Hineingeschaut: so erfährt man von einem Sieg beim OVG

Die Wartezeit lang. Die Saucen geschmacklos. Die Portionen klein. Das Mittagessen im Koblenzer Vapiano nach der mündlichen Verhandlung vor dem OVG Rheinland-Pfalz am 19.12.18 war ein Reinfall. Antonio Valentino zahlte stumm, gab keine Bewertung ab. Beim Bestellen hatte ihn noch gewundert, dass Spaghetti Carbonara mit Knoblauch angeboten wurden. Wahlweise auch mit Petersilie.

Vorfreude auf den Nachtisch

Seinem Steuerberater Martin Reiber hatte es durchaus Freude gemacht der Zubereitung der Speisen an der Bestelltheke zusehen zu können. Und da er bei Frau und Kind daheim gut gefrühstückt hatte, fühlte er sich auch nach einem Tellerchen satt. Anders als der Mandant. Trotzdem war auch dessen Stimmung gut. Die Vorfreude auf den “Nachtisch” beim Gericht half die Mittelmäßigkeit des Mittagessens ohne schlechten Nachgeschmack vergessen zu machen.

Freundliche Polizistin

Zurück am Emfang des Justizzentrums die Information: die Verkündung des Urteils hat gerade schon stattgefunden. Der Sitzungssaal ist bereits wieder zugesperrt. Die freundliche Polizistin an der Pforte ruft bereitwillig in der Geschäftsstelle des OVG an. Und stellt durch Hörerweitergabe die Verbindung her. Die Mitarbeiterin liest den Urteilstenor vor. Die längste Textpassage bezieht sich auf die Nichtzulassung der Revision und die vorläufige Vollstreckbarkeit des Urteils.

“Satzung aufgehoben”

Zu diesem Zeitpunkt sind die entscheidenden Worte schon lange wieder verklungen. “Satzung rechtswidrig und aufgehoben”. Antonio Valentino steht da, wie an vielen Abenden in seiner Trattoria, wenn die letzten Gäste gerade gegangen sind. Er weiß in diesen Momenten, was sein Team und er geleistet haben. Und er freut sich über die Anerkennung, die das fand. Seiner Mimik ist die Bedeutung des Augenblicks kaum abzuspüren.

Reibers Erfolg

“Dann können wir ja heimfahren”, stellt Martin Reiber trocken fest. Der Steuerberater ist in Norddeutschland geboren. Und in Momenten wie diesem wird das sehr deutlich. Für offenen Jubel ist auch ein solcher Augenblick nicht Anlass genug. Ein breites Lächeln muss reichen. Da weiss er noch nicht, das er der erste Steuerberater in Rheinland-Pfalz ist, der beim OVG gewinnen konnte. Sonst tummeln sich da nur Rechtsanwälte.

Anweisungen zu Tischdeko

Antonio Valentino ist auf der Heimfahrt schon wieder gedanklich in seiner Trattoria. Alle Plätze sind ausgebucht. Zwei Weihnachtsfeiern, eine Familie, einige Stammgäste. Ihn interessiert nicht, dass er gerade Bad Kreuznacher Rechtsgeschichte mitgeschrieben hat. In einem Telefonat mit Tochter Ramona gibt er klare Anweisungen zur Tischdeko. Dann ein kurzer gedanklicher Rücksprung zum Tourismusbeitrag: “Wie kriegen die Leute jetzt ihr Geld zurück?”

Für die Betroffenen

Nach seinem Geld fragt er nicht. Antonio Valentino wird nichts bekommen. Ihm hatte das Verwaltungsgericht schon Ende Mai schriftlich gegeben, dass GuT und Stadt gegen ihn nicht vollstrecken dürfen. Vor dem OVG hat er nicht für sich gekämpft. Es ging ihm um die Sache. Um Ungerechtigkeiten. Und um die anderen Betroffen. Für die hat er gewonnen. Zurück in der Viktoriastrasse ist er kein Sieger mehr.

Dinos kulinarische Erfrischung

Jetzt ist er “nur noch” Gastronom mit Leib und Seele. Und einem Wahnsinns-Koch als Sohn. Dinos kleine kulinarische Erfrischung lässt den Schrecken der Mittagspause vollends vergessen. Die entscheidenden Worte sind nun “buon appetito” vom Mister. An die “im Namen des Volkes” aus dem Mund eines Vorsitzenden Richters denkt schon nach zwei Stunden keiner mehr. An diesem 19.12.18. Heute natürlich schon. Aber das ist eine andere Geschichte.