Aufgespiesst: Dr. Kaster-Meurer nimmt 5 Euro

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Cineasten wissen seit das seit 1978. Also wie man schlechte Nachrichten schonend überbringt. Die beste je verfilmte Erklärung ist in “Unternehmen Capricorn” (US-Originaltitel: Capricorn One) nachzusehen. Dr. Kaster-Meurer hat natürlich nicht die dramaturgische Begabung eines Peter Hyams, der damals das Drehbuch schrieb und Regie führte. In ihrer Wahrnehmung hat es ausgereicht die Information nichtöffentlich weiterzugeben. Damit möglichst wenig Menschen die Enttäuschung und / oder Verärgerung in den Gesichtern der Mandatsträger sehen konnten. Gestern Abend im Hauptausschuß. Erst im Nachhinein ist dem ein oder der anderen Zuhörer*In ein gewisser Unterton aufgefallen, als die Oberbürgermeisterin über die Folgen der aktuellen haushaltslosen Zeit sprach.

Wer nicht zahlt, kriegt nichts

Und Leistungen aufzählte, die bisher freiwillig gewährt wurden. Und nun wegfallen. So zum Beispiel Präsente für Jubilare. Das führt zwar zu traurigen Einzelschicksalen. Berührt aber die Masse der Mandatsträger nicht. Daher hat Dr. Kaster-Meurer noch eine andere Einsparmaßnahme ersonnen: fürs Essen nach den Stadtratssitzungen werden künftig 5 Euro fällig. Erstmals am 30. Januar. Wer nicht zahlt, kriegt nichts. Und auch die Getränke bei Ausschußsitzungen sind ab sofort nicht mehr frei. Also theoretisch. Praktisch war das gestern noch so. Weil es die Stadtverwaltung nicht geschafft hat die Kasse aufzustellen. Aber diese Herkulesaufgabe soll schon am Mittwoch, wenn der Planungsausschuß tagt, unfallfrei bewältigt werden.

Im Vorjahr entschied die OBin noch ganz anders

Interessant ist, was die Oberbürgermeisterin nicht sagte: bereits im Vorjahr gabs im Januar keinen Haushaltsbeschluß, geschweige denn eine Genehmigung. Auch 2019 waren Präsente und Verköstigung freiwillige Leistungen. Selbstredend waren die Stadtfinanzen defizitär. Trotzdem hat die auch damals amtierende Dr. Kaster-Meurer die entsprechenden Ausgaben nicht gesperrt. Bei den Etatberatungen gabs sogar Häppchen und Pizza für alle. Vor einem Jahr. Und so wurden nach der Sitzung gestern in unterschiedlichen Gesprächsgruppen Gründe gesucht. Für das bei gleichem Sachverhalt vollkommen unterschiedliche Verhalten der Oberbürgermeisterin. Die größte Zustimmung fand die Lesart, dass es sich um eine Retourkutsche handelt: “ihr wollt mein Jugendamt, mein Telekomgebäude und mein Raketenjäckchen nicht.

Wasser, Wein und Spundekäs in Bosenheim

Also zahlt ihr künftig fürs Essen nach der Stadtratssitzung”. Wohl jenen, die Bosenheimer*Innen sind. Auch im Stadtteil ist haushaltslose Zeit. Und über das Stadtteilbudget (ein Euro je Einwohner*In), ebenfalls eine freiwillige Leistung, darf nur beraten, aber nichts ausgegeben werden. Allerdings sind im Bosenheimer Gemeindehaus Kühlschrank und Lager dank großzügiger Spender wohl gefüllt. Wenn am Mittwochabend der Ortsbeirat tagt, kann je nach Geschmack und Laune mit Wasser oder Wein nachgespült werden. Und eine Woche später beim Feierabendschoppen sogar noch mit dem leckeren Spundekäs des Ortsvorstehers und Brezeln aus der Bäckerei Heintz als Grundlage. Also alles richtig gemacht bei der Wohnortwahl.