“Den Dreck vors Kreishaus kippen”

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Kopfschütteln und Empörung löst der Plan von Kreisabfalldezernent Hans-Dirk Nies (SPD) aus, in der kommenden Woche 7 städtische Glascontainerstandorte zu schließen. Ein Anwohner aus der Albrechtsstrasse (Name der Redaktion bekannt) kündigte gar an, dass er seinen “Dreck vors Kreishaus kippen” wird. Er meint damit Glasverpackungen.

Die hat er bisher an der Ecke Baum- / Salinenstrasse in die Sammelcontainer eingeworfen. Weil dort aber auch Sperrmüll illegal abgestellt wird, möchte Nies u.a. diese Container abholen lassen. Die verquere Logik des Kreisbeigeordneten: wenn da keine Sammelgefäße mehr stehen, wirft auch keiner mehr seinen Sperrmüll dorthin. Nies glaubt wohl auch, dass es nachts kälter ist, als draußen.

Nies-Vorstoss ohne Absprache

Und vermutlich gehört er heimlich den von der Heute-Show enttarnten Kabel-Isolierungsgegnern an. Die Kreisverwaltung veröffentlichte die Nies-Pläne am Montag dieser Woche per Pressemitteilung. Ohne vorherige Absprache mit der Stadtverwaltung, die lediglich Mitte Juni schriftlich vom Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Kreises aufgefordert wurde innerhalb von zwei Wochen Ersatzplätze einzurichten.

Beigeordneter fragte OBin

Wie schwachsinnig diese Forderung ist, weiß man in der Kreisverwaltung sehr wohl. Denn schon im Herbst vergangenen Jahres machte sich Hans-Dirk Nies bei dem Versuch selbst Standplätze im Stadtgebiet zu finden, die nicht im Besitz der Stadt stehen, lächerlich. Er schrieb mit der entsprechenden Bitte auch seine Parteifreundin Dr. Heike Kaster-Meurer bezüglich deren Grundstückes in der Alzeyer Strasse an.

Lachnummer im Stadtrat

Die lehnte – wie alle anderen – dankend ab und machte den Vorgang in einer Stadtratssitzung – zur Erheiterung der Ratsrunde – öffentlich. Die Dreistigkeit, mit der der Abfall-Genosse fast ein Jahr später nunmehr die Stadtverwaltung in Geiselhaft nimmt für seine eigene Unfähigkeit das grundlegende Problem (nämlich die unrechtmäßigen Müllablagerung) zu lösen, sorgt nicht nur bei Betroffenen für negative Kommentare.

Heinrich versucht zu retten

Auch Wolfgang Heinrich ist verärgert. Seit dem der Bürgermeister Kenntnis vom Container-weg-Plan erhalten hat, versucht er die Standorte zu retten. “Es kann doch nicht sein, dass die sich korrekt verhaltenden Menschen bestraft werden, weil die zuständigen Behörden die Müllsünder nicht ermitteln,” stellt Heinrich auf Anfrage dieser Seite klar. Der Bürgermeister hofft auf die Landrätin.

Bürger*Innenversteherin

Bettina Dickes als ausgewiesene Bürger*Innenversteherin wird, so seine Hoffnung, das kommunalpolitische Sprengpotential der Containerfrage erkennen. “Die Leute engagieren sich halt teilweise leider erst dann, wenn sie persönlich betroffen sind”, hat Heinrich beobachtet. Dann aber, so der Bürgermeister, könne auch schon mal ein Sturm losbrechen.

Mißstände ermittelt

Rund um das Kreishaus, das mitten in der Stadt steht, in der ein Sechstel der Container-Standorte nächste Woche geräumt werden soll. Heinrich hatte in der Stadtverwaltung schon vor Jahren eine Task-Force-Müll gegründet und mit Zustimmung der zuständigen Gremien eine Detektei beauftragt. Diese hatte sehr erfolgreich Tatverdächtige und Mißstände ermittelt.

Kreisverwaltung bequem

So unzählige Haushalte, deren Abfallgefäße nicht ausreichend groß dimensioniert waren. Oder gar keine hatten. Und daher Mehrmengen auf die Strasse warfen. Gerade in den relevanten Innenstadtbereichen hat sich an diesem Zustand leider nur wenig verändert. Weil es halt viel leichter für die Kreisverwaltung ist Blitzer aufzustellen. Als müll- und melderechtliche Verstösse zu verfolgen.

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