenannten „Brauchtums-und Spenden-Sonntag“ haben sich etwas besonders Originelles ausgedacht: An diesem Sonntag sollen Spenden für gemeinnützige Vereine gesammelt werden. Weiter sollen diese Vereine Stände in der Stadt aufstellen dürfen. Da wir als Förderverein Bastgässjer dabei auch erwähnt wurden erlaube, ich mir als Vorsitzender folgendes mitzuteilen: Unser Vereinskonzept ist durch christliche Ideale bestimmt. Wir wollen deswegen nicht, dass die kleinen Leute – und das sind nun mal die Verkäuferinnen und Verkäufer- um ihre verdiente Sonntagsruhe gebracht werden.

„Sechs Tage soll der Mensch arbeiten – am siebten soll er ruhen“ ! Dieses Gebot ist keine Einschränkung der menschlichen Freiheit sondern setzt sie voraus. Freiwillig wird der Mensch einen Ruhetag als gut und angenehm empfinden. Im Übrigen haben unsere Besucher in der Bastgasse kein Geld für Sonntagseinkäufe. Wir werden deswegen den Machern eines Verkaufs-Sonntags kein soziales Alibi verschaffen. Eine Annahme von Spenden in diesem Zusammenhang lehnen wir deswegen ab.” Hans Oehler, 1. Vorsitzender des Fördervereins Bastgässjer

Leserbrief des Sven Schreiner zum Leserbrief des Hans Oehler

Kein soziales Alibi“zur Idee eines verkaufsoffen „Spendensonntags“: Doppelmoral im Sinne „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!“ – so wirkt diese Meinung auf mich! Ich finde es schon merkwürdig vom Vorsitzenden der Basstgässjer e.V., im Namen des Vereins Spenden abzulehnen – wahrscheinlich ohne vorher den gesamten Vorstand sowie die Fördermitglieder gefragt zu haben. Gleichzeitig schreibt Oehler aber in seiner E Mail vom 4.7.2020 an die Fördermitglieder sowie Spender: „Seit Januar erhalten wir von der Stadt (wegen dem fehlenden Haushalt) keine Fördermittel mehr (vereinbart sind 650 Euro). So sind wir mehr als zuvor auf Spenden angewiesen.“

Ich kann mich nicht erinnern, dass Herr Oehler in den letzten Jahren Spenden von Sponsoren „nicht“ angenommen hat, nur weil diese in Wirtschaftszweigen tätig sind, in denen man auch an Sonn- und Feiertagen arbeitet. Selbst wenn die Bastgässjer (laut Herrn Oehler) nicht genügend Geld haben, um an einem Brauchtums- und Spendensonntag Geld auszugeben, gehe ich davon aus, dass sie trotzdem gerne Spenden von Menschen annehmen, selbst wenn diese ihr Geld mit Sonntags- und Feiertagsarbeit verdienen. Denn hier geht es nicht um die Einstellung eines Einzelkämpfers (Herr Hans Oehler), sondern um Menschen und Unternehmen, die mit ihren Spenden gerne andere Menschen unterstützen und helfen, die im Moment vielleicht nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

In eine solche Situation kann man viel schneller kommen, als man denkt. Wenn man aber eine gesicherte Rente oder Pension bezieht und warm und trocken sitzt, kann man ja schon mal auf eine Spende für diese Menschen verzichten. Ich bin mal gespannt, ob Herr Oehler die von ihm nicht angenommenen Spenden aus seiner Tasche ausgleichen wird. Es wäre auch interessant zu wissen, ob Herr Oehler an Sonn- und Feiertagen keine Notdienste in Anspruch nimmt z.B., wenn sein Kanal verstopft ist oder seine Heizung im Winter bei minus 10 Grad ausfällt. Denn auch die Notdienste müssen an Sonn- und Feiertagen arbeiten!”