Aufs WC für die Stromgewinnung

Wenn ein Gässje das andere “Du Stromer” schimpft, ist das keine Beleidigung. Sondern eine zutreffende Tatsachenbehauptung. Diese auf den ersten Blick verwunderliche Erkenntnis stammt nicht aus einem Gerichtssaal. Quelle der Weisheit ist die städtische Kämmerei. In einer Beschlussvorlage für den Finanzausschuss, der heute um 17.30 Uhr öffentlich im Else-Liebler-Haus tagt, wird dargelegt, was das Bad Kreuznacher Abwasserwerk mit dem Klärschlamm macht. Der wird teils auf landwirtschaftliche Flächen verteilt. Teils wird er – zwecks Stromerzeugung – in einem Braunkohlekraftwerk verbrannt. Ob sich der Heizwert des an der Nahe produzierten Biomaterials positiv oder negativ von dem aus anderen Städten abhebt, ist nicht ausgeführt. Durch die Darlegung der Kämmerei hat jetzt jedenfalls jede und jeder, der das WC länger nutzt, eine gemeinwohldienliche Erklärung: er sie es tut etwas für die Stromgewinnung.

Aus KH mit KL in MZ verbrennen

Weil die – kostengünstigere – Verwendung des Schlammes in der Landwirtschaft absehbar verboten wird, schon jetzt immer strengeren Umweltauflagen unterliegt und die Braunkohlekraftwerke ebenfalls keine Zukunft haben, musste die Verwaltung eine Alternative suchen. Diese sieht die Kämmerei in einem Vertrag mit der Stadtentwässerung Kaiserslautern, die den Schlamm aus Bad Kreuznach in Mainz in einer sich “im Bau befindlichen Monoverbrennungsanlage der TVM GmbH verwerten” möchte. Gegen Entgelt versteht sich. Wie hoch das genau sein wird steht nicht fest. Es soll sich um einen “Selbstkostenerstattungspreis” handeln, der nach den Grundsätzen des öffentlichen Peisrechtes berechnet wird.