Stadt bricht Bus-Versprechen und läßt Festgäste bei 39 Grad laufen

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Sehr wahrscheinlich geht Matthias Heidenreich lieber zum Zahnarzt, als derartige Nachrichten zu überbringen. Den Gästen des Freundschaftsfestes am Kurhaus musste er gestern zunächst mitteilen, dass die Oberbürgermeisterin nicht erscheinen wird. Und dann auch noch erklären, dass der wochenlang beworbene und schriftlich versprochene Bustransfer vom Kurpark zum Bahnhof ausfallen muß.

Das führte zu erheblicher Verärgerung bei einer kleinen Gruppe von Festgästen, die sich auf die Ankündigungen der Stadt verlassen hatten. Bei 39 Grad im Schatten hatten diese am Europaplatz geparkt, gemütlich einen Spaziergang durch die Innenstadt zum Kurpark gemacht. Und sich für den Rückweg auf den angekündigten Bus verlassen. Der stand auch bereit.

An einer eigens für ihn eingerichteten Bushaltestelle in der Kaiser-Wilhelm-Strasse vor dem Acura-Gebäude. Mit Fahrplan-Aushang und allem Drum und Dran.

Auf Anfrage dieser Seite teilte der sichtlich betroffene Hauptamtsleiter mit, der Busfahrer habe erklärt den vorgesehenen Pendelverkehr nicht durchführen zu können, weil ein Sperrpfosten die Durchfahrt verhindere. Wie vor Ort in der Kaiser-Wilhelm-Strasse zu sehen war, stand da tatsächlich ein Sperrpfosten.

Wer dort ab und zu vorbeikommt weiß: das ist seit Jahren so. Auf diese Weise wird ein Schleichweg verhindert und die Verkehrsbelastung in der Schloßstrasse und vor der Acura-Klinik reduziert. Der Pfosten hat ein Schloß. Wieso es die Stadtverwaltung unterlassen hat den dieses Schloss öffnenden Schlüssel an den Busfahrer herauszugeben, ließ sich während des Festbetriebes nicht klären.

An einer anderen Stelle, nämlich an der Zufahrt von der Kurhausstrasse zum Festgelände, stellte die Stadtverwaltung unter Beweis, dass sie sehr wohl in der Lage ist Sperrpfosten zu entfernen. Um die Zufahrt für die Standbetreiber in den Kurpark zu ermöglichen war dies möglich. Um das Versprechen für die Festgäste einzulösen nicht.

“Ein Trauerspiel” war das (und die Abwesenheit des kompletten Stadtvorstandes beim Freundschaftsfest der Stadtteile) nicht nur in den Augen des Bosenheimer Ortsvorstehers Dr. Volker Hertel. Der war mit vielköpfiger Familie in den Kurpark gekommen. Und erfreute sich an den dort gebotenen sinnlichen Genüssen. Konnte damit aber die Erinnerung an die beiden Verwaltungs-Aussetzer nicht vollständig verdrängen.