Der Traum vom “Salinen-Hotel” am Kurpark

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Das Wiederverwerten auch älterer kommunalpolitischer Vorschläge ist natürlich nicht verboten. Und im Einzelfall sogar zielführend. Wie beim Prüfantrag für einen Reisemobilstellplatz (diese Seite berichtete gestern). Für die Sache und die Beobachter traurig sind jene Fälle, in denen der Versuch unternommen wird, einen bereits abgedeckten Gaul weiter zu reiten. So wie dies am Mittwochabend im Bad Münsterer Ortsbeirat bezüglich der Ostseite des Kurparks der Fall war. Nach dem Entfernen des Betonsockels soll dort noch in diesem Jahr eine Raumkante entstehen. Mindestens 10 Meter hoch. Das verlangt die Denkmalpflege der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), die nur unter dieser Bedingung 2014 den Abriß der Holzkonstruktion und jetzt den des Fundamentes erlaubte.

Mal mehr Stahl, mal mehr Grün: die beiden Gestaltungsentwürfe (Vordergrund) für die “Raumkante” an Stelle der Saline Ost überzeugten im Bad Münsterer Ortsbeirat kein Mitglied.

Ortsvorsteherin Dr. Bettina Mackeprang hatte die bereits nichtöffentlich dem Ortsbeirat im Dezember und öffentlich im Planungsausschuß im Januar vorgestellten Entwürfe zweier Planungsbüros mitgebracht. Diese lösten bei niemandem Begeisterung aus. Insgesamt liegen bereits fünf Vorschläge auf dem Tisch: zunächst einmal die von der ADD bereits vor sechs Jahren geforderte “Hecke”. Für die hatten sich im PLUV kürzlich erst Anna Roeren-Bergs (CDU), Günter Meurer (SPD) und Hermann Bläsius (Grüne) ausgesprochen. Dann ein älterer Plan des Stadtbauamtes, den die ADD allerdings bereits abgelehnt hat. Und neben den neuen Entwürfen liegt auch eine Idee des Huttental-Fährmannes Hajo Gellweiler vor. Der möchte die Holzkonstruktion der Saline wieder errichten.

Norbert Welschbach

Aber ohne Schwarzdorn und Wassertechnik. Ein sechster Plan ist, das verriet die Ortsvorsteherin, im Stadtbauamt in Vorbereitung. An Plänen mangelt es also nicht. Norbert Welschbach (CDU) belebte mit seinem Redebeitrag zum Thema den (eingangs beschriebenen, von unzähligen Reiter*Innen totgerittenen) Wunsch an Stelle der Saline Ost und der Freiraumkante ein Hotel zu errichten. Welschbach hatte dafür auch einen unter Marketinggesichtspunkten vorteilhaften Namen mitgebracht: “Salinen-Hotel”. Wie der Name schon sagt in der Fassade “wie eine Art Saline gestaltet”. Da derzeit “ein entscheidungsfreier Raum” bestehe, sei es zulässig, dass “die Idee wieder aufgewärmt wird”.

Willi Kuhn

Auch wenn die Suche nach Investor und Betreiber bisher “nie groß was bewirkt” habe, “könnte man es ja noch mal auf den Weg bringen”. Stefan Köhl (FDP), dessen liberale Parteifreunde die Hotel-Idee schon mehrfach öffentlich proklamierten, befürwortete den Welschbach-Vorstoß und riet in diesem Zusammenhang den “Neubau Hotel mit dem Kurmittelhaus zu verbinden”. Wie schon zuvor Norbert Welschbach wollte auch Köhl “nicht über Geschmack streiten”. Und wies die beiden neuen Raumkanten-Entwürfe mit dem Hinweis darauf zurück, dass diese wie die drei weiteren “keines der realen Probleme lösen”. Die Hotelvariante brächte in der Sichtweise von Köhl Gäste. Das Finden des möglichen Betreibers erkannte er als “Hauptproblem”. Willi Kuhn (SPD) brachte einen grundsätzlichen Ansatz in die Diskussion ein.

Er fragte nach dem Gesamtkonzept, in das die Hotelpläne “eingebettet werden können”. Ohne den Plan drumherum sei darin keine Lösung zu finden. Unterstützt wurde Kuhn von Manfred Rapp (CDU). Er riet dazu “das ganze Ensemble zu sehen” und mahnte ein Konzept für das Kurmittelhaus, die durch den Ariß des Hallenbewegungsbades geschaffene Freifläche und die Nachfolge Saline Ost an. “Erst das Gesamtkonzept, dann die Raumkante”, ist Rapps Credo. Anderfalls habe man da einen “Fremdkörper” stehen. Eckard Jung (SPD) konfrontierte die Hotel-Befürworter mit der traurigen Realität am Nahestrand vis-a-vis des Rheingrafensteins: “Wie sollen Busse dieses Hotel erreichen?” war seine zentrale Frage. Der Zwischenruf “übers Kapitän-Lorenz-Ufer” löste Lacher im Ratsrund aus. Und im Publikum die Bemerkung, dass es sich dabei nur um Playmobil- oder Lego-Busse handeln könne.

Eckard Jung

Jung wies zudem auf die großen Leerstände hin und stellte aufgrund der spezifischen Probleme am Kurpark diesen Hotelstandort in Frage. Weitgehend unstrittig war in der Diskussion, dass “der Stadtteil ein weiteres Hotel benötigt”, wie Norbert Welschbach ausführte. Denn mit einem “ordentlichen Hotel kommen die Leute”. Welschbach brachte leise Zweifel an der bisherigen Argumentation aus dem Stadthaus an. Derzufolge habe man zwar Investoren, aber keine Betreiber gefunden. “Das sollte mal zu Papier gebracht werden, wann und wo sich wer so geäussert hat” riet Welschbach. Bis diese Fragen geklärt seien, könne man “die grüne Wiese spriessen lassen”. Von der Aufsichtsbehörde ausgehenden Zeitdruck sieht Norbert Welschbach nicht: “bei den Personalproblemen, die die haben, merkt die ADD gar nicht, dass hier was nicht gemacht wird”.

Stefan Köhl

Willi Kuhn stellte den Bezug zum Kurmittelhaus erneut her und wies auf die “acht Millionen Euro” hin, die ausgegeben werden müßten, um das Gebäude zu sichern und “weitere 15 Jahre leer stehen zu lassen”. Darauf ging auch Stefan Köhl ein, der verhindert sehen möchte, “dass das Haus in seiner Substanz weiter herabsinkt”. Köhl brachte dann seinen Schwager ins Spiel, der Professor an der Universität in Würzburg ist. Und seine Bereitschaft erklärt habe, gegen geringe Kostenerstattung mit seinen Studenten die Situation vor Ort zu untersuchen. Dieses Angebot nahm der Ortsbeirat gern und einmütig an. Eine entsprechende Kontaktaufnahme durch die Stadtverwaltung wurde als Wunsch ins von Lukas Wirz geführte Protokoll der Sitzung aufgenommen, um die Studienarbeit schon im nächstfolgenden Semester möglich zu machen.

Gebhard Benz

Da im Ortsbeirat ein Mann vom Fach sitzt, wurde auch schnell Klarheit darüber geschaffen, um welche Investitionssumme es sich bei dem “Salinen-Hotel” handeln muß. Gebhard Benz (FDP) hält ein 100-Betten-Haus für zielführend, das zwischen 12 und 17 Millionen Euro teuer kommen wird. Das Hotel müsse “etwas besonderes bieten”. Denn die Gäste kämen wegen dem Hotel. Und nicht wegen Bad Münster. Damit sich die Verantwortlichen in der Kernstadt ein konkretes Bild von der Lage rund um den Kurpark machen können, beschloss der Ortsbeirat einstimmig um eine gemeinsame Sitzung von Ortsbeirat und Planungsausschuß zu bitten. Verbunden mit einem Ortstermin auch im Kurmittelhaus.