Ein Licht in dunkler Nacht

Bei einem Bericht über ein Restaurant sollte das Essen im Vordergrund stehen. Nicht die Ausstattung oder die städtebauliche Bedeutung des Gebäudes. Und die Speisen, die im Tugra-Grill angeboten werden, sind richtig lecker. Beste kurdisch-türkische Küche. Frisch. Aus dem Steinofen. Vom Grill. Auch vegetarisch. Alles erstklassig präsentiert. Und doch sind diese Leckereien heute nicht der Grund für unseren Bericht.

Es ist dunkel geworden. Wie jeden Winter. Schon ab 17 Uhr ohne Licht von Strassenlaternen kaum noch was zu sehen. Dunkle Ecken werden da zu Gefahrenstellen. Und die gab es rund um den Löwensteg zu hauf. Vergangenheit. Denn jetzt gibts es da den Tugra Grill: viel Licht. Bis mitten in die Nacht. Weil eine Glasfassade die ganze Ecke Mannheimer Strasse / Bahnstrasse umspannt. Das war Kazim Cetiner und Abdülkerim Ikiz, den beiden Inhabern, von Anfang an wichtig.

In den Um- und Ausbau und die Gastrotechnik haben sie viel Geld gesteckt. Es war ihnen wichtig, dass ihr Restaurant hell erstrahlt. Was das für die ganze Umgebungsbebauung bedeutet, wurde Ihnen erst im letzten Winter klar. Da sprach zum ersten Mal ein Gast aus, was viele zuvor schon wahrgenommen hatten: “Seit dem Sie den Grill hier aufgemacht haben gehe ich hier abends mit einem viel besseren Gefühl über den Löwensteg”. Der war im letzten Winter noch offen.

Jetzt, nachdem die Schliessung schon in den dritten Monat geht, sind die Umsatzeinbußen erheblich. Zweistellig. Die Laufkundschaft läuft nun eben einen anderen Weg. Leicht hatten es die beiden Investoren von Anfang an nicht. Das Haus der Stadtgeschichte vis-a-vis ist seit der Eröffnung vom Tugra-Grill eine Baustelle. Seit über eineinhalb Jahren. Zwei Sommer in der Nachbarschaft von Betonmischern, Putzklopfern und anderen Handwerkern.


Im dritten Sommer soll die Stadtgeschichte nun endlich einziehen. Schon im Frühjahr könnte der Löwensteg ertüchtigt und wieder freigegeben werden für RollstuhlfahrerInnen, FahrradfahrerInnen und FußgängerInnen. Darauf freuen sich Kazim Cetiner und Abdülkerim Ikiz. Bis dahin zeigen sie eine typisch deutsche Eigenschaft: Durchhaltevermögen. Und ein bißchen von dieser unbändigen Lebensfreude, die einem Teil der hier geborenen Deutschen durch Wohlstand und Abwesenheit echter Probleme abgeht.