ADD klärt Widersprüche um Weltkriegsbombe an der Heidenmauer auf

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Nur damit nachher keiner sagen kann “das habe ich ja nicht wissen können” hier zusammengefaßt die Fakten. Diese Seite hat durch umfangreiche Recherchen aufgedeckt, dass es die Stadtverwaltung über 70 Jahre lang unterlassen hat systematisch nach Kampfmitteln im Bereich Pfingstwiese / Güterbahnhof zu suchen. Obwohl dort 1944/45 hunderte Spreng- und Brandbomben abgeworfen wurden. Und seit über 200 Jahren der Jahrmarkt auf dem Gelände stattfindet.

Stadt verbreitet Plattitüde

Zu ihrer Verteidigung hat die Stadtverwaltung u.a. das Argument vorgebracht, sie habe keine Kenntnis von Blindgängern unter dem Jahrmarktsgelände. Die grosse Zahl der Leser*Innen hat das natürlich schnell gemerkt: hört sich zwar gut an, ist aber nicht zielführend. Sondern eine Plattitüde. Denn hätte die Verwaltung Kenntnis, säßen alle ruck-zuck in U-Haft, die nicht unverzüglich die Sperrung des Geländes angeordnet haben.

Nichtwissen als Folge von Untätigkeit

Von Bomben zu wissen und untätig zu bleiben wäre gemeingefährlich. Im vorliegenden Fall ist das Nichtwissen die Folge von Untätigkeit. Denn durch die auf Luftbildern dokumentierten über 300 Bombentricher im angesprochenen Bereich liegt hier ein hinreichender Verdacht vor, der zu einer Überprüfung schon in der Vergangenheit hätte führen müssen. Als zweite Behauptung führte die Stadtverwaltung an, es seien auf der Pfingstwiese Baumaßnahmen durchgeführt worden und bei diesen Gelegenheiten hätte sich kein Bombenfund ergeben.

Hinweis auf Bombenfund 2014

Wie abwegig diese Einschätzung ist, haben wir in dem Bericht “Stadt: keine Erkenntnisse über Kampfmittel im Boden des Jahrmarktsgeländes” konkret nachgewiesen. Und auf den Bombenfund an der Mensa an der Heidenmauer im Jahre 2014 hingewiesen. Gegenrede der Verwaltung durch Stadtrechtsdirektorin Häußermann: “Außerdem hätte der Zünder die Bombe, die 2014 in Bad Kreuznach ausgebaut wurde, nicht mehr zur Detonation führen können”. Auch dieser Hinweis klärt nicht auf sondern soll vom Thema ablenken.

Rhetorische Nebelkerzen

Da wird eine Bombe aus dem zweiten Weltkrieg nach 70 Jahren zufällig entdeckt. Und die Verwaltung erklärt ihre Untätigkeit mit dem Hinweis auf deren Ungefährlichkeit – so als ob es gefährliche Weltkriegsbomben nicht gäbe. Oder eine konsequente Suche erst nach Fund einer scharfen Waffe angezeigt wäre. Überregional schütteln Fachleute den Kopf über derartige rhetorische Nebelkerzen. Und dann steht diese Aussage der Stadt aus der vergangenen Woche im Gegensatz zu dem, was der Chef vom Kampfmittelräumdienstes Minuten nach der Entschärfung der Bombe im August 2014 sagte.

Widerspruch

Auf die Frage, wie gefährlich das war, antwortete er: “Gut, der Zünder war drin, es war noch ein großer Teil an Sprengstoff in der Bombe drin, das ist natürlich gefährlich die Zusammenstellung …” (Quelle: youtu.be/FBrQFJWgLLM). Zwischen “nicht mehr zur Detonation führen” und “gefährlich” haben nicht nur wir einen Gegensatz erkannt. Und haben die Stadtrechtsdirektorin und den Kampfmittelräumdienst der ADD um eine Stellungnahme gebeten. Heiderose Häußermann beschied uns abschlägig und stellte fest:

Sachinformation von der ADD

“Ich kann Ihnen nur noch einmal bestätigen, dass mir der Kampfmittelräumdienst mitgeteilt hat, was ich Ihnen am Montag gemailt habe”. Von der ADD in Trier kam eine substanzielle Aufklärung. Pressesprecherin Eveline Dziendziol teilte mit, dass “der Kampfmittelräumdienst immer bis zum Beweis des Gegenteils bei Entschärfungen davon ausgeht, das die Zünder voll funktionsfähig sind, weil diesen der tatsächliche Zustand äußerlich nicht anzusehen ist.

Zünder im Nachgang untersucht

Das gebietet die Vorsicht, die Vorschriftenlage und auch der Eigenschutz der Kollegen. Im Nachgang der damaligen Entschärfung wurde der Zünder untersucht und die Kollegen konnten feststellen, dass diese Bombe nicht hätte auslösen können. Wie bereits ausgeführt konnte diese Feststellung jedoch erst nach der Entschärfung und nachfolgender Untersuchung (in den nachfolgenden Tagen) gemacht werden.

Nicht relevant für das schlummernde Risiko

Vor Ort ist eine solche Untersuchung wegen fehlender technischer Möglichkeiten nicht möglich”. Auch wenn die Frage, ob die 2014 geborgene Waffe wie die Mühlenteichbombe 2002 scharf war – oder nicht, für das unter der Pfingstwiese schlummernde Risiko keine Rolle spielt: durch die Sachauskunft der ADD konnte immerhin dieses Detail verbindlich geklärt werden.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

30.07.19 – “Häußermann: “keine Erkenntnisse beim Kampfmittelräumdienst über eine konkrete Gefahr”
27.07.19 – “Stadt: keine Erkenntnisse über Kampfmittel im Boden des Jahrmarktsgeländes”