Bettina Dickes heuert halbtags beim Pflegedienst an

BAD SOBERNHEIM – „Es war ein sehr gutes Gespräch“, resümierte Landrätin Bettina Dickes den Besuch Dr. Thomas Gebhart, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit, MdB, in Bad Sobernheim. Die Landrätin hatte den Staatssekretär zum Dialog mit den Leitungen der Seniorenresidenzen und der ambulanten Pflegedienste eingeladen. Das Gespräch fand in der Seniorenresidenz Felkebad statt. „Ich weiß aus vielen Gesprächen in Pflegeeinrichtungen oder mit ambulanten Pflegediensten, dass dort die Luft brennt“, so die Landrätin eingangs des Gesprächs. „Fachkräftemangel, aber auch eine zunehmende Bürokratisierung und Auflagen machen es den Pflegekräften immer schwerer, einfach nur ihrer eigentlichen Arbeit nachzugehen“.

Zum Dank für seinen Besuch und die offenen Ohren erhielt der Staatssekretär eine Hildegard-Kiste als Gruß aus der Region. Mit auf dem Bild ist Marietta Heiler-Eckes, die Leiterin der Seniorenresidenz Felkebad.

Diese Problemstellungen bestätigten die teilnehmenden Vertreterinnen und Vertreter der Pflege aus dem Landkreis Bad Kreuznach. Entbürokratisierung der Vorgänge und Entspannung bei der Fachkräftesuche sind nur zwei der drängenden Themen für die Pflegewelt. Die großen Herausforderungen rund um die Pflege kennt der Staatssekretär. Er sei während der Sommerpause in vielen Einrichtungen bundesweit unterwegs, die Problemstellungen seien oft die gleichen, versicherte er. Das Ministerium sei dabei, schnelle Lösungen zu erarbeiten beziehungsweise umzusetzen, um die Situation für alle zu verbessern. Eine dieser Initiativen zur Verbesserung der Situation sieht Dr. Gebhart im Digitalisierungsgesetz, welches der Bundestag noch in diesem Jahr beschließen soll.

Gebhart: „Die Digitalisierung soll helfen, die Dinge einfacher zu machen“. Neben guten Nachrichten zu Verbesserungen in den grundsätzlichen Rahmenbedingungen von Bürokratie bis Personalausstattung nahm der Staatssekretär auch Anregungen aus der Runde mit nach Berlin. So wurde etwa die Kritik der Pflegeleitungen in Richtung der Kostenträger mitgenommen. Diese würden teilweise Langzeitpflegeverordnungen, die Ärzte für die Patienten ausstellen, nicht anerkennen und immer wieder neue Verordnungen fordern. „Wenn ein Patient heute unter Demenz leidet und sich daher sein Insulin nicht spritzt, wird sich die Situation auch in einigen Monaten nicht verbessern“, machten die Leitungen deutlich. Dennoch würden Kassen dies teils nicht akzeptieren und neue Verordnungen anfordern.

Ebenfalls in die Kritik gerieten Kliniken, die Patienten teils auf Gedeih und Verderb schnellstmöglich entlassen, um Kapazitäten freizumachen. Immer wieder käme es vor, dass gerade freitags die Betten der Kliniken geleert würden – zulasten der Pflegedienste, die teils keine korrekten Verordnungen der Kliniken erhalten; auch würden die Kliniken die Patienten teilweise nicht mit den notwendigen Medikamenten eindecken. „Die Krankenhäuser werden leer gemacht, die Pflegedienste sollen übernehmen, wissen aber nicht wie oder mit welchen Medikamenten“. Hier konnte der Staatssekretär bereits gute Nachrichten vermelden. Ab Januar 2020 würde die Pflege der Patienten in Krankenhäusern nicht mehr – wie bis dahin – pauschaliert mitgezahlt, sondern separat.

In der Folge bedeute dies für Krankenhäuser, nicht schnellstmöglich Patienten entlassen zu müssen, sondern dass – wenn ein länger andauernder Krankenhausaufenthalt nötig ist – die Pflege für jeden Tag weitergezahlt wird. Die Landrätin resümierte das gemeinsame Gespräch als sehr positiv, einen Eindruck, den auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilten. Für das kommende Jahr kündigte Dickes bereits an, solle ein weiteres Gespräch terminiert werden, um den Soll-Ist-Abgleich fortzusetzen. Daneben wird sich die Landrätin im Oktober selbst noch einmal ein Bild von der Situation machen, indem sie einen halben Tag lang einen Pflegedienst bei Hausbesuchen begleitet.