Glockengeläut versus Märchen

Ein Mikrophon braucht Erich Menger (SPD) nicht. Er spricht von Haus aus sehr laut. Hinter vorgehaltener Hand ist sein Spitzname “Brüller”. Als er in der Stadtratssitzung am 27.9.18 wortgewaltig und dezibelstark ein “Glockengeläut” ankündigte, zuckten einige in der Runde und auf den ZuhörerInnenbänken trotzdem zusammen. Denn nur wenige Meter von einer solchen Extremschallquelle entfernt wurden Schäden am Trommelfell befürchtet.

Heinrich ein Grimm?

Spätestens jetzt hellwach gab CDU-Fraktionschef Werner Klopfer in seiner Replik aktuelle Ergebnisse der Ahnenforschung zu Stadtvorstandsmitgliedern bekannt und siedelte den Kämmerer, einen geborenen Heinrich, in die Familie der Gebrüder Grimm um. Heinrichs Darstellung der Abwasser-Missstände in und um Bad Münster am Stein – Ebernburg (BME) seien das “Märchen vom riesigen Sanierungsstau”. Wie schon im Finanzausschuss (diese Seite berichtete am 21.9.18 unter der Überschrift “Genöle, Beleidigungen und Sanierungsstau beim BME-Abwasser”) forderte er den Kämmerer auf “ständige Rückschläge gegen die Leute” im Stadtteil zu lassen und verlangte einen Ausgleich der Millionenbeträge “von der Solidargemeinschaft”.

“früher deutlich günstiger”

Klopfers Hinweis auf die “Vermögenswerte”, die Bad Kreuznach mit BME übernommen habe, führte bei einem Zuhörer zu der Frage, “meint der damit die 13 Millionen Sanierungskosten fürs Kurmittelhaus?”. Diese Frage blieb unbeantwortet. Klopfers Ausführungen aber nicht ohne Widerspruch. Linken-Stadtrat Locher wies auf die jahrelange Misswirtschaft in BME hin und führte als Motiv dafür die Absicht an, sich “lieb Kind bei den Gebührenzahlern zu machen”. Stadtratsmitglied Mirko Kohl (CDU) merkte in einem Zwischenruf an, dass durch die unterlassenen Sanierungen in BME dort die Beiträge jahrelang “früher deutlich günstiger” waren und meinte damit: was dort heute mehr bezahlt werden muss, haben die Betroffenen vor Jahren nicht bzw weniger bezahlt, eine Mehrbelastung fällt über die Jahre gesehen also gar nicht an.

Einmütig dafür

Mengers Hinweis, es werde noch “sieben Jahre” dauern, bis die Abwassertarife in BME und Bad Kreuznach angeglichen werden könnten, ließ Klopfer erstaunt bemerken, dass sein SPD-Ratskollege “dem Bürgermeister die Prognose abnimmt”. Um das postwendend zu erklären: “Bei Parteikollegen wohl möglich”. Bei der Abstimmung gab es dann neben einer Enthaltung nur Jastimmen für den Verwaltungsvorschlag.