Plastikfolie statt Rohr: Wasserschaden am Haus der Stadtgeschichte?

Angesichts der Probleme beim Casinogebäude fiel es der Stadtverwaltung leicht die Verzögerungen beim Haus der Stadtgeschichte aus dem Fokus zu rücken. Den Kauf hatte der Stadtrat schon 2010 beschlossen. Der Spatenstich erfolgte dann Ende Oktober 2016. Seit dem zieht es sich. Im Februar 2018 war die Stadtverwaltung noch sehr optimistisch. Bauleiter Bernd Frenger: „Wir konnten unseren Zeitplan bisher gut einhalten“.

Umzug sollte schon 2018 erfolgen

Daraus leitete die Stadt vollmundig ab, dass das Archiv “im Oktober/November” in seine neuen Räumlichkeiten in der Mannheimer Straße 189 – ins ehemalige „Betten Golling“ am Löwensteig – umziehen kann”. Gemeint und angekündigt war der Oktober 2018. Als der dann Mitte September 2018 kurz bevor stand und nicht einmal der Rohbau fertiggestellt war, ruderte die Oberbürgermeisterin zurück.

Finanztechnische Nebelkerze

Noch heute ist ihre finanztechnische Nebelkerze samt Ausrede für die Bauverzögerung auf der Stadtseite nachzulesen: „Der Zeitdruck für andere Großprojekte wie den Kornmarkt, die Mensa der Grundschule Planig oder das Multifunktionsgebäude auf dem Kuhberg war einfach größer,“ stellte Dr. Kaster-Meurer lapidar fest. Und um auch die letzten Kritiker zu verwirren, behauptete sie:

Keine neuen Gewerke vergeben

“Da die Finanzmittel für dieses Jahr aber bereits ausgeschöpft sind − im städtischen Haushalt wurden die Gelder auf die Jahre 2017, 2018 und 2019 verteilt − können derzeit keine neuen Gewerke vergeben werden”. Die Tatsachen, dass sich an den Haushaltsmitteln zwischen dem Februar und dem September 2018 nichts geändert hatte und sie allein es war, die für Stadtarchiv vorgesehene Mittel an andere Stelle ausgeben ließ, verschwieg die Oberbürgermeisterin.

Und weil derartige Details die grosse Mehrzahl der Stadtratsmitglieder eh nur langweilen, hat diesbezüglich auch nie jemand nachgefragt. Zudem Dr. Kaster-Meurer ja den nächsten voraussichtlichen Eröffnungstermin nannte: den “Mai 2019”. Auch der ist mittlerweile rum. Und ausser, dass das Gebäude seit einigen Monaten eingerüstet ist (Bild oben), tut sich nichts. Also fast nichts. Auf der Rückseite ist ein reger Abfluß festzustellen.

Allerdings nicht in die Kanalisation. Sondern ins Fundament. Schon seit Wochen ist die Dachentwässerung nicht mehr korrekt angeschlossen. Wozu auch die Mühe? Ist ja hinten am Gebäude. Das sieht ja keiner. Und die städtische Bauleitung hat besseres zu tun. Später wird dann schnell was zusammengetütelt. Und wenn dann in Jahren oder Jahrzehnten Schäden deutlich werden: wer mag dann noch Verantwortliche ermitteln?

“In der Planungsphase“

Mit dem nötigen Gleichmut ging die Leiterin des Stadtarchives, Franziska Blum-Gabelmann, schon Anfang 2018 an die Sache heran. Damals erklärte sie, “ich bin zuversichtlich, dass wir noch in diesem Jahr das Haus der Stadtgeschichte eröffnen können“. Von den Kollegen der Allgemeinen Zeitung auf exakte Umzugspläne angesprochen winkte sie laut AZ ab: „Dazu ist es noch zu früh – wir sind in der Planungsphase.“ Daran hat sich in den letzten 17 Monaten absolut nichts geändert.

Quellen: Allgemeine Zeitung vom 9.2. und 25.9.18 + bad-kreuznach.de