Acryllack floß in den Kanal – Untere Wasserbehörde im Einsatz

„Nein, eintönig wird es bei uns nicht“, schmunzelt Johannes Gralka, als er gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Beckhaus am Mittwochabend vorvergangener Woche auf der Autobahnraststätte Hunsrück Ort bei Daxweiler steht. Gralka ist schon seit 1985 Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde der Kreisverwaltung Bad Kreuznach. Beckhaus seit etwa einem halben Jahr. Er lernt derzeit viel von seinem erfahrenen Kollegen, beiden gefällt der Aufgabenbereich. Abwechslung, auch mal unvorhersehbare, stehe bei der Unteren Wasserbehörde beinahe auf der Tagesordnung – „gerade das macht es aber auch so interessant“, sind sich die beiden einig. Auf die Raststätte an der A61 kamen Gralka und Beckhaus ungeplant. Die Feuerwehr hatte die beiden darüber informiert, dass ein Stoff aus einem LKW in den Kanal fließt.

Verschmutzung eines Gewässerlaufs durch einen Fremdstoff.

„In solchen Fällen fahren wir schnellstmöglich vor Ort, um uns ein Bild der Lage zu machen und Maßnahmen einzuleiten“, erklären Gralka und Beckhaus. Ihr Ziel dabei sei es, eine Wassergefährdung durch eine weitere Ausbreitung auszuschließen. „Auch wenn auf der Raststätte dieses Mal „nur“ Acryllack in den Entwässerungskanal geflossen ist: Dieser Stoff hat nichts in Bachläufen zu suchen“, erklärt Gralka. Schon häufig habe er hier an der A 61 gestanden, „meistens war es Dieselkraftstoff aus aufgerissenen LKW-Tanks, der in den Kanal gelaufen ist, Acryllack hatten wir hier bislang noch nicht“. Die Maßnahmen für die Wasserschützer aus der Kreisverwaltung sind dennoch ähnlich. „Wichtig ist generell und unabhängig vom Ort innerhalb des Landkreises, dass schnell entschieden und gehandelt wird, um eine Ausbreitung in die angrenzenden Fließgewässer zu verhindern“, weiß Gralka.

Abpumpmaßnahmen des Spülwassers aus Kanal und künstlichem Gewässerlauf am Tag nach der Havarie bei Daxweiler.

Da das Oberflächenwasser des Parkplatzes durch eine Kanalisation in den Welschbach geführt wird, sei hier die Zeit meist sehr knapp. „Dafür ergeben sich anderenorts andere Herausforderungen, zum Beispiel beim Eintritt von gefährlichen Stoffen in das Erdreich. Dann muss ausgebaggert werden, um ein tieferes Eindringen in den Boden und letztlich in das Grundwasser zu verhindern“, erklärt Gralka. „Schon in den ersten Monaten habe ich bei Unfällen gelernt, dass kein Fall dem anderen gleicht – und dies nicht nur bei Unfällen“, ergänzt Beckhaus. Noch bevor der Weg auf die Raststätte führte, waren die beiden Gewässerschützer im Rahmen von geplanten Gewässerbegehungen unterwegs. „Ganz grob skizziert wird dabei überprüft, ob der Bachlauf oder die angrenzenden Ufer frei sind von Behinderungen für den Wasserablauf und keine Verstöße gegen Wasserrecht vorliegen“, bemerkt Beckhaus.

Thomas Beckhaus und Johannes Gralka mit dem Wehrleiter der ehemaligen Verbandsgemeinde Stromberg, Bernhard Schön.

Solche Verstöße wären etwa Müllablagerungen, Grünschnitt oder Bauwerke zu nah am Bach. „Hier setzen wir gemeinsam mit anderen Behörden Gesetze um, um alle Anlieger der Gewässer, aber auch die Natur mitsamt Pflanzen- und Tierwelt zu schützen“. Und der Einsatz auf der Raststätte? „Der beschäftigte uns auch noch am Folgetag“. Denn mit dem „Einfrieren“ der Gegebenheiten sei die Arbeit für die Untere Wasserbehörde nicht erledigt. „Der Fremdstoff muss aus der Kanalisation und – wie im Falle dieser Havarie – auch aus den offenliegenden Abflusskanälen im Wald hinter der Raststätte“. Hierin habe eine gewisse Herausforderung gelegen, denn auch wenn es sich bei Acryllack um keinen Gefahrstoff handelt, sei es nicht ganz einfach gewesen, eine Fachfirma zu finden, die kurzfristig die Reinigung von Kanalisation und künstlichem Bachlauf übernehmen konnte.

„Bei Dieselhavarien sind deutlich mehr Firmen zu finden, die mit ihrer Technik die Reinigung vornehmen und das verschmutzte Reinigungswasser absaugen können“, weiß Gralka. Am Donnerstagnachmittag konnte aber abschließender Vollzug gemeldet werden. „Ein Fachunternehmen hat die Reinigung sehr gut durchgeführt und das Schmutzwasser abgesaugt“. Mit der Beseitigung dieser Gefahr geht es für die beiden Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde wieder zum abwechslungsreichen „Tagesgeschäft“, denn Gewässerbegehung und Co. brauchen auch einer entsprechenden Nachbearbeitung im Büro – bis zum nächsten geplanten Außentermin, der nie lange auf sich warten lässt, oder aber der nächsten Havarie, bei der es um Zeit geht.

Text und Bilder: Kreisverwaltung Bad Kreuznach