“Menschlichkeit hat gesiegt“

Am 03.11.2014 wurde das Haus der Familie Almohamed in Syrien durch einen Raketenangriff zerstört wurde. Dabei wurden die Mutter und ihre Tochter Nour schwer verletzt. Nour war damals 22 Jahre alt und verlor bei dem Angriff einen Arm. Ihren vier Brüdern und einer Schwester gelang die Flucht nach Deutschland und sie leben seit dem in Bad Kreuznach. Die Eltern verschlug es mit Nour in ein Lager in der Türkei. Die hier in Deutschland lebenden Geschwister hatten 2017 erreicht, dass die Eltern ein Visum erhalten, weil der 15-jährige Sohn Riyad ein Recht auf den Familiennachzug seiner Eltern hat. Die volljährige Nour hatte dieses Recht allerdings nicht. Die Eltern wollten ihre schwer behinderte Tochter aber nicht alleine schutzlos im Camp in der Türkei zurücklassen und blieben bei ihr.

Für solche extremen Fälle gibt es die Härtefallausnahme. In 2017 wurde davon bundesweit nur 80 Mal Gebrauch gemacht. Einer davon nach Einschätzung der zuständgen Kreisverwaltung Bad Kreuznach: Nour Almohamed. Aber auch in diesen Sonderfällen muss der Lebensunterhalt und die Krankenversicherung von der Familie nachweislich finanziert werden. Deshalb hatte das Pfarramt für Ausländerarbeit schon zu Beginn des Jahres zu Spenden aufgerufen. Der Kirchenkreis An Nahe und Glan und die Bürkle Stiftung hatten ihre Hilfe zugesagt.

Ersatzmutti Sabine Wusterhausen

In einem Pressegespräch am 19.10.18 konnten Nour Almohamed und ihre Eltern in Bad Kreuznach vom Ausländerpfarramt offiziell begrüßt werden. „Die Menschlichkeit hat gesiegt“, freute sich die Superintendentin des Kirchenkreises an Nahe und Glan, Astrid Peekhaus. Sie war von Anfang an der Meinung, dass „es es eindeutig ist, dass diese Familie zusammenleben muss.“ Der Vater von Nour Almohamed bedankte sich für die Hilfe. Nach mehr als vier Jahren kann die Familie jetzt wieder zusammen leben. Für die Mutter war es schlimm, ihren mittlerweile 16-jährigen Sohn vier lange Jahre lang nicht sehen und umarmen zu können. Als „Ersatzmutter“ hatte Sabine Wusterhausen fungiert. Sie kümmerte sich um die nach Deutschland gekommenen Kinder, half ihnen bei der Eingliederung in die Gesellschaft.

Nour möchte Deutsch lernen

Jetzt möchte Nour Almohamed zuerst die deutsche Sprache lernen und sich dann eine Arbeit suchen. Mit alten Menschen oder Kindern würde sie gerne arbeiten. Pfarrer Pick sagte: „Wir suchen jetzt eine Wohnung für die Familie und schauen nach Rehabilitationsmöglichkeiten für Nour.“ Dabei hat Dr. Borsche schon seine Hilfe zugesagt. Der Vater hofft, dass endlich eine geeignete Armprothese für seine Tochter gefunden wird. In dem Lager in der Türkei war das unmöglich. Die Familie Almohamed ist sichtlich froh und zutiefst dankbar für die Hilfe aus Bad Kreuznach und Umgebung. Sabine Wusterhausen konnte strahlend sagen: „Es war die Mühe der Arbeit wert.“ Pfarrer Pick ergänzte: „Wir wünschen euch alles Gute und Segen.“

Quelle und Foto: Evangelischer Kirchenkreis An Nahe und Glan, Öffentlichkeitsarbeit, Pastor Peter Dietz (Mandel)