Selbst Stacheldraht hält sie nicht auf

Sie sind überall. Nicht immer zu sehen. Aber ständig zu hören. Von oben. Unablässiges Gurren. Und zwischendrin hektisches Geflatter. Ab und zu kommen sie zum Fressen auf den Boden. Aber dort hinterlassen Tauben nicht nur Futterreste. Sondern vor allem Kot. In Unmengen. Dreckig. Eklig. Nährboden für Keime und Ungeziefer. Krasses Beispiel in Bad Kreuznach: die “Vier Arschbacken”. Die an enge mittelalterliche Bebauung erinnernde Häusergemeinschaft zwischen Salz- und Eiermarkt ist Aufenthaltsort hunderter Tauben.

Dort haben sie sich in Dachstühlen und Giebeln eingenistet und verkoten Häuser und Strassen. Im Abwehrkampf gegen die geflügelten Intensivtäter greifen verzweifelte Bewohner auch zu drastischen Massnahmen. Selbst Stacheldraht wird zur Taubenabwehr eingesetzt. Wirkungslos. Die Vögel schei… drauf. Die Verhältnisse sind immer wieder Anlass für Beschwerden. Gernot Meyer-Grönhof beschäftigt sich beruflich mit schönen Dingen und ist eher entspannter Typ. Aber wenn der Bad Kreuznacher Künstler sein Atelier in der Schuhgasse verlässt und an den Vier Arschbacken vorbeigeht, ärgert er sich über den üblen Anblick und die Untätigkeit der Verantwortlichen. Sein Weckruf in den sozialen Medien erzielte eine hohe Resonanz.

Im Stadtrat war das Taubenproblem schon Gegenstand der Einwohnerfragestunde. Jetzt hat es die SPD-Fraktion aufgegrffen und einen Antrag gestellt. Darin wird die Stadtverwaltung aufgefordert, “im Sinne eines ganzheitlichen Konzeptes zeitnah, gemeinsam mit den betroffenen Anwohnern, Lösungsvorschläge zu erarbeiten, um nach Prüfung aller rechtlichen Möglichkeiten die Beseitigung des Taubendrecks zukünftig schneller und effizienter zu gewährleisten”.

Meinung: Warum nicht auch Ratten füttern?

Natürlich gehören nicht Wildtiere in den Zirkus, sondern Artisten. Und klar: das Abschlachten von Walen zu verhindern und im Bewusstsein zu halten, wie Greenpeace das tut, ist deutend. Zu recht machen wir uns seit einigen Jahren auch um Insekten Sorgen, nicht nur um die Bienen. Die Verarmung der Biosphäre schadet schon jetzt uns Menschen ganz konkret. Aber dieses endlich wachsende Umweltbewusstsein kommt – insbesondere in Städten – mitunter auf eine schiefe Bahn.

Egoisten fördern Taubenplage

Nämlich dann, wenn Wildtiere, die sehr gut ohne menschliche Unterstützung zurecht kommen, gefüttert werden. Unter dem Deckmantel vermeindlichen Tierschutzes werden persönliche Defizite kompensiert. Wer sich so verhält, dass andere Menschen mit ihm nicht mehr sprechen, füttert eben Tiere, um die gewünschte Aufmerksamkeit zu erhalten. Es sind also nicht Tierfeunde, sondern rücksichtlose Egoisten, die da futterstreuend durch Bad Kreuznachs Strassen und Gassen laufen und damit die Taubenplage fördern.

Es geht nicht um Tierschutz

Warum füttern solche Zeitgenossen zB keine Ratten? Weil die nicht so dankbar Gurren? Nein, weil die Ratten ausserhalb von Käfigen nicht wunschgemäss zur Verfügung stehen. Die selben Personen, die Tauben füttern, rufen beim Anblick von Spinnentieren nach dem Kammerjäger. Obwohl Spinnen wertvolle Helfer sind zB im Kampf gegen die sich ausbreitende asiatische Tigermücke. Hiesige Spinnen greifen bekanntermassen Menschen nicht an und verbreiten – anders als Tauben – auch keine Parasiten. Die Taubenfütterer machen so die ganze Unehrlichkeit ihres Handels deutlich. Es geht Ihnen nicht um Tierschutz, es geht Ihnen allein um die Befriedigung ihrer persönlichen Bedürfnisse. Die Taubenfütterer helfen den Vögeln nicht, schaden aber ihren Mitmenschen. Genau wie Falschparker und Ruhestörer sind sie zu bestrafen.

Weniger Tauben = weniger Kot

Wieso die SPD angesichts dieser Tatsachen ihren Vorschlag auf schnelleres Saubermachen beschränkt, statt die Beseitigung der Ursache zu fordern, bleibt das Geheimnis der Sozialdemokraten. Der beste Weg zu einer taubenkotfreien Innenstadt ist doch nicht die Erhöhung der Reinigungsfrequenz. Sondern die dramatische Verringerung der Zahl der Verkoter. Liebe SPDler: weniger Tauben = weniger Verkotung, das ist die einzig richtige Gleichung. Natürlich nicht auf dem Weg über Gift oder Abschuss. Sondern durch Durchsetzung des Fütterverbotes, Verringerung der wilden Taubenunterschlupfe und Betrieb von mehr kommunalen Taubenschlägen, in denen die Eier immer schön ausgetauscht werden. So wird keiner Taube eine Feder gekrümmt und deren Zahl innerhalb weniger Monate dramatisch reduziert. Aber da wird es natürlich von den vorstehend beschrieben Verwirrten Widerspruch gegeben. Und vor dem schreckt die SPD leider zurück.

Strigidus Minor