Mantelsonntag: ver.di schweigt

Noch vor wenigen Wochen hatten Gewerkschaften und Kirchenvertreter mit deutlichen Worten gegen den “Herbstmarkt” als verkaufsoffenen Mantelsonntag gewettert. Hinter dem anderen Namen verberge sich die Absicht einen “rechtfertigenden Anlass für die Ladenöffnung zu konstruieren”. Alternativ wurde ein “Mantelsamstag” vorgeschlagen. Und Oberbürgermeisterin Dr. Kaster-Meurer sah sich Ende August gar zu einem Dementi genötigt (diese Seite berichtete am 30.8.18 unter der Überschrift “Kaster-Meurers Rabulistik”).

Seit September macht Pro City nun aktiv Werbung für den Mantelsonntag. Aber weder von der Stadtverwaltung noch von ver.di gibt es einen Kommentar. Im September 2017 hatte sich die zuständige ver.di-Mitarbeiterin Monika di Silvestre öffentlich klar gegen Sonntagsarbeit ausgesprochen und wörtlich angekündigt: “Ver.di wird auch in Zukunft gegen solche Sonntage vorgehen”. Lediglich im Fall des Mantelsonntages 2017 habe die Gewerkschaft “auf Grund der Verkettung von Umständen” davon abgesehen. Diese Stellungnahme ist auch heute noch auf rps.verdi.de nachzulesen.

Allerdings: zum Mantelsonntag 2018, der ja schon in weniger als drei Wochen ansteht, hat ver.di bis zur Stunde nichts erklärt. Eine schriftliche Anfrage dieser Seite vom Tage wurde von Monika di Silvestre ebensowenig beantwortet, wie eine fernmündliche Rückrufbitte. Rechtsanwalt Dr. Friedrich Kühn (Leipzig), der laut ver.di im Rahmen des Genehmigungsverfahrens einen Schriftsatz einreichte, befindet sich laut Auskunft seiner Kanzlei im Erholungsurlaub und konnte daher für eine Stellungnahme nicht erreicht werden.

“von ver.di mehr erhofft”

“Ich muss am 28. Oktober arbeiten, obwohl ich das nicht will”, erklärt dieser Seite dazu eine Verkäuferin. Die 52jährige will aus Sorge vor arbeitsrechtlichen Konsequenzen nicht namentlich genannt werden. “Von der Gewerkschaft hätte ich mir mehr erhofft”, zeigt sie sich enttäuscht. “Wieso haben die noch vor ein paar Wochen gegen den verkaufsoffenen Sonntag gewettert, wenn sie jetzt nichts tun?” ärgert sie sich. Diese Seite hätte die Frage gern an ver.di weitergegeben. Aber auch Dennis Dacke, Bereichsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des ver.di-Landesbezirks Rheinland-Pfalz-Saarland, reagierte weder auf eine schriftliche noch auf eine fernmündliche Anfrage.